Yoon-Ji: Asiatisches Streetfood trifft auf Michelin-Sterneküche

© Anissa Brinkhoff

Frisch, schnell zubereitet und unkompliziert: das ist Street Food. Aber was passiert, wenn Brühen doch schon lange im Voraus angesetzt, alle Saucen und Baos selbstgebacken werden und das eine oder andere handwerkliche Geheimnis aus der Sterneküche einfließt – das haben wir uns im Yoonji zeigen lassen.

Zwischen Altstadt und Speicherstadt eröffnete im November 2018 das Yoon-Ji mit einer Speisekarte quer durch die Street-Food-Märkte Asiens. Besitzer und Chefkoch Jason wuchs in New York auf und aß sich dort durch die Garküchen der Viertel wie China Town, Koreatown oder Little Tokio. Er machte eine professionelle Koch-Ausbildung und arbeitete unter anderem in einem 3-Sterne Restaurant in Spanien. Für die Liebe zog er dann nach Hamburg und kochte hier erst in Restaurants wie dem Trific. Als das Trific aus der Location an der Holzbrücke auszog, ergriff Jason seine Chance und machte sich selbstständig. „Ich koche hier eine Mischung aus allen Street Food-Märkten Asiens, weil ich dadurch viel Freiheiten habe und Abwechslung anbieten kann,“ sagt er mit lässigem amerikanischen Akzent.

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Im Foodie-Himmel

Im Yoonji gibt es koreanische, japanische und chinesische Küche. Und wir dürfen Gerichte jeder Landesküche probieren. Vorab gibt es selbstgemachten, klassisch-koreanischen Kimchi und Kimchi aus eingelegten Gurken. Beides ist frisch, knackig, leicht scharf und der perfekte Start in ein asiatisches Dinner.

Als erstes Hauptgericht probieren wir den vegetarischen Kimchi Fried Rice mit Spinat, Röstzwiebeln und Frühlingslauch. Das Gericht schmeckt wie aus dem Wok einer Garküche, weil alle Zutaten herrlich vermengt sind, der Reis knusprig und fest ist und ordentlich viel Gemüse enthalten ist. Und auch die Würze stimmt, weil die Saucenmenge genau richtig ist.

Zack, steht schon das nächste Gericht auf dem Tisch: Fried Chicken in einem Soja-Honig-Mantel auf koreanischem Glasnudelsalat. Die Marinade des Hühnchens ist traumhaft süß, salzig und umami zugleich. In dem Glasnudelsalat verknoten sich zu gleichem Anteil Süßkartoffel-Nudeln. Die sind sämig-weich und scheinen die Sauce noch besser aufzusaugen. Wir kommen kaum mit dem Fotografieren und Probieren hinterher.

Jetzt geht’s direkt weiter nach Japan: Wir testen eine vegetarische Ramen, aus Pilzbrühe, mit knusprig frittiertem Tofu, viel Nudeln und verschiedenem Gemüse, einem Ei – zwei Stunden lang bei 63 Grad gegart – und Algen-Chips. Da sag nochmal einer, man werde von Suppe nicht satt. Gut gefüllt aber nicht träge gefuttert ist die Portion eine perfekte Lunch-Idee.

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Kulinarisches Bälle-Bad: Bao Buns

Das eigentliche Highlight im Yoonji sind die selbstgemachten Baos – eine asiatische Mischung aus Dampfnudeln und Hefeteig-Milchbrötchen. Jason und sein Küchenteam backen diese Brötchen selbst, frieren sie dann ein und erwärmen sie wieder im Dampfgarer. Nur so gelingt die Konsistenz so fest und gleichzeitig fluffig, sagt Jason. Wir dürfen sogar kurz in die Küche gucken, wie gerade Brötchen aus dem Ofen geholt werden. Dann probieren wir Baos mit drei verschiedenen Belägen: Vegetarisch mit gebratenen Pilzen, mit frittiertem Hühnchen und Bio-Schweinebauch.

