Servus Hamburg: Wie erhält man alte Freundschaften aufrecht?

© Franzi Simon

15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche geht es darum Freundschaften aus der Heimat aufrecht zu erhalten.

Das Leben ist ein Geben und Nehmen und ein Kommen und Gehen. Veränderungen kommen meist überraschend und plötzlich und ehe man sich versieht, steht man in einer neuen Stadt mit neuen Freund*innen. Aber was wird denn nun aus den alten Freund*innen? Aus den Menschen mit denen man die letzten Jahre oder gar Jahrzehnte zusammen verbracht hat und mit denen man zusammen geweint, gelacht, gestritten und geliebt hat? So ein Umzug kann ganz schön weh tun und auch ich hatte einen dicken Kloß im Hals als es wirklich hieß: Pfiats euch (zu Hochdeutsch: Tschüss!).

Neue Freunde finden, aber die Alten dafür gehen lassen?

Gerade jetzt, wo der Großteil meiner Freund*innen in Vollzeit arbeitet und man viel unterwegs ist, ist es eine ganz schöne Sisyphos-Aufgabe gleichzeitig Zeit zu finden um miteinander zu telefonieren, skypen oder gar sich zu treffen. So vergehen Tage, Wochen und auch Monate ohne, dass man sich ausgiebig austauscht und ohne dass man voneinander hört. Ich war hin und her gerissen – auf der einen Seite wollte ich neue Freundschaften knüpfen und auf der anderen Seite keinesfalls meine alten Freund*innen vernachlässigen. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und leider habe ich noch nicht die ideale Lösung gefunden, mit der alle glücklich sind.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich durch die Entfernung, die ein Umzug mit sich bringt Freundschaften sehr verändern können. Bei meiner letzten Rückkehr in die Heimat wurde mir schmerzlich bewusst, dass nicht alle Freundschaften ein Leben lang halten. Ich musste mir eingestehen, dass jemand aus meinem engsten Freundeskreis und ich uns so weit voneinander entfernt haben, dass diese enge Beziehung nun nicht mehr besteht. Teilten wir vor fünfzehn Jahren noch dieselben Interessen, haben uns ständig SMS hin und her geschrieben und sahen uns jeden Tag, ist der Whats-App-Chat jetzt nach einem „Wie geht’s dir? - Gut, und dir?“ beendet.

Egal ob Liebe oder Freundschaft: Beides tut weh

Ich wollte es nicht wahrhaben, denn es gab Zeiten in denen mir diese Freundschaft unendlich wichtig war und ich für diese Person alles, wirklich alles, gemacht hätte. Aber Zeiten verändern sich und Zeiten verändern dich. Wir haben komplett andere Wege im Beruf, Wertevorstellungen und Lebensidealen eingeschlagen und manchmal muss man einfach loslassen um Platz für Neues zu schaffen. Die Distanz durch meinen Umzug in den Norden, so fühlt es sich an, hat der Freundschaft das letzte bisschen Luft genommen.

Es gibt aber auch Freundschaften, die diese räumliche Distanz überstehen und daran wachsen. In der gleichen Woche der schmerzlichen Erkenntnis, traf ich mich mit einer anderen Freundin, mit der ich seit Monaten weder telefonischen noch schriftlichen, geschweige denn realen Kontakt hatte und es war: wie immer. Wir haben uns lang gedrückt, sind sofort ins Gespräch eingetaucht und haben ohne Probleme sechs Stunden durchgehend über Liebesausrutscher, alte Schulkamerad*innen und unsere Zukunftspläne geredet. Es war einfach nur schön.

An genau solchen Treffen merke ich, dass wahre aufrichtige Freundschaften auch mal eine Kontakt-Durststrecke und jede Entfernung überstehen. Was man braucht ist gegenseitiges Verständnis und eine offene Kommunikation. Es ist so wichtig miteinander zu reden und auszusprechen, wenn man sich mit einer Situation nicht wohl fühlt. Vielleicht hat der*die andere es gar nicht so schlimm wahrgenommen und man kann damit Missverständnisse aus den Weg räumen.

Auf die Freundschaft!

Die Traumvorstellung von der Freundschaft, die ein Leben lang hält ist eine Wunschvorstellung, der wohl jeder von uns hinterherjagt. Wenn ihr zu den glücklichen Menschen gehört, die Teil einer solchen sind, wünsche ich euch vom ganzen Herzen, dass das auch so bleibt. Für die anderen da draußen: Wertschätzt eure Freunde, die im Hier und Jetzt sind! Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr erst seit drei Wochen, 9 Monaten oder 11 Jahren befreundet seid. Umgebt euch mit Menschen, die euch gut tun und die nur Gutes für euch wollen. Seid gut zu ihnen und, wenn sie es auch zu euch sind, ist das vielleicht der Beginn einer lebenslangen Freundschaft.

Zurück zur Startseite