Mal eben so vegan? 11 Tipps für den easy Einstieg

Man merkt schon ziemlich deutlich, dass das Thema Veganismus immer aufgeschlossener, und mit mehr Neugierde als Skepsis behandelt wird. Das liegt vermutlich daran, dass vegane Ernährung nachweislich zu den effektivsten Maßnahmen gehört, um unseren Planeten samt all seiner Bewohner zu schützen. Keine Angst, hier soll nun kein Zeigefinger oder so erhoben werden.

Ich verzichte seit ein paar Jahren auf tierische Produkte und wenn ich mich in den Supermärkten – selbst in den ländlichsten Gegenden mit weniger Angebot – umschaue, ist mir die Sache immer klarer: eine pflanzliche Ernährung wird immer beliebter bzw. das Angebot immer größer. Dennoch wird der Umstieg von den meisten Gewillten nicht mal eben so aufs Parkett gelegt – aber auch ich, seit jüngster Kindheit riesen Käse-Fan, hab´s zu meiner eigenen Überraschung fix hinbekommen. Daher gibt´s hier nun ein paar Tipps meinerseits, wie man sich ganz vergnüglich an eine vegane Ernährungsweise herantasten kann. Und zwar ohne mega viel Kohle für Alternativen auszugeben oder vier Stunden am Stück mit Zutatenlisten zu verbringen.

1. Veganuary

Mit dem “Dry January” kommt nun der “Veganuary” inkl. Verzicht auf tierische Produkte, was sich gerade während des frischen Elans zum Jahresanfang anbietet und den Start etwas erleichtern kann. Wer dabei Support möchte, kann sich z.B. komplett kostenlos bei der gleichnamigen Organisation Veganuary anmelden, um erstmal einen Monat lang mit pflanzlicher Ernährung warm zu werden. Dort erhält man regelmäßig Tipps zum Durchhalten, Einkaufsguides und Rezepte zum Einstieg. Mit dem Programm kann man übrigens jederzeit loslegen, nicht nur im Januar. Praktisch: Immer mehr Unternehmen sind dabei, weshalb man gerade dann auf besondere Aktionen und vergrößerte Auswahl stößt. Perfekt, um sich durch die Angebotsvielfalt zu wuseln.

© Andronaco Hafencity via Facebook

2. Easy Einkauf

“Vegan hab` ich noch nie gegessen.” Äh, nee, kann ich mir schwer vorstellen. Sehr viele Grundnahrungsmittel, die man tagtäglich im Supermarkt kauft, sind vegan ohne dass es explizit ausgewiesen wird. Selbst stinknormale Chips. Aber die gelb-grüne Vegan-Blume taucht als Label immer mehr in den Regalen auf, was den Einkauf heute umso leichter macht. Good to know: Auf Produkten mit pflanzlichen Inhaltsstoffen findet sich oft der Hinweis “Kann Spuren von Milch und Eiern enthalten”. Das dient nur der Kennzeichnung von Allergenspuren zur rechtlichen Absicherung der Hersteller, falls die Produktionsanlage auch Lebensmittel mit Ei und Milch herstellt. Das Produkt selbst ist vegan und darf in deinen Einkaufswagen.

3. Auf die Ohren mit Podcasts & Co.

Fahrzeiten, Sport oder Warterei kann man wunderbar mit Podcasts und dergleichen verbringen. Auch zum Thema Vegan gibt es mittlerweile diverse Formate, die einen gut ins Thema reinholen. Ein unterhaltsames Beispiel ist der Podcast der gleichnamigen Messe VeggieWorld für Neulinge und “Profis”, indem verschiedenste Bereiche wie Gesundheit, Kosmetik und Mode behandelt oder Interviews mit bekannten Persönlichkeiten geführt werden. In Vegan Aber Richtig wird sich vor allem mit alltagsnahen Fragen beschäftigt, u. a. auch mit den “besten Argumenten gegen eine vegane Ernährung” oder warum sich Ärzte oftmals noch kritisch zum Veganismus äußern. Bei Blinkist kann man sich die Kernaussagen von Studien zu pflanzlicher Ernährung, wie die der berühmten China Study, oder auch die von weniger spezifischen Büchern, praktisch kompakt anhören (z. B. der Ernährungskompass von Bas Kast). 

