Theatervergnügen: 11 Aufführungen, die ihr diesen Herbst nicht verpassen dürft

Was passt besser in den düsteren Hamburger Herbst, als eine astreine britische Kriminalgeschichte auf der Bühne zu sehen? Wir befinden uns in einem abgelegenen, schicken Landhaus, in dem die Protagonistin Mary Danto eigentlich nur ihre Ruhe haben möchte. Doch da wandert eine mysteriöse Gestalt durch das Haus, hinterlässt anonyme Drohbriefe und hinterlässt nach Einbrüchen und Überfällen stets einen blauen Handabdruck an den Tatorten. Mit detektivischem Spürsinn und viel Humor macht sich Mary auf die Suche nach dem*der Täter*in.

Inspiriert ist das Stück, das im Rahmen der "ANTHROPOLIS"-Reihe läuft, unter anderem von der ungefähr 60 Jahre älteren Tragödie "Sieben gegen Theben" von Aischylos. Aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges seit Februar 2022 ist es aber aktueller denn je: Der Konflikt zwischen den Brüdern Eteokles und Polyneikes scheint zu eskalieren, denn beide beschuldigen sich gegenseitig des Machtmissbrauches und des Verrats. Ihre Mutter Iokaste zwingt die Beiden zum Verhandeln, appelliert an menschliche Autonomie und die Freiheit der Wahl, denn es gilt: Rede vor Rache. Wer möchte, kann die fünfteilige Serie auch an ausgewählten Marathonwochenenden auf einmal sehen.

Sagt euch der Name Brunhilde Pomsel etwas? Von 1942 bis 1945 hatt sie einen durchaus harten und historisch gesehen relevanten Beruf, denn sie war Sekretärin für den damaligen Propagandaminister Joseph Goebbels. Basierend auf einem Interview, das Pomsel im Alter von 102 Jahren gab, erzählt das Solo mit Brigitte Grothum von einem bewegten Leben und von der Zeit an der Seite des unheimlichen Meisters der Propaganda.

"Ein sehr komischer Theaterkrimi mit starken Dialogen und einem überraschendem Plot", so fasste die Hamburger Morgenpost das neue Stück mit Stephan Grossmann und Oliver Mommsen zusammen. In der Geschichte von Autor Daniel Kehlmann prallen der unscheinbare Bruno, Mitarbeiter bei einem Kreditkarteninstitut und der Star-Schauspieler Oliver aufeinander. So entsteht ein Machtkampf zwischen diesen beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein können und das vor dem Hintergrund eines Stücks Zeitgeschichte – der deutschen Wiedervereinigung!

Das Stück stammt nicht nur von Gilla Cremer, ihr könnt sie hier auch direkt live auf der Bühne erleben: Agnes muss ihr Elternhaus entrümpeln – und in 60 Jahren hat sich hier von oben bis unten so einiges angesammelt. Wo fängt man da an? Und wie trennt man sich von Gegenständen, zu denen eine emotionale Bindung besteht? Oder sollte man gar mit den Dingen, die noch etwas wert sind, Geld machen? Und dann findet die Protagonistin auch noch alte Tagebücher und Briefe. Ganz tolle Aktion: Die Vorstellung am 03.11. um 19.30 Uhr wird mit Gebärdensprache angeboten!

Die Uraufführung von "Salome" von Richard Strauss fand 1905 in der Semperoper in Dresden statt – 2023 inszeniert die Hamburgische Staatsoper das Stück für euch. Strauss griff für seine Komposition auf das gleichnamige Theaterstück von Oscar Wilde zurück, das damals wie heute als recht morbide gilt. Die Hauptprotagonistin Prinzessin Salome zeigt sich freizügig und hat ein unerfülltes Verlangen nach dem Andersartigen, dem Körper des Propheten Jochanaan. Sie verlang als Rache dessen Kopf – ein Preis, den die männerdominierte Gesellschaft um ihren Stiefvater Herodes für ihren Tanz zu zahlen bereit ist.

Der Tussipark, das sind die gestresste Hausfrau und Mutter Grit, die frisch entlassene Verkäuferin Jennifer, die männerverschleißende Geschäftsfrau Pascaline und Wanda, deren Hochzeit gerade geplatzt ist. Mit Pommes, Alkohol und Karaoke-Songs bildet sich aus diesen vier eine Frauengemeinschaft, die zusammenhält und ein gemeinsames Ziel hat – die Suche nach dem Traummann! Eine Karaoke-Komödie, die euch vermutlich zum Lachen und Weinen bringen wird.

Moritz Rinke Romandebüt aus 2011 erzählt von unheimlichen Familiengeheimnissen, vom Künstlerleben, von Ruhm, Verführung und Vergänglichkeit, vom Lieben und Verlassenwerden und von einem Dorf im hohen Norden. Genau diese Themen bringt das Ensemble des Altonaer Theaters auf die Bühne. Sie spielen für uns die Geschichte von Paul nach, der gerade dabei ist, seine kuriosen Kunstprojekte umzusetzen, als er erfährt, dass das Haus seines Großvaters und damit sein Erbe im Moor zu versinken droht. So muss er zurück an den Ort seiner Kindheit und in seine eigene Vergangenheit zurückreisen.

Gemeinsam mit dem Kollektiv "frau emma gelb", das einen Raum für Reflexion, kollektives Innehalten und philosophische Fragen über die Menschheit bietet, wurde das Stück entwickelt. Das Drama erzählt von drei sich fremden Personen, die sich nach ihrem Tod gemeinsam in der Hölle treffen. Sie lassen ihre Leben und die damit einhergehenden positiven und negativen Erlebnisse, Gefühle und Konflikte Revue passieren. Dabei müssen sie auch lernen, mit den Meinungen anderer umzugehen.

Christopher Rüping inszeniert in diesem Stück den Roman "Panikherz" von Benjamin von Stuckrad-Barre. Die Geschichte erzählt von einer jungen Frau in Berlin und einem Schriftsteller in Los Angeles. Dabei kreuzen sich ihre Wege und daraus entstehen schnell tiefe persönliche Konflikte. Ein Stück, das aktuelle Geschehnisse wie die MeToo-Debatte, politische Ungerechtigkeiten und Abhängigkeiten thematisiert. Wer sich musikalisch einstimmen möchte, findet hier die passende Playlist zum Stück.

Die Agentur "Rent a Friend" hat ein kurioses Geschäftskonzept: Sie vermietet diverse Familienmitglieder für alle Lebenslagen. Praktisch für Sarah, die vorgibt einen Verlobten zu haben, den es aber gar nicht gibt! Blöd nur, dass ihre Familie diesen Verlobten jetzt aber unbedingt kennenlernen möchte. Und auch blöd, dass der falsche Verlobte von der Agentur sich als super junger Skater entpuppt, der so gar nicht aussieht, wie Sarah sich das vorgestellt hat. "Rent a Friend" erzählt auf charmante Weise von Selbstoptimierung und dem Wunsch, auf andere unbedingt glücklich wirken zu wollen.