Heimaturlaub: Strand, Fischbrötchen und Wellenbad in Grömitz

© Torben Brandt

Man muss sofort an „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne denken: Am Ende der fast 400 Meter langen und ziemlich imposanten Seebrücke thront eine jugendstilartige Tauchglocke, mit der man sich für eine halbe Stunde unter Wasser fahren lassen kann. Dort wartet natürlich kein Schnorchelparadies, sondern ein Infofilmprogramm über die Ostsee. Wir bleiben lieber an Land, denn das Wetter ist schon sensationell hochsommerlich.

© Torben Brandt

Die Brücke – neben dem Sonnenlogo ist sie das Wahrzeichen des Ortes – wurde 1912 errichtet, als Grömitz Anfang des 20. Jahrhunderts als eins der ersten Seebäder Furore machte: So konnten feinere Damen, die per Schiff anreisten, ohne nassen Rocksaum ans Ufer gelangen und mussten sich nicht mehr von Bauernburschen tragen lassen, wenn sie in der mondänen Strandhalle einen Rollmops essen wollten. Von der Seebäderarchitektur ist heute nicht mehr viel übrig und auch reetgedeckte Häuser muss man hier suchen. Das meiste ist eher schmuckloser 80er-Architektur gewichen. Hier und da findet man dafür Retro-Fassaden wie das coole „Florida“-Logo der gleichnamigen Konditorei, die bald wieder eröffnen will. Einen Schönheitswettbewerb gewinnt der Ort nicht für seine Bauten, für den Traumstrand allerdings schon.

© Torben Brandt

Denn wenn einem Ort die Sonne aus dem Hintern scheint, dann Grömitz. Über 2000 Stunden scheint sie im Jahr – durch die Südlage in der Lübecker Bucht hat das Ostseebad das goldene Ticket. Über acht Kilometer ist der Strand hier lang – Strandkörbe und Puderzuckersand, soweit man schauen kann. Oder, wenn man es einsamer mag: Ab an den Naturstrand nebenan. Es lag nahe, dass sich Grömitz die besagte Sonne auch als Symbol ausgesucht hat – sie prangt hier überall, an Heckscheiben, in Prospekten, auf Servietten…

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Straaaaaand!

Nach einer kurzen Begehung, den Ort mit 7500 Einwohnern hat man schnell durchlaufen, zieht es uns zurück zur Promenade: Erstmal ein Fischfrikadellen-Brötchen und eine Ladung Pommes bei der „Strandnixe“ (Kurpromenade 76) – Retro-Charme auch hier: geairbrushte Meerjungfrauen! Bewaffnet mit Backfischbrötchen und Pommes Schranke geht’s dann zum Strand. An dem sind zwar viele Strandkörbe aufgestellt, aber bis auf ein paar lärmende Kids und Amateur-Beachvolleyballer hört man nichts. Das gilt auch für den Ort: Eine Partyhochburg ist Grömitz nicht. Aber Seeluft macht ja auch k.o. – ab ins Hotel für eine ausgedehnte Siesta.

© Torben Brandt

Im Bademantel getunnelt

Auf der riesigen Dachterrasse vom aja-Hotel hat man den besten Panoramablick. Dazu gibt es eine hausgemachte Limonade mit Minze. Als es ein bisschen frischer wird, ist man froh, dass es in den sehr gemütlichen Esssälen der „Piazza“ noch kein Abendessen gibt: Hier ist nämlich ein super Ort zum Lesen, Abhängen und falls man muss: Arbeiten – wenn man es schafft, sich nicht ablenken zu lassen von der Aussicht auf Himmel und Meer. Die Zimmer der normalen Kategorie sind freundlich und hell, unseres hat seitlichen Meerblick. Man sollte allerdings wissen, dass das Klo in dem sehr offenen Raum eine nicht ganz blickdichte Tür hat, falls man mit neuen Affären oder überhaupt allen anreist, mit denen man es lieber etwas diskreter hält… Super: Die „Grömitzer Welle“ ist mit im Hotelpreis enthalten, wir latschen durch den Bademantel-Tunnel direkt in das Erlebnisbad. Die Welle im Brandungsbecken ist ein großer Spaß und hat es in sich – also lieber noch ein paar Runden Nichtstun in der Panoramasauna.