4. Nicht beim Kochen durchdrehen

Keep it erstmal simple. Du solltest dir den Gefallen tun und mit einfachen Gerichten starten – es sei denn, du hast Lust auf längere Einkäufe oder bist ein Super-Foodie mit richtig Bock. Ich gehöre jedenfalls zu denen, die auf komplizierte oder endlose Kochsessions verzichten können und habe mit leichten Rezepten losgelegt. Oder ich habe früher fleischhaltige oder vegetarische Rezepte veganisiert, indem ich z. B. Hack durch gewürztes Sojaschnetzel, Sahne durch pflanzliche Kochcreme und Käse durch vegane Alternativen ersetzt habe – viele andere Zutaten sind häufig eh vegan (ich kann übrigens den “Käse” von Simply V empfehlen, gibts in fast allen Supermärkten). Learning by doing halt. Und außerdem macht die richtige Würze eine Menge aus. Probiert fröhlich aus und der Gaumenschmaus lässt nicht lange auf sich warten.

5. Instagram-Inspo

Instagram ist bekanntermaßen die simpelste und schnellste Möglichkeit, um sich inspirieren zu lassen. Gerade auf der Suche nach Motivation, Tipps und Rezepten bietet sich die Plattform bestens an. Die ersten Accounts, die mir gerade anfangs wirklich weitergeholfen haben, waren Deliciously Ella und Heavenlynn Healthy mit easy Rezepten ohne verrückte Zutaten und mit motivierenden Infos zu den Vorzügen pflanzlicher Ernährung. Von beiden gibt es übrigens Blogs und tolle Kochbücher, die sich wunderbar für den Alltag eignen. Justinekeptcalmandwentvegan und heylilahey kann ich euch ebenfalls ans Herz legen, da man hier neben veganer Food-Inspo Fakten und Tipps für ein nachhaltigeres Leben findet. Es gibt wirklich verdammt viele Accounts zu entdecken, die euch den Einstieg deutlich schmackhafter machen können. Man muss ja nicht mit komplett Raw und dergleichen anfangen. Wer suchet, der findet.

© Dan Gold | Unsplash

6. Sabbel die Leute nicht voll

Vegane Ernährung etabliert sich immer mehr und es gehört fast zur Norm, dass mindestens ein Vegetarier am Tisch sitzt. Aber: Wenn man sich mit Freunden oder mit weniger bekannten Leuten zum Essen trifft, sollte man die eigene Motivation für vegane Ernährung bzw. das Interesse am Umstieg weder an die große Glocke hängen, noch Belehrungen von sich geben. Es sei denn, das Thema ergibt sich. Zumindest ist es meine Erfahrung, dass man mit Kommentaren zu anderen Tellern und mit “erzwungenen” Diskussionen Ablehnung und Gegenwind erzeugt. Und am Ende gilt man als militant und schubst die Tür zu Offenheit und Neugierde eher wieder Richtung Verschluss. Das ist alles situationsabhängig – aber schon die Anwesenheit von Veganern und solchen, die es werden wollen, kann dazu führen, dass sich andere in ihrem Nicht-Veganer-Sein angegriffen fühlen.

7. Einfach mal ausprobieren

Ich habe Veganer früher auch immer etwas schief angeguckt. So von wegen “Kühe geben halt Milch und ohne den Verzehr des Menschen gäbe es ganze Eierberge”. Dass dem nicht so ist, muss man nur noch selten erklären. Ich war eh schon länger vegetarisch unterwegs, weshalb ich die Weiterentwicklung zum veganen Essen immer mehr als logisch und konsequent empfand. Durch leicht verdauliche Bücher (leider gibt´s beim Thema Tierwohl wenig Schönes zu berichten) und Social Media-Inspo habe ich schließlich losgelegt. Am erstaunlichsten fand ich, dass ich nach rund drei Wochen keinen Gedanken mehr an Käse verschwendet habe (Käse macht nachweislich süchtig) und am Tage immer weniger von Müdigkeit geplagt war. Nach wenigen Wochen weiß man, was man kaufen kann und was nicht, was man in welchem Supermarkt bekommt und worauf man achten sollte.

