All-time-Favorites: 11 gruselige Romane, die euch heute Nacht den Schlaf rauben

© Alexandra Brucker

Verschreckte Angsthasen, bitte zusammenrücken. Mit der richtigen Lektüre seid ihr stark und schafft es gemeinsam durch die Halloween-Nacht (oder andere Grusel-Nächte). Unsere Nackenhaare stehen bereits überglücklich Spalier und jauchzen in Aussicht auf frische, furchteinflößende Druckerschwärze. Et voilà, greift zu: 11 Schauerromane, die selbst Dracula-Nostalgikern und Frankenstein-Fans der alten Schule ein gepflegtes Muffensausen bereiten. Verflucht, unser heißer Kakao hat eine Gänsehaut bekommen!

1. „Unheimliche Geschichten“ von Edgar Allan Poe

© Alexandra Brucker

Die Berliner Künstlerin Kat Menschik hat sich die „unheimlichen Geschichten“ von Edgar Allan Poe, Vater der Schauergeschichten, vorgeknöpft und neu illustriert: Da kracht neonorange auf dunkelviolett und setzt das Delirium der Poe-Texte so um, dass es uns bereits angenehm gruselt, wenn wir auch nur über das Cover streicheln. Über die Schrift spannt sich ein transparentes Herz mit Adergeflecht, während auf der Rückseite des Buches eine Wirbelsäule mit Rippen den Gruselgenuss steigen lässt. Aufgeregt schlagen wir das Werk auf und schlüpfen in drei surreale, psychedelische Geschichten: Eine widerspenstige Katze mit nur einem Auge, die auf Rache aus ist, ein teuflisches Männchen im Glockenturm, dass die 13. Stunde schlägt und ein ganzes Dorf durcheinanderbringt. Das Ergebnis: ein innerlich wie äußerlich explosives Büchlein!

Der erste Satz: „Gewiss! – nervös – ganz, ganz schrecklich nervös war und bin ich; aber warum sagt ihr, dass ich verrückt sei?“

„Unheimliche Geschichten“ | Edgar Allan Poe |Kat Menschik (Ill.)| Galiani-Verlag | April 2018

2. „Die kleine Hand“ von Susan Hill

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Kein Horror, auch kein Schocker, sondern zarter, englischer Schauerstoff: Ein luxuriöser Landsitz, ein abgelegenes Kloster in Frankreich, außerdem die betörende Bodleian Library in Oxford, schließlich das verlassene White House, wohin es Adam Snow zu Beginn der Geschichte durch eine Irrfahrt verschlägt. Von der Neugierde gepackt, läuft der Antiquar durch den verwilderten Garten, unwiderstehlich angezogen von dem Anwesen, als plötzlich eine kleine kalte Hand nach seiner greift. Was ihn zunächst nur fasziniert, entwickelt sich zu einer Erinnerung, die ihn immer wieder heimsucht. Es folgen Panikattacken und Albträume. So klar die Dialoge und zart gehalten die Erzählung, desto dringlicher klammern sich die hartnäckigen Finger an Snow. Schafft Ihr es, Euch dem Griff von Susan Hills „kleiner Hand“ zu entwinden? 

Der erste Satz: „Um kurz vor neun versank die Sonne in einer rauchig violetten Wolkenbank, und ich hatte mich verfahren.“

„Die kleine Hand“ | Susan Hill | Gatsby / Kampa Verlag | Oktober 2019

3. „Slade House“ von David Mitchell

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Man nehme: eine Wenigkeit Dracula, eine Prise Dorian Gray, ein Quäntchen Mr. Hyde. Geschüttelt, nicht gerührt, mit einer außerordentlichen Portion an britischem Humor und einer schwindelerregenden Anzahl von Querverweisen auf „Alice im Wunderland“ oder „Rocky Horror Picture Show“. Dazu eine Szenerie, die an einen Tim-Burton-Film erinnert, natürlich der obligatorische Londoner Nebel, mürrische Pub-Besitzer und andere exzentrische Figuren. Heraus kommt ein verspielter Schauer-Knaller von Autor David Mitchell. Alle neun Jahre finden Besucher den Weg durch eine enge, unscheinbare Eisentür, um im Slade House ihre Seele zu verlieren. Es lockt das Geschwisterpaar Grayer, das seine Seelenraubzüge vergnüglich als „Tage der offenen Tür“ bezeichnet. Wir geben einem der bald sterbenden Protagonisten Recht: Slade House ist „wie ein Brettspiel, das ein besoffener M. C. Escher mit einem Stephen King im Delirium ersonnen hat“.