Die Pilze sind mariniert in Miso und geschmacklich so intensiv, das hier wirklich niemand Fleisch vermissen kann. Ein paar Scheiben frische Gurke, Streifen Rettich und Röllchen Frühlingszwiebel gibt’s obendrauf und drunter. Das Bao mit dem Fried-Chicken ist der Bestseller des Restaurants: Zwischen den Teighälften steckt ein knuspriges Hühnchen, garniert mit Mayo, Eisberg-Salat und Kimchi. Diese Kombination ist gar nicht so einfach zu essen – wie bei einem Burger ist Besteck fehl am Platz. Das dritte Bao kommt mit lange mariniertem und bei niedriger Temperatur in Hoisin-Sauce gegartem Schweinebauch, eingelegten Karotten, Gurken, Frühlingszwiebeln und Sauce. Auch hier passt der herzhafte Belag einfach perfekt zu den süßlichen Brötchen. Ganz oben drauf thront ein Röllchen: Das ist die Haut des Schweinebauchs, getrocknet und frittiert. Vielleicht das beste kulinarische Beispiel, wie sich die grundsätzliche Verwertung aller tierischer Produkte der Streetfood-Küche mit den Methoden der Sterneküche ergänzen kann.

Zum Nachtisch essen wir noch einen mit Puddingcreme gefüllten, glasierten und mit kandierter schwarzer Seesamsaat bestreueten Bao. Der geschmackliche Beweis, dass asiatische Küche doch Desserts und Süßspeisen beherrscht.

© Anissa Brinkhoff

Lunch oder Dinner? Beides!

Das Restaurant verteilt sich auf zwei Etagen. Oben ist es hell und von den Plätzen am Fenster hat man tollen Blick auf die Fleete. Im Untergeschoss ist es dunkler und gemütlich, auf dem Sofa oder an den langen Tischen kann man auch länger verweilen. Und so ist es auch Mittags zur Lunch-Zeit hier nicht zu voll, weil sich die Gäste entspannt auf die Etagen verteilen können. Lichterketten sind über die Decken gespannt, die Deko ist ansonsten schlicht und luftig.

Wir lassen uns die Reste unseres Festmahls einpacken – denn im Yoonji kann man auch To-Go bestellen. Und als wir uns am nächsten Tag den Fried Rice aufwärmen, ist der Reis immer noch knusprig, fest und gar nicht trocken. Auch die koreanischen Süßkartoffelnudeln schmecken noch richtig gut, genauso wie das frittierte Hähnchen. Hier scheint die Soja-Honig-Glasur noch tiefer eingezogen zu sein – eine leckerer Nebeneffekt.

Aber wer ist eigentlich das niedliche Nudeln essende Mädchen auf dem Restaurant-Logo? Das ist Heidi, die Tochter von Jason und seiner Ehefrau Tina. Ihr Name heißt übersetzt ins koreanische Yoon-Ji – und ihre Eltern widmeten ihr das Restaurant. Auf einer Kreidetafel im Eingangsbereich entdeckten wir noch ein kleines Gemälde, das sehr nach der Zeichnung eines kleines Mädchens für den Papa aussieht. Ein Glücksbinger von Yoon-Ji für Yoon-Ji – etwas besseres gibt es wohl nicht!

© Anissa Brinkhoff

Unbedingt probieren: Die Baos, herzhaft wie süß, den vegetarischen Kimchi-Reis und das Fried Chicken mit koreanischer Süßkartoffel-Glasnudel-Salat.

Veggie & Vegan: Beides möglich, im Zweifelsfall das Servicepersonal ansprechen.

Mit wem gehst du hin: Mit allen Kollegen, die auch in der Innenstadt arbeiten und mit Freunden, die Sehnsucht nach richtig guter Asia-Küche haben.

Beste Zeit: Das Yoonji ist super für ein gemütliches Lunchdate oder leckere Dinner-Verabredungen.

Besonderheit des Ladens: Streetfood mit Sterneküche-Touch – wo gibt’s schon sowas?

Lärmfaktor: Drinnen ist es ruhig, auf den Außenplätzen kann es aufgrund der Straße lauter werden.

Preise: Hauptgerichte gibt es ab 8 Euro, Side-Dishes kosten je 3,50, unalkoholische Getränke gibt’s ab 2,90 Euro und Bier ab 3,50.

Yoon-Ji | Holzbrücke 7, 20459 Hamburg | Montag - Freitag: 11:30-17:00 Uhr, Donnerstag und Freitag: 18:00-22:00 Uhr, Samstag: 17:00-22:00 Uhr | mehr Info

Für diesen Artikel wurden wir freundlichst vom Yoon-Ji eingeladen. Dies hat unsere Meinung nicht beeinflusst.

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