Kleine, geile Firma: Lasst euer Altglas und Altpapier abholen von Recyclehero

© Marc Strand

Woran sind schon WG-Freundschaften zerbrochen? Richtig, am Wegbringen von Altglas. Jetzt möchte das kleine Startup Recyclehero mit der Abholung von Altglas und Altpapier nicht nur für gute Vibes sorgen, sondern auch sozial Benachteiligten eine neue Aufgabe ermöglichen. Wie genau? Darüber haben wir mit Alessandro gesprochen.

Hi Alessandro! Kurz und knapp, was genau macht Recyclehero?

Recyclehero ist ein Abholservice für recyclebare Wertstoffe durch die Einbindung von sozial Benachteiligten. Dazu zählen für uns Geflüchtete, Langzeitarbeitslose oder Obdachlose. Unsere „Heroes“ setzen sich also aufs Lastenrad und holen Altpapier, Altglas und Pfandflaschen bei unseren Kunden ab. Wir verstehen uns aber nicht nur als reiner Dienstleister, sondern möchten vor allem eine Community mit unseren Kunden und den „Heroes“ aufbauen, in der man sich gegenseitig helfen kann.

Wie stellt ihr euch diese Community vor?

In Form von Events, Workshops, gemeinsamen Abendessen – im besten Fall bei unseren gewerblichen Kunden, denn darunter sind vor allem Restaurants, Cafés und Bars. Das sind natürlich super Orte, um Begegnungen zu schaffen und sich auszutauschen. Warum ist derjenige geflüchtet? Was hat er vorher gemacht? Wie kann ich ihm perspektivisch mit meinem Netzwerk helfen? Da wollen wir hin.

Und wo steht ihr gerade?

Momentan bauen meine Freundin Nadine und ich das Projekt neben unseren Vollzeitjobs auf und haben einen angestellten Hero. Und wir sind gerade noch auf gewerbliche Kunden rund um das Grindelviertel und die Schanze fokussiert. Zum Beispiel holen wir schon bei Etrusker, Brodersen oder Cucina D´Elisa Altglas und Altpapier ab. Ab April wollen wir unseren Service auch auf Privathaushalte ausweiten. Man kann dann sein Altglas oder Altpapier einfach vor die Haus- oder Wohnungstür stellen und muss nicht auf unsere Abholung warten. Außerdem sind wir dabei, eine eigene App zu entwickeln und suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten für weitere Elektrolastenräder.

Recycle Hero
© Marc Strand

Was kostet eure Abholung und wie lange muss ich warten?

Gewerbliche Kunden zahlen pro Kiste für 20 Kilo 7,90 Euro, private Abholungen von bis zu 10 Kilo bieten wir für 4,90 Euro an. Pfandflaschen sind Trinkgeld für unsere Heroes. Wir haben feste Routen und sind aktuell in den zentralen Vierteln wie Schanze, Grindel, Sankt Pauli und Eimsbüttel unterwegs. Wenn es mal schneller gehen soll als unser Routenplan es vorsieht – zum Beispiel nach einer exzessiven Party – dann machen wir auch Ad-Hoc-Abholungen.

Was sollte jemand mitbringen, der bei euch Hero werden will?

Unsere Heroes müssen weder perfekt Deutsch sprechen noch einen Führerschein haben. Das sind ja oft schon große Hürden auf dem Arbeitsmarkt. Wir suchen aktuell nach Leuten, die Fahrrad fahren können, zuverlässig und pünktlich sind. Wenn wir eine gewisse Basis geschaffen haben, möchten wir uns dann noch mehr denen widmen, die stärkere Unterstützung brauchen.

Wie wollt ihr eure Heroes unterstützen?

Im Idealfall arbeiten wir mit Trägern, Organisationen und Flüchtlingsheimen zusammen, die sich der Integration sozial und finanziell Schwacher gewidmet haben, denn wir sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter. Außerdem haben sie das Netzwerk, uns mit denjenigen zusammenzubringen, die nach einer neuen Chance suchen. Unsere Heroes sind bei uns auf Minijob-Basis festangestellt und verdienen 10 Euro die Stunde. Unser Ziel ist es außerdem, dass sie durch die Community wieder in der Arbeitswelt Fuß fassen können.

Recycle Hero
© Marc Strand

Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen?

In der Küche stand die Kiste mal wieder voll mit Flaschen und die Motivation, sie wegzubringen, war gleich Null. Ich habe mich gefragt, warum es dafür keinen Abholservice gibt und bei der Recherche nichts gefunden. Irgendwann bin ich dann beim Flaschenwegbringen an einem Obdachlosen vorbeigelaufen... Die Idee ist ein paar Monate in meinem Kopf gereift, bis mir klar wurde, dass man daraus was machen sollte. Nadine und ich sind dann eher zufällig in eine Veranstaltung gestolpert, bei der man sich aus dem Publikum als Social Startup für ein Stipendium bewerben konnte. Wir haben das tatsächlich gewonnen, obwohl unsere Idee mit Abstand am wenigsten ausgearbeitet war. Und das hat uns dann nochmal den letzten Kick gegeben.

Was habt ihr vorher gemacht?

Nadine und ich haben vorher in ganz anderen Jobs gearbeitet, sie war im Bau- und Immobilienbereich, und ich bei einer Privatbank angestellt. Wir hatten aber schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass wir dort nicht mehr richtig waren und haben gekündigt. Dann sind wir erst einmal sieben Monate durch Südeuropa gereist und haben währenddessen unsere Idee weiterentwickelt. Als wir dann vor einem knappen Jahr zurückgekommen sind, ging es richtig los!

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