Der erste Satz: „Der Bus fährt weiter, und Mums Worte gehen im rußigen Rumpeln unter.“

„Slade House“ | David Mitchell | Rowohlt Verlag | Mai 2018

4. „Unterm Birnbaum“ von Theodor Fontane

© Alexandra Brucker

Mit expressivem Strich hat die Hamburger Künstlerin Birgit Weyhe Theodor Fontanes Grusel-Novelle „Unterm Birnbaum“ adaptiert. Der Geschichte liegen reelle Kriminalfälle zugrunde, die ein preußisches Dorf mit all seinen menschlichen Abgründen aufleben zu lassen. Gastwirt Abel Hradscheck und seine Frau Ursel ermorden aus Angst vor der Armut einen Weinlieferanten. Fortan zieht es das Ehepaar in einen unheilvollen Strudel der Furcht und des Verbergens. In den Zweigen des Birnbaumes zeichnet sich bereits ein Totenschädel ab. Auch Mutter Jeschke, die neugierige Alte von nebenan, prophezeit uns das ungute Ende der Geschichte in ihren Tarotkarten. An oberster Stelle ihres Kartendecks schwingt nämlich der Knochenmann vorfreudig seine Sense.

Der erste Satz: „Hmm… Gut! Was läuft er schon wieder durch seinen Garten… der Abel Hradschek. Wie ein gefangenes Tier.“

„Unterm Birnbaum“ | Theodor Fontane | Birgit Weyhe (Ill.) | Carlsen Verlag | April 2019

5. „Palast der Finsternis“ von Stefan Bachmann

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Im Oktober 1789 fliehen die vier Mädchen des Marquis Frédéric du Bessancourt vor den Aufständischen in den unterirdischen Palast, den ihr Vater erschaffen hat, um dem Schrecken der französischen Revolution zu entkommen – oder laufen sie dem Grauen geradewegs in die Arme? Zurück in die Gegenwart: Die 17-jährige Anouk folgt der Einladung der Familie Sapani, die sie zusammen mit vier weiteren Jugendlichen für eine Expedition in Frankreich ausgewählt hat. Sie sollen den unterirdischen Palais du Papillon erforschen, der zufällig unter einem Schloss gefunden wurde. Das Abenteuer im finsteren Palast kann beginnen: 34 Meter unter der Erde befinden sich Protagonist*innen und Leser*innen in einer (Alb-)Traumwelt – und sind plötzlich auf der Flucht. Wovor? Eine Geschichte voller Irrwege und klaustrophobischer Momente, blutiger Experimente und diesem unheimlichen Sirren. Ist es Fantasy? Abenteuer? Horror? Ein Historienroman? Findet es heraus!

Der erste Satz: „Ich hörte, wie es gebaut wurde, Vaters geheimes Versailles, ein Palast unterhalb eines Palastes, ein Reich aus Gold und Kristall, verborgen in den Wurzeln Frankreichs.“

Das Buch: „Palast der Finsternis“ | Stefan Bachmann | Diogenes Verlag | August 2017

