Artvergnügen: 11 Ausstellungstipps, die im Juni 2024 auf eurer Hamburg-Bucketlist stehen sollten
Eines können wir auf jeden Fall direkt verraten: Im Juni haben die Galerien und Ausstellungshäuser Hamburgs wieder einige Must-Sees im Angebot. Und seien es nun die Themen Nächstenliebe und Aktivismus, Begegnungen, Migration oder Geschichte – in jedem dieser Kunst-Tipps werden wir von den Künstlerinnen und Künstlern auf andere Art und Weise zum Hinschauen und Nachdenken angeregt. Freuen wir uns also auf einen spannenden Monat voller großer und kleiner Ausstellungs-Highlights in Hamburg.
1 untranquil now: eine Konstellation aus Erzählungen und Resonanzen
Eine reine Ausstellung ist "untranquil now" nicht: Stattdessen vereint dieser Kunst-Tipp nicht nur die Werke einer ganzen Reihe von Künstler*innen, sondern auch ein Perfomance- und Filmprogramm. Die Arbeiten beleuchten Machtkonfigurationen und erzählen bewegte Geschichten, die an den unterschiedlichsten Orten spielen: Es geht von einem modernistischen Gebäude, zu einem Sozialwohnungsbau, einem Dach, einem öffentlichen Platz, einem Park, einem verlassenen Standort, einer archäologischen Ausgrabungsstätte bis hin zu einer industriellen Plattform.
2 Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson
Henri Cartier-Bresson war ein berühmter Fotojournalist, Kunstfotograf und Porträtist, der vor allem für sein Gespür für den "entscheidenden Augenblick" bekannt war. Seine Arbeiten zählen zu den wichtigsten Werken der Street Photography, fangen Begegnungen und Situationen gezielt ein und spiegeln die Gefühle wider, die in genau diesem Moment präsent waren. In der Retrospektive des Bucerius Kunst Forums werden insgesamt 240 Bilder des Künstlers ausgestellt. Mit dabei sind neben Alltagsfotografien auch seine eher surrealistischen Werke, politische Fotoreportagen und seine Porträts berühmter Persönlichkeiten.
3 William Blakes Universum
William Blakes Werke haben einen ganz eigenen Charakter, sind mystisch und ein bisschen düster. Der Grafiker und Zeichner aus Großbritannien lebte um 1800 herum, verarbeitete in den Bildern nicht nur seine Vision nach universeller Erlösung, sondern auch viele Dinge, die zu der Zeit und um ihn herum passierten: Krieg, Revolution, Sklaverei und Unterdrückung. Weil der Künstler außerhalb Englands bisher wenig bekannt ist, ist diese Ausstellung auch etwas ganz Besonderes. Sie zeigt zum ersten Mal all seine Werke aus den Beständen des Fitzwilliam Museums in Cambridge und des Sammlers Geoffrey Keynes. Insgesamt sind in der Hamburger Kunsthalle ab Mitte Juni etwa 120 Werke von William Blake zu sehen.
4 Feste feiern!
Feiern – das können wir! Und zwar schon immer. Die Ausstellung des Museums für Kunst und Gewerbe ist noch bis August zu sehen und zeigt nicht nur, wer wann alles gefeiert hat, sondern macht auch deutlich, warum Feste für uns so wichtig sind. Schon in der Antike brauchten die Menschen diese "Form der geregelten Überschreitung", konnten dank Festen ihre Ängste und Sorgen vergessen und einfach mal abschalten – etwas, das sich bis heute nicht verändert hat. So präsentiert die Ausstellung dazu entsprechende Exponate und zeigt einen Filmessay. Außerdem haben sich mehrere junge Illustrator*innen Gedanken zu den antiken Bildern gemacht und sie neu beleuchtet.
5 Sandra Mawuto Dotou – "Conscious and Collective Love"
Nächstenliebe: Ein Wort, das viele vielleicht in erster Linie mit der Bibel verknüpfen. Doch was steckt hinter diesem Begriff, der auf den ersten Blick so altertümlich und religiös scheint? Die Kommunikationsdesigner*in Sandra Mawuto Dotou ist ihm mit ihrem Projekt "Conscious and Collective Love" auf den Grund gegangen. Ihre Recherche führte Dotou unter anderem nach Togo, wo sie auf eine selbst verwaltete Skate-Community sowie eine durch das togische Recht potenziell gefährdete, queere Gemeinschaft traf. Zudem besuchte sie auch Personen aus der internationalen Ballroom-Szene, die ihren Ursprung in der amerikanischen Trans-Szene hat. Mit all diesen Communitys sprach die Kommunikationsdesigner*in darüber, wie es ihnen gelingt, sich selbst Schutzräume schaffen und wie sie sich gegenseitig unterstützen. Wer sich "Conscious and Collective Love" ansehen möchte, den erwarten Videos, Fotos, typografische Arbeiten und Mitmach-Aktionen.
