Moin Frau Ines – Wie kommt man als Illustratorin zum Tätowieren?

© Talika Öztürk

Hamburg ist eine der schönsten Städte auf der Welt und hat einfach das gewisse Extra. Und nein, damit meine ich nicht nur den reichhaltigen Niederschlag. Aber was macht Hamburg eigentlich so besonders? Natürlich die Menschen, die hier leben. Genau die will ich näher kennenlernen. Deshalb treffe ich mich mit unterschiedlichen Hamburgern und Hamburgerinnen und spreche mit ihnen über unsere Hansestadt, ihren Alltag und ihre Wünsche und Ziele im Leben.

Ines Hässler ist eine wahrhaftige Allround-Künstlerin: Als Frau Ines ist sie Illustratorin, Designerin und Tatooartist zugleich. In ihrem Store Hey Du auf St. Pauli könnt ihr demnach nicht nur ihre Arbeit auf Porzellan bewundern, sondern euch auch tätowieren lassen. Dabei hat sie von Totenköpfen, über Franzbrötchen bis hin zu Zwieben schon Einiges auf die Haut gebracht. Wir haben sie in ihrem Store getroffen und nach ihren beliebtesten Motiven, der spannendsten Geschichte hinter einem Tattoo und nach Motiven, die sie nie stechen würde gefragt.

Was ist für dich das Besondere an Hamburg?

Hamburg ist eine kreative Metropole, hier passiert ständig etwas kreatives und man steht immer im Austausch. Einem werden unglaubliche viele Möglichkeiten gegeben, Dinge zu testen und sich selbst zu verwirklichen. Und das, das auch angenommen wird.

In welcher Ecke in Hamburg trifft man dich am häufigsten?

Ich würde sagen St.Pauli. Ich wohne zwar in Eimsbüttel, aber eigentlich bin ich immer hier unterwegs

Hast du einen Lieblingsort in Hamburg?

Das ist auch St.Pauli würde ich sagen. Ich fahre zum Beispiel sehr gern mit der Fähre. Das ist etwas sehr Entschleunigendes finde ich. Ich mag es  aber auch total gern mal rauszufahren, in die Natur oder in den Wald. Die Harburger Berge finde ich auch ganz toll. In der Pilzsaison gehe ich auch sehr gern Pilze sammeln.

Wenn du eine Sache an Hamburg ändern könntest, welche wäre das?

Eigentlich fällt mir da nichts ein. Ich komme aus dem Süden und wenn ich es, vergleiche finde ich es eigentlich eher netter, dass es hier erstmal zurückhaltender aber dann umso herzlicher ist. Und ich habe das Gefühl im Süden ist es eher andersherum. Da sind alle erstmal offen und dann ist aber nichts super Tiefes.

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Wie bist du zum Tätowieren gekommen und seit wann machst du das schon?

Seit vier Jahren tätowieren ich jetzt. Dazu gekommen bin ich durch meine Arbeit als Illustratorin und meine Kunden, weil die mich gefragt haben, ob ich denn auch Tattoos mache. Dann habe ich auch mal öfter darüber nachgedacht und dachte: Warum nicht? Ob ich jetzt meine Illustrationen auf Porzellan, Papier oder Haut bringe, ist eigentlich egal. Es ist nur ein anderes Medium und eine andere Technik, aber die Basis ist trotzdem meine Zeichnung.

Womit hast du bei deinem Label Frau Ines denn ganz am Anfang mal angefangen?

Im Studium damals habe ich viel Siebdruck gemacht und auf Textilien gearbeitet. Der Durchbruch kam dann aber irgendwann mit dem Porzellan und dann kam ich zum Tätowieren.

© Talika Öztürk

Welches ist das beliebteste Tattoo-Motiv deiner Kund*innen?

Also es gab schon ganz viele Franzbrötchen. Das war sehr bliebt! Eine Zeit lang gab es auch häufig den Wunsch nach Planeten oder Galaxien. Aber ich würde sagen, das hat jetzt schon wieder abgenommen. Aber Franzbrötchen und Planeten habe ich wirklich viele gezeichnet.

Und welches Motiv, war das interessanteste, das du je gestochen hast?

Viele Kunden haben total spannende Ideen! Vieles, auf das ich selber nicht gekommen wäre. Und das ist auch das Spannende an dem Job, dass die Leute dir sagen, was sie gern hätten und sich dabei auch genau etwas gedacht haben. Das ist oft eine Mischung aus etwas, was ich schon gemacht habe und, was sie dann inspiriert zu etwas Neuem. Das wirklich interessante sind meist die Geschichten die dahinter stecken: Ein Teebeutel, weil jemand in England gewohnt hat. Eine Zwiebel, weil der Opa immer einen Spruch auf Lager hatte, irgendwas mit Zwiebeln und Pupsen.

Gibt es ein Motiv, was du auf gar keinen Fall stechen würdest? 

