Servus Hamburg: Wintersport? Nein, danke.

© Franzi Simon

15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche geht es um die Unterschiede im Wintersport im Süden und Norden Deutschlands.

Vor zwei Wochen telefonierte ich mit meiner Mama und sie erzählte mir, dass mein kleiner Bruder für zwei Tage schneefrei hatte. Sie schickte mir Bilder aus dem Allgäu und ich staunte nicht schlecht was für Berge an Schnee sich dort ansammelten. So viel Schnee habe selbst ich seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr gesehen. Einige Tage später scrollte ich durch meinen Instagramfeed und siehe da: All meine Allgäuer Freunde posteten unzählige Bilder und Stories aus den Bergen, bei Massen an Neuschnee und fleißig am Ski fahren und boarden. Und mein einziger Gedanke dabei war: „Ein Glück bin ich hier in Hamburg.“

Hä? Wie? Du fährst kein Ski? Aber zumindest boarden tust du, oder?

Wintersport ist schon so eine Sache für sich. Kommt man aus Bayern, gehen direkt alle davon aus, dass man selber auch Wintersport betreibt und quasi auf Skiern aufgewachsen ist. Leider vergisst man oft, dass nicht jede*r diese Leidenschaft teilt und es, wenn auch wirklich wenige, Ausnahmen wie mich gibt. Während meiner Schulzeit fieberten alle meine Freund*innen und Schulkamerad*innen schon auf den Winter hin. Sie sehnten sich nach dem ersten Schnee, nach den Pisten-Openings und die Wochenenden waren reserviert zum „powdern“. Ich, die erst mit zehn Jahren ins Allgäu gezogen bin, konnte mit all dem nicht viel anfangen.

Mit Wintersport kommt man am besten tatsächlich schon im Kindesalter in Berührung. Ich kenne kaum jemanden aus dem Süden, der nicht schon als kleiner Zwerg das Runterpreschen auf den Pisten erlernt hat. Meistens sind auch die Eltern schon begeisterte Wintersportler und so liegt es nahe, dass man das auch seinen Kindern beibringt. Meine Eltern haben im ihrem Leben noch nie Skier in der Hand gehalten und dementsprechend gab es für uns in der Familie auch nie die Notwendigkeit Wintersport zu betreiben.

Ist das der Beginn einer wunderbaren Liebe?

So richtig die Pisten runtergebrettert, bin ich zum ersten Mal in der achten Klasse im Skilager. Wer es nicht kennt: Im Süden ist es üblich, dass man von der Schule aus eine bis eineinhalb Wochen lang in ein Skigebiet fährt, um dort eine Klassenfahrt mit Wintersport zu vereinen. Klingt cool? Ist es auch, aber dort ist es mir auch zum ersten Mal richtig bewusst geworden wie groß dieses Wintersport-Ding bei uns ist. In meiner Klasse, die aus 27 Schülern bestand, war ich die Einzige, die weder Ski fahren noch Snowboarden konnte. Das Skilager war für mich trotzdem eine tolle Erfahrung. Ich lernte schnell und mir machte es von Tag zu Tag auch mehr Spaß. Ich konnte nachvollziehen, was die Menschen daran so toll fanden. Die beeindruckende Aussicht von den Bergen, alles zugedeckt von einer weißen Puderzuckerschicht bei strahlendem Sonnenschein, schütteten doch einige Endorphine aus.

Nah, wohl eher nicht.

Zurück aus dem Skilager gab ich meine ausgeliehene Ausrüstung zurück und muss zugeben, dass ich nicht wieder auf die Pisten zurückgekehrt bin. So viel Spaß mir das im Skilager gemacht hat, der dazugehörige Aufwand war für mich dann doch immer zu groß. Ich kehrte zurück in meinen Alltag und gehörte wieder zu den „Wintersport-Außenseitern“. Jedes Jahr tingelten also weiterhin alle in die Berge und ich blieb in der Stadt und hoffte nur darauf, dass der Winter bald sein Ende hat.

Hamburg, du bist mein Lichtblick!

In diesem Winter ist jedoch alles anders. Die nächste Piste ist nun keine paar Minuten mehr von der Stadt entfernt und überhaupt ist es für die Hamburger gar nicht üblich jedes Wochenende in die Berge zu fahren. Ich bin nicht mehr die Einzige, die weder Ski fährt noch boarden geht. Die entsetzten Blicke sind verschwunden und es gibt auch andere Gesprächsthemen als „Wie viel Neuschnee haben wir?“ und „Geht es am Wochenende ans Fellhorn oder ins Kaunertal?". Ich spüre so etwas wie Erleichterung und keinen Druck mehr endlich auf die Piste zu ziehen.

Hier wünscht man sich auch, dass der kalte Winter endlich vorübergeht und warme Sonnenstrahlen wieder unsere Haut küssen. Hier heißt Wintersport: Schlitten fahren, Schlittschuhlaufen und vielleicht mal ein Wochenende im Harz verbringen. Und damit meine Lieben, kann ich mich anfreunden! Dafür brauch ich mich nicht in Unkosten stürzen und dafür muss ich mir auch keine neue Ausrüstung besorgen. Hamburg, du bist für mich mein kleines Wintersport-Paradies nach dem ich mich immer gesehnt habe. Danke dafür!

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