6. „Melmoth“ von Sarah Perry

© Alexandra Brucker

Mit „Melmoth“ widmen wir uns einer ganz und gar merkwürdigen Geschichte. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Melmoth ist des Merkens würdig. Die dunkle Gestalt hat etliche Namen und Gesichter: Melmoth, Melmotte, Melmotka, Melmat ist laut Legende verdammt, für alle Ewigkeit in Einsamkeit auf der Erde zu wandeln und die armen sündigen Menschen heimzusuchen, deren Gewissen nicht frei von Schuldgefühlen ist. Unglücklicherweise ist Melmoth inzwischen auch im Prag der heutigen Zeit gelandet. Denn soeben hat die Übersetzerin Helen Franklin von ihrem Freund Karel ein Manuskript erhalten. Es handelt sich um eine Sammlung historischer Quellen über Melmoth, der Zeugin. Nach Karels Verschwinden versinkt Helen in den Dokumenten. Es wird ihr klar: Melmoth ist auf der ganzen Welt bekannt, sie taucht überall auf, mit ihren blutigen Füßen und reicht einem die Hand. Die Zeugin beginnt nun auch, Helens Leben zu beeinflussen. Abgesehen von der Dauergruselstimmung des Buches, schafft es Sarah Perry sehr philosophische Fragen aufzuwerfen. Wer schaut hin, wenn niemand hinschaut? Wer ist Zeuge? Wer erinnert sich?

Der erste Satz: „Mein lieber Dr. Pražan, ich bedaure es zutiefst, aber ich bin gezwungen, dieses Manuskript in Ihre Hände zu legen und Sie damit zum Zeugen meiner Taten zu machen.“

„Melmoth“ | Sarah Perry | Eichborn Verlag | September 2019

7. „Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ von Rebecca Green

© Alexandra Brucker

Vielleicht wollten wir unseren Puls tatsächlich senken, als wir zum Gespenster-Buch von Rebecca Green gegriffen haben. Wir haben unseren Nerven gerade ein Beruhigungsserum für zwischendurch verschrieben und uns an die gute, alte, entspannte Zeit erinnert. Damals, als der größte Nervenkitzel darin bestand, dass der kleine Vampir an einem Glas Tomatensaft nippte und sich die kleine Hexe und Rabe Abraxas mit der Muhme Rumpumpel anlegten. Beim Lesen von „Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ haben wir dem bildenden Sachbuch folgende Lehren entnommen: 1stens: Gespenster lassen sich insbesondere mithilfe von Phantombildern gut ermitteln, 2tens: Schlafende Gespenster haben jede Menge Albträume, 3tens: Geister lieben Albträume und 4tens: Dafür sorgen, dass keiner eurer Gespenst mit Schlagsahne oder einem Marshmallow verwechselt. Alles notiert?

Der erste Satz: „Gruselt dir auch vor Gespenstern? Dann ist die Vorstellung, dich mit einem anzufreunden, vielleicht ein bisschen unheimlich.“

„Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ | Rebecca Green (Ill. / Text) | Diogenes Verlag | September 2019

8. „Der Vogelgott“ von Susanne Röckel

© Alexandra Brucker

Es beginnt mit einer Sünde. In einem einsamen Bergdorf tötet Ornithologe Konrad Weyde einen Greifvogel, der den Bewohnern heilig ist. Das verstörende Erlebnis, das der Vater beim Fang des Vogels hatte, scheint wie Gift in seine drei Kinder hineingeflossen zu sein. Theodor, Dora und Lorenz haben zwar nicht seine Liebe zu Vögeln geerbt, doch sonderbarerweise kommen sie alle drei mit geflügelten Wesen in Berührung und entwickeln dabei eine Besessenheit, die alles andere in ihrem Alltag weichen lässt. Autorin Susanne Röckel füttert uns mit Legenden und Märchen, zwielichtigen Menschen, rätselhaften Bildern und einer Sprache, die angenehm aus der Zeit gefallen scheint. All das führt zu einem unvermeidlichen Sog, weiterlesen und das Rätsel aufklären zu wollen.

Der erste Satz: „… Es war, wie mir bald klar wurde, jene sagenhafte Gegend, von der ich bei den Großen meines Faches schon so viel gelesen hatte.“

„Der Vogelgott“ | Susanne Röckel | Jung und Jung Verlag | März 2018

9. „Klassiker des Schreckens“ mit Geschichten von Bram Stoker, Shirley Jackson u. a.