6 Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute
Das Grundgesetz wurde im Mai 75 Jahre alt. Um daran zu erinnern, wie wichtig es ist und welche Tragweite es hat, stellt das Schloss Reinbek zum Thema „Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute“ aus. Auf 38 Tafeln werden Weltbilder und Gewalttaten rechtsextremer Menschen und Nationalsozialisten in Hamburg und im Umkreis gezeigt. Zudem kommen in der Ausstellung auch die Betroffenen und Angehörige der Opfer zu Wort und es wird gezeigt, wie Gesellschaft und Politik in Hamburg sich gegen die Rechte Gewalt zur Wehr setzten.
7 Christiane Leptien – Kontakt
Müsste man das Kernthema der Künstlerin und Gestalttherapeutin Christiane Leptien in einem Wort zusammenfassen, dann wäre das: Menschen. In ihren Arbeiten zeigt sie vor allem Gesichter, sehr nah und detailreich. Sie greift Emotionen auf, fängt Augenblicke ein und bringt die Betrachter*innen durch die kleinen Bild-Ausschnitte ganz nah an ran. Noch bis Mitte August kann man sich die Werke der Künstlerin in der Bergedorfer Museumslandschaft ansehen.
8 Noémi Barbaglia – "The Hallway"
"The Hallway" bedeutet zu Deutsch "Der Flur", und ist die erste Einzelausstellung von Noémi Barbaglia. Die Künstlerin hat sich hierfür einer raumübergreifenden Installation gewidmet und verwandelt die Location des Kunstvereins Harburger Bahnhof in ein großes Kunstprojekt. Hierfür arbeitet sie unter anderem mit Schleiern als Metapher für das Innen und Außen, das Davor und Dahinter. Außerdem sorgt sie mit der Installation auch dafür, dass wir uns und unsere Position in sichtbaren und unsichtbaren Räumen überdenken. Wie das Ganze aussieht, kann man sich ab Juni im Fernbahnhof des Harburger Bahnhofs ansehen.
9 "FRAUEN, MIGRATION, KUNST UND ERMÄCHTIGUNG“ – Ein Kunstprojekt
Welchen Herausforderungen müssen sich Migrantinnen stellen? Das Kunstprojekt "Frauen, Migration, Kunst und Ermächtigung" von Künstlerin und Aktivistin Juli B. zeigt eine breite Auswahl an Werken verschiedener Künstler*innen aus Afghanistan, dem Iran oder anderen Ländern, aus denen Frauen zu ihrer eigenen Sicherheit fliehen mussten. Sie verdeutlichen Traditionen und die tiefe Verbundenheit mit ihrer Heimat, aber auch die Herausforderungen, denen man sich als Migrant*in stellen muss. Juli B. engagiert sich weltweit für Frauen- und Menschenrechte, hat dafür unter anderem auch die Plattform penresistance.org gegründet, die in erster Linie Künstler*innen aus Afghanistan eine Möglichkeit bieten möchte, sich durch Worte, Bilder und Co. auszudrücken.
10 Neulich in Niendorf
Nicht jede und jeder Hamburger*in wird mit dem Stadtteil Niendorf viel in Verbindung bringen können – dabei ist unter anderem der große Stadtwald Niendorfer Gehege ein guter Anlaufpunkt, um dem Trubel der City etwas zu entgehen. Die Hamburger Künstler*innengruppe Malverwandtschaften hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, (nicht nur) Außenstehenden die vielen Gesichter Niendorfs zu präsentieren. Mit farbenfrohen Bildern und Poesie stellen sie in der verwunschenen Mutzenbecher Villa im Niendorfer Gehege aus. Ergänzt wird die Ausstellungen durch die Schulklasse 6c der Stadtteilschule Niendorf, die sich ebenfalls damit auseinandergesetzt hat. Wer direkt zur Vernissage am 22. Juni vorbeischauen möchte, den erwartet zur Eröffnung außerdem klassische Live-Musik und eine Kunst-Auktion ausgewählter Werke.
11 Monotype
Einst war sie die "Königin unter den Setzmaschinen". Genau deswegen widmet das Museum der Arbeit der Monotype, einer Setzmaschine für das Hochdruckverfahren von Büchern und anderen typografisch anspruchsvollen Drucksachen, eine eigene Ausstellung. Innerhalb einer Führung von etwa einer Stunde wird sie den Besucherinnen und Besuchern nähergebracht und live vorgeführt, außerdem werden die zahlreichen Kunstbücher präsentiert, die im Museum der Arbeit mit der Monotype angefertigt wurden.