Moin Arne – Warum geht man als junger Mensch zur CDU?

© Arne Nüchterlein

Was macht Hamburg eigentlich so besonders? Natürlich die Menschen, die hier leben. Genau die will ich näher kennenlernen. Deshalb spreche ich in dieser Reihe mit unterschiedlichen Hamburgern und Hamburgerinnen über alles, was sie bewegt. Vor der Bürgerschaftswahl am 23. Februar 2020 habe ich mich mit jungen Politiker*innen getroffen und gefragt, warum und wie sie Politik für Hamburg machen.

Arne Nüchterlein ist ein Quereinsteiger in die Politik. Mit 25 Jahren tritt er in die CDU ein und engagiert sich für die Rechte von Polizei, Feuerwehr und Ehrenamt. Als Polizeibeamter ist er selbst mitten im Geschehen und weiß deshalb genau, was er verändern will. Wie es ist, als junger Mensch in einer konservativen Partei zu sein und was er für die CDU und Hamburg vorhat, hat er uns im Gespräch verraten.

Was ist für dich das Besondere an Hamburg?

Die Schönheit der Stadt. Und die Offenheit der Hamburger: Wir sind bunt und vielfältig, jeder kann hier so sein wie er will und findet seinen Platz in dieser Stadt.

In welcher Ecke trifft man dich am häufigsten?

Politisch hier in Mitte, privat dann tatsächlich eher in so im Bereich der Schanze.

Hast du einen Lieblingsort in der Stadt?

Die Außenalster. Ich mag es ganz gern dort zu joggen. Gerade im Sommer, wenn die Sonne untergeht ist das ein ganz besonderer Ort mit einer tollen Lebenskultur und Lebensvielfalt. Da halte ich mich sehr gerne auf.

Wenn du eine Sache an Hamburg ändern könntest, welche wäre das?

Ich mag es ganz gern hier. Manchmal wünschte ich, ich könnte das Wetter etwas verändern. Der gefühlt tägliche Regen, gerade auch jetzt im Wahlkampf ist schon sehr anstrengend. Man hat auch immer das Gefühl, das ist wie unter der Dusche: Das kommt dann von unten wieder hoch.

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Seit wie vielen Jahren engagierst du dich in deiner Partei (CDU) und wie ist es dazu gekommen?

Ich bin so eine Art Quereinsteiger, war zwar immer politisch interessiert, aber war nie in einer Partei. In meinem Beruf als Polizeibeamter hat mich dann viel gestört und dann habe ich mir gesagt, dass ich nicht immer nur meckern kann, sondern auch anpacken muss. Deshalb habe ich mich sehr aktiv in der Gewerkschaft engagiert und versucht viel für die Kollegen umzusetzen. Das hat immer ganz gut geklappt, aber mir ist aufgefallen, dass man, wenn man wirklich etwas verändern will, in die Politik muss. Das war dann auch der Grund, warum ich 2014 mit 24 Jahren in die CDU eingetreten bin. Aufgrund meiner Spezifikation auf Innenpolitik. Das ist auch das, was mich geprägt hat und wozu ich auch einen gewissen Fachverstand habe. In diesem Bereich möchte ich eben für die Polizeibeamten eine Menge verändern, aber dazu gehört auch der ganze Bereich Feuerwehr, Rettungsdienst und allgemein auch das Ehrenamt. Da haben wir eine Menge aufzuholen in Hamburg.

Ist das auch deine Motivation überhaupt Politik zu machen?

Im Sport gab es mal einen Fußballtrainer, der gesagt hat "Ich möchte jeden Spieler jeden Tag ein Stückchen besser machen". Das war Jürgen Klinsmann bei Bayern München. Er ist grandios gescheitert. Aber da steckt ein Kern Wahrheit drin und ich glaube, jeder versucht das Leben für die Menschen in Hamburg besser zu machen. Und ich versuche das eben insbesondere die Kolleginnen und Kollegen, die ich ja noch immer habe, das große Thema Ehrenamt oder auch den Bereich Justiz. Polizei funktioniert nur mit einem funktionierenden Justizbereich. Es bringt nichts, wenn die Verfahren dort nicht abgewickelt werden. So wie ich das kennengelernt habe, wurde dort einfach zu wenig gemacht: Zu wenig Stellen, zu wenig Personal. Die Richter kommen teilweise nicht hinterher, Verfahren zu beenden. Man wartet teilweise anderthalb Jahre, bis ein Verfahren vor Gericht kommt.

