Kleine, geile Firma: Die Community Cola aus St. Pauli

© Community Cola

Vor einem Jahr hat Jan van Schwamen sein eigenes Erfrischungsgetränk auf den Markt gebracht: die Community Cola. Das Besondere daran: Jede verkaufte Flasche unterstützt soziale Projekte in der Nachbarschaft. Schon als Kind hat Jan gerne seinen Eltern beim Kochen über die Schulter geguckt und wollte später „irgendwas mit Lebensmitteln“ machen. Nach drei Jahren in der Produktentwicklung von Lemonaid Beverages war es für den studierten Lebensmittelwissenschaftler an der Zeit etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Wir treffen Jan in seinem Labor in der Rindermarkthalle um herauszufinden, wie man eigentlich Cola macht und wie schwierig es ist ein neues Produkt zu etablieren.

Zwei Wörter, eine Frage: Warum Cola?

Als ich noch klein war, gab es Cola nur zu besonderen Anlässen, zum Beispiel an Geburtstagen. Geschmacklich wollte ich da ein bisschen Back to the Roots. Denn mich hat schon lange gestört, dass die neuen Cola-Marken wie Fritz, Premium und Red-Bull so viel Koffein enthalten, was durch noch mehr Zucker und intensive Aromen ausgeglichen werden muss. Deswegen haben wir bei unserer Rezeptur eher auf die alten Generationen wie Coca-Cola, Pepsi und Afri geschielt, die zurückhaltender sind…Trotzdem hab ich immer gedacht, das ist ‘ne Nummer zu groß, das kriegt man selbst nicht hin. Aber dann hab ich mich einfach mal durch die Tiefen des Internets geklickt und da findet man schon Anhaltspunkte zu den Zutaten. Dennoch war es viel Arbeit herauszufinden, was genau drinsteckt und was nicht.

Und was steckt genau drin?

Neun verschiedene Früchte und Gewürze. Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten – ein bisschen Geheimnis muss sein (schmunzelt).

Was war für dich der Durchbruch?

Das größte Aha-Erlebnis war tatsächlich die erste Version, als man wusste, es geht in die Cola-Richtung. Die größte Schwierigkeit war es dann, die Balance aus den verschiedenen Stoffen zu finden, sodass es eine harmonische Gesamtkomposition ergibt. Ein Jahr und mehr als 40 Versionen später haben wir zum ersten Mal Freunde zum Cola-Tasting eingeladen und waren überrascht von den positiven Ergebnissen. Deswegen haben wir uns im Frühjahr 2018 unten in die Rindermarkthalle gestellt und mit 100 Leuten eine Blindverkostung gemacht. Als das Feedback genauso positiv ausfiel, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

© Community Cola

Aber ist dann auch mal was schief gelaufen?

Na klar! Wie heißt es so schön, aller Anfang ist schwer. Ich hab glaube ich noch nie so schlecht geschlafen, wie in den Nächten vor der ersten Abfüllung. Dann wirst du wach und denkst, „Scheiße, hab ich genug Vanille eingekauft?“ (lacht) Und als wir im September 2018 zum ersten Mal abgefüllt haben, wurden zum Beispiel prompt die Kisten falsch bedruckt geliefert.

Genau wie dein alter Arbeitgeber Lemonaid basiert Community Cola auf dem Social-Business-Prinzip – was macht dein Produkt so besonders?

Der große Unterschied ist die örtliche, soziale Komponente: Ganz nach dem Motto „Eine für Alle“ unterstützt jede verkaufte Flasche soziale und kulturelle Projekte hier vor Ort in den Communities. Bisher haben wir in Hamburg und Berlin jeweils zwei Projekte im Rennen. In Hamburg sind das die MUT Academy, die Schüler*innen aus schwierigen, sozialen Umfeldern einen Schulabschluss ermöglicht und Chickpeace, ein Catering-Service von geflüchteten Frauen. Die Projekte können sich auf Förderung bewerben und jeder, kann online abstimmen, welches Projekt unterstützt werden soll – mit einem Euro pro Kasten.

Ein Euro pro Kasten sind 4,2 Cent pro Flasche – das klingt jetzt erstmal nicht so viel…

Das stimmt. Aber dazu muss man sich anschauen, wo das Geld abgezogen wird. Schließlich kommt erst Mehrwertsteuer runter, dann sollen Gastronom und Händler noch was verdienen und ganz am Ende der Kette stehen wir. Das heißt, wir machen keine Gewinne, im Gegenteil: in den Anfangsmonaten ist das ein Geschäft, wo wir in Vorleistung gehen und draufzahlen. Aber das war es uns wert, weil wir wollten, dass von Anfang an jede verkaufte Cola wieder Geld zurück in die Community bringt. Das ist das, was uns von allen unterscheidet, das macht niemand! Und dabei sind wir nicht einmal exorbitant teurer als unsere Mitbewerber, mit der Ausnahme von Coca-Cola.

© Community Cola

Apropros Konkurrenz, was sind die größten Herausforderungen im Cola-Business?

Der Cola-Markt ist ein Haifischbecken. Und genau hier drin will ich mich so ein bisschen „David gegen Goliath“-mäßig positionieren um zu zeigen, dass es in so einem Massenmarkt wie Cola auch anders funktionieren kann. Das ist ein anstrengender Kampf, weil die Großen einfach über andere Mittel verfügen und dagegen kommen wir nur schwer an. Außerdem sind die Leute super markenloyal und es kostet viel Energie und Überzeugungsarbeit, etwas Neues auf den Markt zu bringen. Zum Glück gibt es aber auch viele, die genervt von den großen Konzernen sind und gerade Gastronomen gucken sich nach Alternativen um.

Ein Jahr Community Cola: Wie ist die Resonanz bisher und was sind deine Pläne für die Zukunft?

Die Resonanz des ersten Jahres ist gut: Die Leute bestellen nicht nur, sie bestellen auch nach. Ich bin da auch stolz drauf, dass wir wirklich ‘ne Alternative auf den bestehenden Cola-Markt gebracht haben. Bis Ende des Jahres werden wir in Hamburg und Berlin unsere Gewinnerprojekte verkünden. Ab Januar 2020 sollen dann neue Projekte sowie drei neue Regionen hinzukommen: das Ruhrgebiet, Thüringen und Baden-Württemberg.

Welche Sorten gibt es und wo findet man euch in Hamburg?

Unsere Community Cola gibt es in zwei Varianten an: die Zuckerhaltige und die Zuckerfreie. Die Zuckerhaltige ist Fairtrade-zertifiziert, die Zuckerfreie nicht, da es kein fair gehandeltes Süßungsmittel gibt.

In Hamburg findet man uns zum Beispiel in der Tabak-Börse am Grünen Jäger, im Berta Emil Richard Schneider in der Schanze, im ÜberQuell auf St. Pauli, im Hobenköökam Oberhafen und im RAIN in Ottensen. Außerdem gibt‘s die Community Cola in den großen Edeka-Märkten von Struve und Niemerszein und natürlich in der Rindermarkthalle, wo wir selbst im 1. Stock sitzen.

Hand aufs Herz: Kannst du überhaupt noch Cola sehen?

Tatsächlich trinke ich echt richtig viel, bestimmt drei Flaschen am Tag (lacht). Und am liebsten die Zuckerfreie!

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