Singlelicious: Kann man nur ohne Partner*in frei sein?

© Franzi simon

Zu Schulzeiten dachte ich: Wenn du in deinen Zwanzigern steckst, dann bist du erwachsen. Eigene Wohnung, geregelter Alltag und ein Freund, als potenziellen Ehemann. Pustekuchen. Aber auch halb so wild. Lieber stolpere ich durchs Singledasein. Wer meine Wege kreuzt und welche Geschichten mein Leben schreibt erzähle ich euch in meiner Kolumne „Singlelicious“.

Folge 15: Man muss frei sein

Eine meiner ersten Folgen Singlelicious habe ich über ein befreundetes Pärchen geschrieben, die zu dieser Zeit ihre ersten eigenen vier Wände bezogen. Ich fragte meine Freundin damals mehrmals, eindringlich, ob sie sich wirklich sicher sei und ob sie sich des Ausmaßes ihrer Entscheidung bewusst sei. Das tat ich nicht, weil ihr Freund mir ein Dorn im Auge war, sondern weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits ahnte, dass es ihr zu viel werden würde: kochen, putzen, Fernsehabende und Zukunftspläne. Und so kam es dann auch. Am Mittwoch bimmelte mein Handy "Ist dein WG-Zimmer noch da? Vielleicht nehme ich es erstmal. Hab mich getrennt. Du hattest Recht: Man muss einfach frei sein".

Wer ist die eigentlich, diese Freiheit?

Puh, Freiheit ein äußerst dehnbarer und subjektiver Begriff. Für mich bedeutet Freiheit stetig tun und lassen zu können, was ich (!) will ohne dabei Verantwortung für eine*n Partner*in zu übernehmen, geschweige denn Rücksicht. Freiheit heißt Alleinsein, eigene Entscheidungen treffen und sich gut dabei fühlen. Das kann anfangen bei einer durchzechten Partynacht mit der besten Freundin, die dir keine*r nehmen kann und enden bei einem spontan gebuchten Flug nach Ibiza. Alle verstanden? Freiheit ist klasse! Doch: Was ist, wenn diese Freiheit das Lebenselixier des eigenen Herzschlages ist und man trotzdem kurz vor dem Einschlafen nicht an die letzte wilde Party denkt, sondern an Hundewelpen und Verlobungsringe?

Zwischen Hundewelpen und Frozen Margaritas

Irgendwie ist der Wunsch nach Beständigkeit und Sicherheit doch in uns allen verankert. Selbst die schlimmsten bösen Jungs und die wildesten Mädchen setzen sich irgendwann zur Ruhe. Die Betonung liegt auf "irgendwann", das wilde Leben schmeckt doch nunmal so zuckersüß. Aber schließen wilde Party und Frozen Margaritas Hundewelpen und Verlobungsringe aus? Der vernünftige Mensch wird nun meinen: nein, man kann auch alles zu zweit erleben. Ich meine: irgendwie schon – aber das ist ja bloß so ein Gefühl. Rein rational weiß auch ich, dass es möglich ist alles mit dem*der richtigen Partner*in zu erleben, lässt man sich nur darauf ein. Und da haben wir ihn, den Casus Knacksus: Man muss sich bewusst für eine Beziehung entscheiden und gegen das Gefühl des ständigen Egoismus. Das kann dauern. Sehr, sehr, sehr lange dauern. Ich hoffe der Geduldsfaden eures*r Partners*in hat dieselbe Länge wie der einer*s Kindergärtnerin*s.

Woran liegt's denn jetzt?

Da steht man nun also in seinen Zwanzigern mit einem auf Raten gekauftem Sofa, das in kein einziges WG-Zimmer passen wird und ohne Freund*in aber mit gaaanz viel neuer Freiheit. Irgendwie fühlt es sich gut an, aber irgendwie auch grausam und irgendwie lässt einen das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, nicht so richtig los. Aber woran liegt's denn nun? Man war sich doch so sicher. Ist man sich das nicht immer für den Moment? Es stellt sich ja nicht die Frage, ob man seine*n Partner*in liebt, sondern ob man bereit ist für eine feste Beziehung. Meine Freundin möchte jetzt erstmal frei sein und Zeit für sich – das ist ok. Doch Zeit für sich, heißt auch Zeit für sich – alleine. Ich weiß wie schwer es ist gefühlsgelenkte Entscheidungen bewusst zu treffen, doch wir sollten das alle viel öfter tun.  Ich möchte diese Singlelicious mit den Worten von Marius Müller Westernhagen beenden "Alle, die von Freiheit träumen, Sollten's Feiern nicht versäumen (...) Freiheit, Freiheit, Ist das Einzige was zählt".

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