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Welche weiteren Themen spielen dabei für dich politisch eine wichtige Rolle?

Mich beschäftigen auch andere Themen sehr, wie zum Beispiel Migration und auch soziale Geschichten: Zum Beispiel, dass man hier für junge Menschen vernünftigen, fairen Wohnraum schafft. Sodass man zu günstigen bzw. fairen Konditionen wohnen kann. Ich kenne die Mieten in Berlin und Hamburg. Ich finde das ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Das zweite große Thema ist vor allem Mobilität. Ich selbst besitze gar kein Auto. Wir müssen und in Hamburg im Bereich Mobilität viel breiter aufstellen. Wir dürfen uns nicht nur auf eine Technologie verkrampfen, wie es zur Zeit im Bereich E-Mobilität passiert. Wir müssen offen sein für Technologien, über Wasserstoff und LNG-Technologien reden. Zu diesen Themen bin ich aber kein Fachmann. Sie beschäftigen mich aber, weil ich selber zu 100% auf den ÖPNV angewiesen bin. Und wenn ich zum Beispiel zu meinen Eltern nach Bergedorf fahre, wo es kein Carsharing oder Ähnliches gibt, muss ich häufig einfach hinlaufen. Da gibt es dann schon Momente, wenn es regnet oder so, in denen man sich denkt: Mit dem Auto würde ich jetzt die Hälfte der Zeit brauchen. Oder auch der Punkt, dass Menschen, die von außerhalb nach Hamburg reinfahren für Park & Ride zahlen sollen und sich dann noch ein HVV-Ticket kaufen müssen. Dann fahren viele Menschen einfach direkt mit dem Auto in die Stadt. Das sind so Sachen, da müssen wir bessere Anreize schaffen.

Warum braucht es die CDU in der Hamburger Bürgerschaft?

Ich glaube, dass wir eine Partei sind, die versucht alle Strömungen in der Gesellschaft einzufangen. Das machen andere Parteien eher weniger, die sind zielgruppenorientierter. Das hat auch seine Berechtigung und ist in Ordnung. Ich glaube, dass wir für ein hanseatisches, wirtschaftsoffenes Hamburg die Kompetenz haben. Beim Thema Sicherheit sind wir auch ein wichtiger Ansprechpartner. Warum es jetzt zum Beispiel auch mich brauchen würde ist, dass wir eine Verjüngung in den Parteien brauchen. Ich glaube der Altersdurchschnitt in der Bürgerschaft liegt bei über 50 Jahren und wir müssen es wieder hinbekommen, gerade in der CDU, junge Leute in die Parlamente zu bekommen. Weil wir auf aktuelle Fragen, Antworten der jungen Generation brauchen. Wir sehen das ja wie verheerend unsere Umfragewerte bei den Erstwählern sind. Da muss man einfach mit neuen Ideen und Konzepten kommen, um überhaupt wieder attraktiv zu werden. Weil warum man die CDU wählen sollte, ist eine berechtigte Frage.

Der Altersdurchschnitt in der Bürgerschaft liegt bei über 50 Jahren und wir müssen es wieder hinbekommen, gerade in der CDU, junge Leute in die Parlamente zu bekommen. 

Ist es denn schwierig für dich, als junger Mensch in der CDU?

Menschen, die wissen, dass ich in der CDU bin, haben ein Stigma von mir. Man wird nicht unbedingt in eine Schublade gepackt, aber die Menschen haben eine gewisse Vorstellung. Das ist ja auch normal. Wenn ich mich mit jemandem von den Grünen treffe, habe ich auch eine Vorstellung. In der Regel sind die Menschen dann aber total überrascht, wenn sie mich kennenlernen, weil ich eigentlich total liberal und weltoffen bin. Viele Sachen bewerte ich auch gar nicht so, wie vielleicht ein "typischer CDUler" das tut. Da habe ich häufig, auch im Freundeskreis mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele Leute dann sagen, sie finden ich bin ein cooler Typ, mache einen guten Job und mich würden sie gern unterstützen. Aber weil ich für die CDU antrete, könnten sie das nicht. Da müssen wir als Partei zuhören, ehrlich mit umgehen und uns auch Dinge eingestehen. Wir brauchen einfach Veränderung, wenn wir in der Zukunft mitreden und gestalten wollen. In manchen Fragen müssen wir uns fundamental ändern, sonst wird das nichts.