8. Vorbereitet unterwegs

Du willst in den Urlaub, hast ein externes Meeting oder bist auf eine Hochzeit eingeladen? Ich kann nur dazu raten, etwas Proviant dabei zu haben, falls die veganen Möglichkeiten mau ausfallen. Vor Urlauben im Hotel sage ich dort circa zwei Wochen vor Anreise Bescheid und frage, ob sich die Küche auf mich als veganen Gast einstellen könnte. Das hat bisher immer problemlos geklappt und ich war bestens versorgt. Gleiches gilt für Feierlichkeiten oder andere Anlässe und falls man mal keinen Bock auf “Unannehmlichkeiten” hat, sollte man sich wenigstens ein Brötchen schmieren oder eine kleine Lunchbox einpacken. Je besser man dich kennt, desto selbstverständlicher wird die Sache und wenn´s richtig gut läuft, motiviert man sogar noch zum Mitziehen. Ich hatte in meiner Agentur gerade erst eine komplett vegetarische Weihnachtsfeier mit veganen Optionen, weil meine Kollegen mitbekommen haben, dass das alles doch nicht so kompliziert ist.

9. Vegan im Restaurant

Wer kennt das nicht? Ein schöner Restaurantbesuch mit Freunden steht an, jeder soll etwas Feines auf der Karte finden und anschließend satt und zufrieden nach Hause gehen. Während die einen alles essen, mag es der andere lieber vegetarisch oder verzichtet als Veganer komplett auf tierische Zutaten. Gerade in den Großstädten gibt es immer mehr Restaurants, die vegane Gerichte anbieten oder in Nullkommanix auf Vegan ummodeln können. Unsere Redaktion hat sich natürlich auch schon ausgiebig mit Hamburgs Möglichkeiten beschäftigt und alles rundum veganen Kuchen, Eis, Frühstück oder schöne Lokale zusammengesammelt. Einfach in der Suche eingeben und losstöbern.

10. Ersatz ist kein Ersatz

Sei dir im Klaren darüber, dass vegane Ersatzprodukte Alternativen sind. Der vegane Käse schmeckt nicht zu 100 Pro nach extra-altem Gouda und auch die Seitanwurst ist nicht 1 zu 1 mit der Rostbratwurst vom Wochenmarkt zu vergleichen. Das heißt noch lange nicht, dass man sich mit weniger leckerem Essen zufrieden geben muss – es schmeckt einfach ein bißchen anders oder hat eine leicht abweichende Konsistenz. Good news: gerade beim Thema Käse und Fleisch gibt es immer mehr Produkte, die den Originalen sehr, sehr nahe kommen und dabei auch erschwinglicher werden. Selbst beim Discounter kann man schon Beyond Meat kaufen (habt ihr ganz bestimmt schon mal gehört oder auf einer Speisekarte gelesen). Kurzum: Es ist wirklich nicht mehr schwierig, sich an vegane Nahrungsmittel zu gewöhnen.

11. Durchhalten: Eins nach dem anderen

Nein, du musst dich nicht von heute auf morgen zu 100% vegan ernähren, auf Leder verzichten und sogar bei deinen Putzmitteln Acht auf rein pflanzliche Inhaltsstoffe geben. Für die einen mag die “Ganz-oder-gar-nicht”-Nummer bestimmt funktionieren – dann go for it – aber es gibt keine festgeschriebenen Regeln, wie du am besten loslegst oder bei welchem Bereich die Schlusslinie gezogen wird. Falls du kein Kaltwasser-Typ bist: Gib´ dein Bestes bzw. das, womit du für dich gut klarkommst. Alles weitere folgt oft von ganz alleine, quasi als Nebenwirkung, wenn man sich immer mehr auskennt und zurechtfindet.

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