© Torben Brandt

Beim Frühstück (Achtung: nach hinten durchgehen, bis zum Ende des nächsten Saals, da ist man mehr für sich!) will man gar nicht mehr aufstehen: Es gibt ungelogen das beste Omelette und was ja in Hotels wirklich eine Seltenheit: Guter Käse! Also super Frühstück und dazu wieder diese Aussicht auf das Meer und die Promenade… aber klar, wir sind ja auch für ein bisschen Bewegung hier und deshalb geht es mit Umweg über den Fahrradverleih zum Strand, aber diesmal lassen wir den Strandkorb links liegen und steuern die Surfschule an.

SUP: (K)ein Reinfall!

Sonne, wenig Wind und wenig Wellen, perfekte Bedingungen fürs SUP. Nicht so perfekt: Wenn man in den ersten fünf Minuten ca. 27 Mal ins Wasser plumpst nachdem man dem Coach gesagt hat, dass man ja eigentlich quasi SUP-Profi ist. Aber Dank Neopren-Anzug ist das hab so wild (bzw. kalt). Wenn man das Paddeln auf der Alster gewohnt ist: Das hier ist noch mal ein anderer Schnack, weil es a) anstrengender ist auf dem Meer stehzupaddeln aber dafür b) auch viel schöner, weil man so viel Meer und Horizont sieht. Unser Lehrer Lenno, der eigentlich aus Bremen kommt und hier gerade seine Ausbildung macht, sorgt aber dafür, dass niemand zu weit rausschwimmt und alle herausguckenden Körperteile eingecremt sind.

© Torben Brandt

Dass die Sonne hier so viel scheint, wirkt sich offensichtlich auf die Grömitzer aus: Alle, die man trifft, sind ausnahmslos freundlich und hilfsbereit, egal ob im Hotel, beim Fahrrad-Verleih oder in den Fischbuden. Danach gibt es eine Stärkung am fotogenen Jachthafen von Grömitz, der liegt am äußeren Rand der Stadt und das Wort Windjammer kriegt hier eine ganz neue Bedeutung, denn wie im lauten, hellen Chor surren die Drahtseile an den Masten. Wir folgen der Empfehlung von Lenno – die Pommes und Bratfischbrötchen bei Falkenthal Seafood sind wirklich außergewöhnlich lecker. Ein paar Meter weiter fängt auch schon der zweite Naturstrand an, es ist außer uns nur eine Spaziergängerin mit ihrem Labrador unterwegs.

Weiter oben, hier beginnt auch ein Steilküstenabschnitt, drehen wir zum Abschluss noch eine kleine Runde mit den Leihrädern. Theoretisch stünde jetzt rund um Grömitz und dem „OstseeFerienLand“ ein Streckennetz von über 300 Kilometernnd zur Verfügung. Aber praktisch möchte man jetzt einfach noch mal an den Strand.  Einzige Aktivität neben zweimal zum Büdchen laufen und Alsterwasser kaufen und Strandkorb in die Sonne rücken: Ein paar Runden Frisbee. Zum Abschied verzichten wir zwar auf den Sonnensticker fürs Auto oder Rad zuhause. Aber nach zwei Tagen hat man auch so genug Sonne auf Vorrat getankt.

Info: Am besten kommt man mit dem Auto oder Flixbus von Hamburg nach Grömitz, Zug über Lübeck geht auch, aber dann steigt man eh in den Bus um und braucht länger. Der Flixbus fährt ein- bis mehrmals täglich und kostet pro Strecke ca. 7 Euro.

Für diesen Heimaturlaub wurden wir freundlichst eingeladen von: Tourismus-Service Grömitz

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