Wie beschäftigt dich das Thema Hass und Gegenwind in der politischen Arbeit?

Ich finde die Entwicklung, die wir haben sehr gefährlich. Das ganze Thema "Hate Speech", auch im Internet, die Sachbeschädigung an Wahlplakate und so weiter. Es heißt immer, das muss hingenommen werden, wenn man in die Politik geht. Das mag in gewisser Weise auch so sein, aber das kann es eigentlich nicht sein. Ganz viele, die sich das erste Mal engagieren, auch in anderen Parteien, fragen sich mittlerweile, warum sie sich das überhaupt antun sollen und sich dem aussetzen sollen. Ich finde das sehr gefährlich für den demokratischen Willensbildungsprozess, wenn junge Leute nicht mehr in die Politik gehen, um ihre Anliegen wirklich offen zu thematisieren, ohne dabei Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt zu sein. Da muss die Gesellschaft und auch der Senat ein Zeichen setzen und wir brauchen eine Strategie, wie man damit umgeht. Das hält viele Menschen davon ab, sich zu engagieren.

Und wie gehst du persönlich damit um?

Bei mir kann man das auch gut an einigen Kommentaren sehen. Da fragt man sich schon, was mit den Leuten nicht stimmt, man kann sich doch auch einfach unterhalten. Ich rede mit jedem, solange es nicht extremistisch oder gewalttätig ist. Ich bin auch niemand, der sagt, dass meine Meinung die absolute ist. Das macht es doch gerade aus, dass es verschiedene Meinungen und Strömungen gibt und man dann einen Kompromiss findet.

Wie schätzt du die politische Landschaft in Hamburg ein?

Historisch war es ja immer so, dass es noch einen Senat gab, der in der gleichen Konstellation weiter regieren konnte. Es gab immer eine Veränderung und ich glaube, dass wir auch diesmal eine Veränderung haben werden. Die Medien spitzen es ein wenig zu, auf einen Zweikampf zwischen Grüne und SPD und beide streben nach der Macht. Natürlich ist die Option dann zu sagen, die CDU könnte mit ihren 15% (+/- 3%) laut Umfragewerten, der Königsmacher werden. Ich denke, dass wir schon Gesprächspartner sein werden und unsere Themen in der nächsten Legislatur wieder in einer Regierung mit einbringen und durchsetzen können.

Warum ist es wichtig, dass junge Menschen wie du, am 23.02.2019 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt werden?

Wir sind ja irgendwo die Zukunft. Aber ich fühle mich jetzt auch schon fast wieder alt, wenn ich mit Erstwählern Kontakt habe und höre, was die so bewegt. Nichtsdestotrotz sind alle unter 30 Jahren in der Politik fast Babys. Es ist ganz wichtig, damit alle Gesellschaftsbereiche und Schichten zusammenwirken, dass wir auch alle in der Bürgerschaft vertreten haben. Das ist ja auch die Idee der repräsentativen Demokratie: Dass aus jedem Gesellschaftsbereich jemand dort sitzt, der die jeweilige Zunft vertritt. Das ist aktuell nicht der Fall. Wir brauchen die jungen Leute, weil das auch diejenigen sind, die Antworten geben können, auf Bewegungen wie Fridays For Future. Und wo andere junge Leute dann auch Ansprechpartner haben. Es ist etwas anderes, mit einem 25 oder 30 Jährigen über solche Themen zu reden, als mit jemandem, der  55 oder 60 Jahre alt ist. Bei mir in der Partei erlebe ich dann oft, dass die Älteren sagen: "In den 80er Jahren gab es den sauren Regen, das Waldsterben und so weiter". Das interessiert aber die 18-Jährigen heute nicht mehr. Der möchte jetzt wissen, was ist die Antwort auf die wahrscheinlich größte Katastrophe auf die wir zusteuern. Es ist authentischer und klüger da mit Menschen drüber zu sprechen, die da noch in der gleichen Altersgruppe sind.

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