Singlelicious: Von Abschieden und Sex nach Liste
Zu Schulzeiten dachte ich: Wenn du in deinen Zwanzigern steckst, dann bist du erwachsen. Eigene Wohnung, geregelter Alltag und ein Freund, als potenziellen Ehemann. Pustekuchen. Aber auch halb so wild. Lieber stolpere ich durchs Singledasein. Wer meine Wege kreuzt und welche Geschichten mein Leben schreibt erzähle ich euch in meiner Kolumne „Singlelicious“.
Folge 16: Die imaginäre Sexliste
Wem bereits beim Lesen der Überschrift brüskiert das Wort "Schlampe" auf den Lippen liegt, entspanne sich erstmal, lese weiter und freue sich, dass die letzte Folge Singlelicious nochmal so schonungslos ehrlich wird. Also Kinder, holt die Taschentücher raus: Mit dieser Folge hat es sich ausgesingled. Also: Let's talk about Sex. Naja, zumindest über die Menschen, mit denen man ihn plant. Achja, eines noch vorab: Wer wirklich meint, er*sie kenne den Gedanken der imaginären Sexliste nicht, lügt sich selbst in die Tasche.
Was denn für 'ne Liste?
Jedes Mädchen kennt das, glaube ich zumindest: Die Jungs aus den oberen Jahrgängen an der Schule sind immer interessanter als die aus dem eigenem Jahrgang und der Hauptgewinn sind die coolen, älteren Typen von anderen Schulen. Man selbst ist aber noch zu jung. Die erste unerwiderte Verknalltheit bahnt sich an. Meine Mama hat dann sowas gesagt wie: "Ach Lenchen, die Zeit ist noch nicht reif" – kein Teenager versteht das jemals, geschweige denn dass er es akzeptiert.
Aber (und jetzt kommt der Knackpunkt) Mama hat Recht. Wie immer. Die richtige Zeit wird kommen. Und jetzt – Obacht! – greift die imaginäre Sexliste: Mit wem ihr euch einmal in den Laken wälzen wollt, mit dem wollt ihr es oft auch noch Jahre später und wenn er*sie es auch will, kommt es auch eventuell auch dazu. Und dann könnt ihr ihn oder sie von eurer imaginären Sexliste streichen. Die Liste gilt natürlich nur für realistischen, potenziellen Partner*innen – sonst wäre das Ganze sinnfrei.
Es ist wie mit Handtaschen
Zusammenfassend: Der Name der imaginären Sexliste stammt von mir und meinen Freundinnen, ihr könnt die Liste natürlich auch anders nennen – zB. "imaginäre Liste der unerfüllten Liebe" oder "imaginäre Liste der unerreichten Crushes". Weil das nur alles ziemlich deprimierend klingt, nennen wir sie die "imaginäre Sexliste" und so macht's auch mehr Spaß.
Der Sinn dahinter: Wer hätte es gedacht, es gibt keinen. Diese Liste ist bloß eine Ansammlung an Menschen, mit denen es knistert, die Zeit aber noch nicht reif ist. Es ist ja nun auch nicht so, dass ich oder meine Freundinnen Zuhause unter unseren Bettdecken mit Taschenlampen im Mund sitzen und irgendwelche Namen irgendwelcher Männer klammheimlich in irgendwelche geheimnisvollen Bücher kritzeln, diese Liste schreibt sich eher so im Kopf mit – wenn ihr denn dann mal wen trefft.
Es läuft ähnlich wie beim Shopping (Beispiel zur Verdeutlichung!): Ihr wollt eine neue Tasche, könnt sie euch nicht leisten. Blöd. Aber: Hat die Tasche es euch angetan, vergesst ihr sie ja nicht sofort. Ihr behaltet sie im Hinterkopf für den einen, großen Tag, an dem die Zeit reif und vor allem euer Konto gefüllt ist und dann kauft ihr sie. Zack – von der Wunschliste gestrichen. Und vielleicht ist sie die letzte sündhaft teure Tasche, die ihr euch zulegt oder es folgen noch weitere. Oder aber ihr lasst die Tasche im Schaufenster stehen und vergesst das Geschäft irgendwann. It's up to you.
Habe ich auch so eine Liste?
Ja, auch ich hatte so eine Liste. Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass sich eine solche Liste ein Leben lang weiterführen lässt. Da ich den Großteil meines Lebens aber (glücklicherweise) noch vor mir habe, kann ich diese Hypothese (noch) nicht auf ihre Korrektheit kontrollieren. Meine Liste schloss sich vor nicht allzu langer Zeit, als ich eine sehr alte Klassiker-Tasche wiederentdeckte – ich wollte sie sehr, sehr, sehr lange haben, mir aber auch für einen besonderen Anlass aufbewahren. Manche Taschen kann man eben nur einmal bezahlen. Und: was soll ich sagen? Ich kann zwar nicht in die Zukunft schauen, aber geht's nach mir, brauche ich keine neue Tasche mehr. Mit Klassikern ist man doch am besten bedient, oder?
Der letzte Eindruck bleibt…
In den 16 (!) Folgen Singlelicious bin ich oft auf meine Geschichten angesprochen worden. Tausend Dank für's aufmerksame Lesen, Leute! Ich habe euch einen Einblick in meine Welt und in die meiner Freunde*innen ermöglicht. Trotzdem war es nur ein minimalst kleiner Einblick. Denn wer meint, er*sie wüsste nun alles von mir, möchte ich einen letzten, wichtigen Fakt mitgeben: Auf offenem Meer könnt ihr maximal 15% eines Eisberges an der Wasseroberfläche sehen. Euer Hirn ist sich aber sicher den Eisberg als Ganzes wahrnehmen zu können. Soviel dazu!
ACHJA MOMENT! NOCH NICHT AUFHÖREN! Ich möchte mich noch bei einer ganz besonderen Person bedanken, ohne die Singlelicious niemals möglich gewesen wäre: Meine BFF (Broke Friend Forever) Eylin Cooper. Eylo ich wüsste nicht, was ich den letzten Sommer ohne dich getan hätte und weiß nicht, was ich jemals ohne dich tun sollte. Ohne dich an meiner Seite, wäre mir dieser ganze verrückte Scheiß wohl niemals passiert. Auf viele, viele, viele weitere wilde, witzige und unvergessliche Geschichten. You are my biggest love – and good and bad and broke times, so ALWAYS!