Also mir ist es wichtig, dass ich nur meine eigenen Zeichnungen tätowiere. Wenn also jetzt jemand kommen würde mit einem fertigen Entwurf, würde ich das nicht machen. Portraits finde ich manchmal auch schwierig. Da bin ich einfach vom Zeichentyp her kein Profi für. Und total akkurate Sachen sind auch eher nicht so meins. Das ist auch durch meinen Stil bedingt: Ich mache ja nichts geometrisches oder perfekte gerade Linien. Radikale Motive natürlich sowieso nicht! Aber sonst bin ich eigentlich offen für alles.

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© Talika Öztürk

Seit Dezember 2019 hast du gemeinsam mit einer Freundin den Store "Hey Du" aufgemacht. In der selben Fläche, in der du vorher auch schon mit deinem Studio warst. Was hat sich seither verändert?

Wir hatten vorher zu viert eine Ateliergemeinschaft. Vor acht Jahren wurde die damals gegründet und seitdem gab es immer eine wechselnde Zusammenstellung. Die anderen zwei Mädels haben sich dann aus beruflichen Gründen dazu entschieden, nicht mehr hier in der Simon-von-Utrecht-Straße dabei zu sein. Damn haben wir beiden Verbliebenen, also Katja, die Goldschmiedin ist und ich, uns überlegt, was wir machen wollen. Wir wollten unbedingt aus der Ladenfläche vorn mehr machen. Dann haben wir uns entschieden und wirklich alles neu gemacht und ganz viel abgerissen und renoviert: Neue Fassadenfarbe, neuer Name! Dann haben wir noch weitere Labels mit dazu genommen in den Laden, von Leuten die wir gut finden und kennen. Die meisten sind kleine, regionale Lables. Wir vermieten unseren Flur auch als Pop Up, den man monatlich mieten kann. Wir sind total happy, wie es angenommen wird! Wir bekommen viel Feedback und es kommen echt viele Leute vorbei.

Welche Labels habt ihr denn so an Bord?

Die Hauptlabels sind Katja Schian mit ihrem Schmuckdesign und Frau Ines. Dann haben wir zum Beispiel: navocko, platte anna, slingaiIIustration, mjukjordceramics, getwetsurfwear, knall.braun, wolfgang_philippi.

Aber die Arbeit als Tattooartist willst du trotzdem noch so beibehalten?

Auf jeden Fall! Ich sehe das auch gar nicht als extra Sache. Sondern sehe mein Label eher als etwas Gesamtes: Frau Ines macht Illustrationen sowohl auf Papier, als auf Tellern und eben auch auf Haut. Das wird alles hier im Hey Du Store produziert. Genau das ist das Schöne an der Fläche hier: Wir haben hier eine Goldschmiede, ein Atelier, einen Verkaufsraum, ein Tattoo Studio, einen Garten und den Pop Up Flur. Und diese Mischung macht es! Wir hätten hier auch Bock auf Workshops, Lesungen oder kleinere Events.

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Was gibst du als Beruf an, wenn du das irgendwo ausfüllen musst?

Ja, das weiß ich auch immer nicht so genau. Eigentlich würde ich sagen, dass ich im Design-, Illustration und Tattoo-Business arbeite. Also ich nenne da immer alle drei. Ich habe Kommunikationsdesign studiert und das mache ich ja auch irgendwie noch immer. Das hat ja alles mit Design zu tun. Bei Illustration ist der Fokus auf die Zeichnungen und Tattoo ist irgendwie ein Handwerk. Eigentlich muss ich da immer alle drei sagen!

Was bedeutet dir denn genau dieser Beruf?

Ich kann mich super glücklich schätzen, dass ich wirklich das machen kann, was mich erfüllt und woran ich Spaß habe. Das ist einfach meine Leidenschaft! Ich habe auch in Agenturen gearbeitet, fünf Tage die Woche, 8 Stunden am Tag und das würde ich nicht mehr eintauschen wollen. Selbstständigkeit ist zwar auch krass und immer den ganzen Tag. Aber für mich ist das die Erfüllung, das zu machen, was ich will und mich auszuprobieren. Dass ich eben nicht nur Tattooartist bin, sondern auch verschiedene Medien ausprobieren kann. Dass ich auch mal in die Millerntorgallery gehen kann, und da mitmachen kann. Dass ich das mit den Tellern machen kann. Dass ich zum Beispiel gerade Dosen bemale. Man bekommt da immer direktes Feedback, ob es funktioniert oder eben nicht. Und das ist total geil!

Ich kann mich super glücklich schätzen, dass ich wirklich das machen kann, was mich erfüllt und woran ich Spaß habe. Das ist einfach meine Leidenschaft!

Was würdest du machen, wenn du gar nicht im Design-Bereich unterwegs wärst?

Ich glaube es wäre schon immer etwas Kreatives. Floristin könnte ich mir gut vorstellen, weil ich Pflanzen sehr toll finde. Früher wollte ich immer Lehrerin werden: Mathe und Kunst. Aber das kann ich mir tatsächlich nicht mehr vorstellen.

© Talika Öztürk

HEY DU - Atelier & Pop Up Store| Simon-von-Utrecht Strasse 86, 20359 Hamburg | Montag & Dienstag: geschlossen, Mittwoch – Freitag: 13 – 19 Uhr, Samstag: 12 – 17 Uhr | mehr Info

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