Hamburg hakt nach: Wieso ist der Dom in Hamburg keine Kirche?

© Stella Bruttini

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!": Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Hamburg immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der*die das kann.

Malik fragt: Ich bin frisch nach Hamburg gezogen und verwirrt – wieso ist der Hamburger Dom keine Kirche?

"Ich bin Touri, was soll ich mir in Hamburg anschauen?" In Berlin und Köln ist diese Frage vielleicht leichter beantwortet, als in Hamburg: die Dome. Und ja, das ist tatsächlich die Mehrzahl von Dom. Als solches werden übrigens Kirchen bezeichnet, die besonders groß oder architektonisch außergewöhnlich sind oder eine besondere historische Bedeutung haben. Einen Dom besucht man meist, um sich schöne Fenster und Kunst anzusehen oder um ganz klassisch eine Messe zu besuchen.

Das Wort "Messe" fällt auch in Bezug zum Hamburger DOM, aber nur, weil es sich dabei um ein Synonym für das handelt, was auf dem Heiligengeistfeld auf St. Pauli passiert. Denn hier wird kein Segen gesprochen oder Orgelmusik ertönt, beinah ist genau das Gegenteil der Fall. Denn der Hamburger DOM ist nicht nur seit rund 900 Jahren eine der Hauptattraktionen Hamburgs – der Hamburger DOM ist ein kunterbuntes, 20 Hektar großes Volksfest und eben keine Kirche.

Der Hamburger DOM: Ein Ort für Gaukler*innen und Quacksalber*innen

© Stella Bruttini

Die Geschichte des Hamburger DOM beginnt dennoch mit einer Kirche: Im 11. Jahrhundert wurden jene allerorts für verschiedenste Zwecke genutzt, schließlich waren sie meist die größten Gebäude der Stadt. So kam es, dass vor allem bei schlechtem Wetter und im Winter Händler*innen ihre Waren im Hamburger Mariendom anboten. Außerdem führten allerlei lustige Gestalten ihre Kunststücke dort auf und versuchten, die Besucher*innen zu bespaßen. Das empfand der damalige Erzbischof als unangemessen und verbannte das bunte Treiben aus dem Gotteshaus, was bei Besucher*innen für Proteste sorgte. So musste Erzbischof Burchard das bunte Treiben im Jahr 1337 wieder gestatten. Die einzige Voraussetzung für ihren Aufenthalt war (wie kann es anders sein), es musste typisch hamburgerisches Schietwetter herrschen – keine schwere Sache also!

Einige Jahrhunderte ging es so weiter, bis der Dom im Jahr 1804 final abgerissen wurde. Erst 90 Jahre später bekamen die Schausteller*innen und Verkäufer*innen einen neuen Platz für ihre Späße – das Heiligengeistfeld. Dessen Name stammt übrigens vom "Hospital zum Heiligen Geist", einem Klosterkrankenhaus in Hamburg, das um 1497 entstand.

Nordisches Volksfest at its finest

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Ihr merkt, kurios ging es auf dem Gelände des Hamburger DOMs schon immer zu: Die Gaukler*innen des Mittelalters wurden irgendwann von heute sehr problematischen Shows mit kleinwüchsigen Menschen und exotischen Tieren abgelöst. Darunter war auch Carl Hagenbeck (ja, vom Tierpark) mit seiner "größten Schlange der Welt". Solche Dinge gibt es heute zum Glück nicht mehr auf dem Hamburger DOM zu sehen. Geblieben sind aber die Fahrgeschäfte, sowie die Fressbuden. Wo früher vermutlich eine Menge richtig mieses Bier und Brot serviert wurde, genießen wir heute gebrannte Mandeln, allerlei Frittiertes, Würstchen und vor allem Schmalzgebäck! Dieses könnte aber schon seit einer Weile auf dem Dom serviert worden sein, denn laut einer Sage wurde die Basis für das fettige Gebäck schon 140 Jahre vor Christus von den Römer*innen unter dem Namen "Globuli" erfunden.

Gegenwärtig ist der Hamburger DOM das größte Volksfest Norddeutschlands. 2022 konnten rund fünf Millionen Besucher*innen verzeichnet werden. Darunter sehr viele Einheimische, aber auch Tourist*innen, die extra in die Hansestadt reisen, um das bunte Spektakel zu erleben. Der Hamburger DOM findet übrigens immer an drei Terminen im Jahr statt: Beginnend mit dem Frühlingsdom Ende März, dem Sommerdom im Juli und August und dem Winterdom, der im November beginnt. Auch heute ist der Dom für viele noch der ultimative Spaß- und Knabber-Platz Hamburgs. So auch für uns.

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