© Alexandra Brucker

Was das kleine Schwarze in der Mode, das ist das kleine Gelbe in der Schule. Unsere allerersten Literatur-Klassiker haben wir wohl als gelbe Reclam-Heftchen in Erinnerung. Dabei kann Reclam auch schwarz-rot-blutig. In der Anthologie „Klassiker des Schreckens“ findet ihr Geschichten für schaurig-schöne Stunden. Die kurzweiligen Stories entstammen den Federn der Kings and Queens des Grauens: Bram Stoker, Edgar Allan Poe oder Shirley Jackson entführen euch in die Welt des Schreckens und begraben Leseratten lebendig. Alleine bei diesen Titeln kräuselt sich unser bereits völlig verstörtes Nackenhaar: das Präparat, das Ding auf der Schwelle und Evelines Heimsucher… Habt Spaß und Angst!

Der erste Satz: „Von dem Augenblick an, wo er die Grenze des Landes überschritten, das von dem Tode beherrscht wird, hatte er das Licht des Tages noch nicht wieder erblickt, obgleich die Zahl von vierundzwanzig Stunden schon mehrere Male vorübergegangen war.“

„Klassiker des Schreckens: Geschichten für schaurige Stunden“ | Reclam Verlag | Juli 2019

10. „Das Geheimnis von Shadowbrook“ von Susan Fletcher

© Alexandra Brucker

„Osteogenesis imperfecta“: Die seltene Glasknochenkrankheit, unter der Clara Waterfield leidet, hinterlässt selbst bei kleine Erschütterungen in ihrem zarten Körper Knochenbrüche. So formen Bücher, die Reisegeschichten ihrer Mutter und ein gut ausgepolstertes Haus den Alltag der jungen Frau. Als Clara volljährig wird, erlaubt ihr der Arzt endlich den Gang in die Außenwelt. Ihre Besuche im Tropenhaus eines Botanischen Gartens wecken ihr Interesse für die Pflanzenkunde und bescheren ihr im Jahr 1914 den Auftrag, in Shadowbrook den Aufbau eines Gewächshauses mit exotischen Pflanzen aus den Kew Gardens zu überwachen. Doch etwas stimmt nicht in diesem Haus. In Shadowbrook sind die meisten Zimmer verlassen, der Hausherr immer auf Reisen, die Dienstmädchen und benehmen sich merkwürdig. Nachts soll es spuken. Clara allerdings glaubt an die Wissenschaft und nicht an Geister – oder doch?

Der erste Satz: „Mit meinem Gerüst stimmt etwas nicht.“

„Das Geheimnis von Shadowbrook“ | Susan Fletcher | Insel Verlag | Oktober 2019

11. „Die Halloween-Party“ von Agatha Christie

© Alexandra Brucker

„Ich habe mal einen Mord gesehen“, prahlt die vorlaute Joyce Reynolds im Vorfeld einer Halloween-Party, doch keiner will ihr Glauben schenken. Die Dreizehnjährige möchte doch immer nur im Mittelpunkt stehen. Da steht sie nun auch, wenige Stunden später, als man sie ertränkt im Wassereimer wiederfindet. An dieser Stelle muss der belgische Meiserdetektiv her! Die konfuse Ariadne Oliver und Spürnase Hercule Poirot stürzen sich mit Eifer in diesen Fall: Kaum lässt Poirot mit französischem – pardon, belgischem Charme seine kleinen grauen Zellen warmlaufen, treffen wir schon auf langhaarige Hippies in Samtjacken und Schlaghosen, lesbische Lehrerinnen, frühreife, altkluge Kinder und Aupair-Mädchen auf Abwegen. Fans eines gemächlichen Krimis der alten Schule sollten unbedingt zugreifen. Denn was wäre die Hamburger Schietwetter-Saison ohne den richtigen Agatha-Christie-Stoff auf dem Nachttisch?

Der erste Satz: „Die Kindergesellschaft bei den Drakes sollte am Abend stattfinden.“

„Die Halloween-Party“ | Agatha Christie | Atlantik Verlag | Oktober 2018 (Achtung, dieser Roman ist in Deutschland bereits unter dem Titel "Schneewittchen-Party" beim Scherz Verlag erschienen.)

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