Vergnügte Viertel: Barmbek damals und heute
Ja, Hamburg existiert auch östlich der Alster. Und da ist es sogar richtig schön! Barmbek hat sich vom verschlafenen Dorf, übers tüchtige Arbeiterviertel zum Insider für Neuhamburger gemausert. Wir erzählen euch heute, was so alles in den letzten Jahrhunderten im Viertel passiert ist und wo man sich hier heute vergnügen kann.
„Bernebeke“ (so der ursprüngliche Name Barmbeks, der sich vom gleichnamigen Flüsschen, dem heutigen Osterbek, ableitete) war lange ein typisches nordelbisches Dorf und wurde erst 1271 das erste Mal nachweislich erwähnt. Ausgrabungen auf dem ehemaligen Grabhügel der Rönnheide stellten jedoch fest, dass hier bereits wesentlich früher, rund 800 Jahre vor Christi, germanische Siedler Weizen angebaut haben sollen.
Viel mehr ist hier in den nächsten Jahrhunderten auch nicht passiert. Lange blieb es in Barmbek ruhig und unaufgeregt. Schwung kam erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts in das verschlafene Dorf, als in Hamburg die nächtliche Torsperre aufgehoben wurde. Auch die Aufnahme der Bauarbeiten für die Speicherstadt trieben immer mehr Menschen in die äußeren städtischen Bereiche und ließen die Bevölkerungszahlen in die Höhe schnellen. Lebten 1855 noch 1.800 Bewohnerinnen und Bewohner in Barmbek, so waren es 30 Jahre später bereits über 22.000.
Ein „basches“ Arbeiterquartier
Um 1900 war Barmbek zu einem dicht besiedelten Arbeiterquartier geworden. Wer sich die teuren Mieten in der Innenstadt nicht mehr leisten konnte, den zog es hierher. Nicht verwunderlich, dass die damaligen Barmbeker eines der geringsten Pro-Kopf-Einkommen Hamburgs besaßen. Den vornehmen Hamburgern der umliegenden reicheren Stadtteile waren die Barmbeker zu „basch“, was so viel wie unfein, grob und vorlaut bedeutet. Sich selbst sah man hier aber viel mehr als lässig und unspießig.
Angetrieben von KPD, Inflation und Wirtschaftskrise stürmten 1923 beim „Hamburger Aufstand“ unzufriedene Einwohner Polizeiwachen und errichteten Barrikaden. Aber einzig im links orientierten Barmbek erhielten die Aufständischen Unterstützung aus der Bevölkerung, die sich beim Bau der Barrikaden beteiligten und die Rebellen mit Lebensmitteln versorgten. Deshalb ist der Aufstand heute auch als „Barmbeker Aufstand“ bekannt.
Der Lord von Barmbeck
Zu zwielichtiger lokaler Berühmtheit brachte es Anfang des 20. Jahrhunderts Julius Adolf Petersen, alias „der Lord von Barmbeck“. Er war der Kopf der Verbrecherbande „Barmbecker Einbrechergesellschaft“, die bis zu 200 Mitglieder gehabt haben soll. Gemeinsam mit seinen Komplizen, die Namen, wie „Lockenfitsche“, „Schlachterkarl“ und „Rabenmax“ trugen, überfiel er Banken und trieb im Hamburger Untergrund sein Unwesen. Sein Markenzeichen: Korrekte, adrette und ordentliche Kleidung, die ihm auch den Beinamen des „Lords“ einbrachte. Petersens Kneipe, die damals als Treffpunkt für die düsteren Pläne diente, lag an der heutigen Ecke Beim Alten Schützenhof/Bartholomäusstraße. Barmbek kann mit noch mehr bekannten Persönlichkeiten aufwarten: Altkanzler Helmut Schmidt und auch Angela Merkel wurden hier geboren.
„Barmbeck“ drittelt sich
Die Trennung zwischen Nord- und Süd-Barmbek liegt noch gar nicht so lange zurück, wie viele denken: Bis zum Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 waren die zwei „Barmbeks“ und das heutige Dulsberg unter dem Stadtteil „Barmbeck“ zusammengefasst, das Hamburgs Grenze zu Preußen bildete. Übrigens: Wer Barmbek wegen seiner ursprünglichen Schreibweise („Barmbeck“) mit einem kurzen e ausspricht, der täuscht sich: Bei dem c handelt es sich um ein Dehnungs-c. Entsprechend ist die richtige Aussprache „Barmbeeek“ mit langem e.
Fast komplette Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs haben das alte Barmbek so gut wie ausradiert. Kurz vor Ausbruch des Krieges lebten hier über 220.000 Menschen. Nach den Luftangriffen der Operation Gomorrha fielen die Bevölkerungszahlen kurzzeitig auf 15.000 Einwohner. Auf der Fußgängerinsel zwischen Hamburger Straße und Oberaltenallee beim Winterhuder Weg erinnert ein Mahnmal an 370 Menschen, die am 30. Juli 1943 in den Schutzraum des Kaufhauses Karstadt erstickten.
In der Nachkriegszeit galt Barmbek als gesichtslos und staubig. Zwar wurden hier schnell die für die 50er-Jahre typischen Zeilenbauten hochgezogen und die Viertel begrünt, es mangelte aber an kulturellen Einrichtungen. Erst in den 1980ern wurde Barmbek wiederbelebt. Man schaffte neue Wohnprojekte und errichtete wichtige stadtteilkulturelle Einrichtungen, wie die Zinnschmelze und die Geschichtswerkstatt.
Bodenständig und authentisch
Barmbek zieht heute vor allem junge Menschen und Familien mit Kindern an, denn hier sind die Mieten noch vergleichsmäßig günstig und die Lage dennoch zentral. Das Viertel ist bodenständig, authentisch und im stetigen Wandel. Hier entspannt man in den grünen Anlagen des Schleidenparks oder in den Bädern der Bartholomäustherme, schippert auf dem Osterbekkanal und shoppt in der „Fuhle“ oder auf der Hamburger Meile — der längsten Shoppingmeile Europas. Über 140 Läden, Cafés und Restaurants laden auf einer Länge von 700 Metern zum Geld ausgeben ein. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg befand sich hier mit 300 Geschäften die zweitlängste Einkaufsstraße Hamburgs, nach der Mönckebergstraße.
T.R.U.D.E. — ein technisches Highlight
Auf dem ehemaligen Gelände der „New York-Hamburger Gummi.Waaren Compagnie“, wo bis in die 1930er Jahre Hart- und Weichgummiprodukte aller Art hergestellt wurden, befinden sich heute das Museum für Arbeit und das Stadtteilkulturzentrum Zinnschmelze. Am Eingang des Museumshofes werden Besucherinnen und Besucher von einem wahren technischen Highlight begrüßt, dem Denkmal T.R.U.D.E (Tief Runter Unter Die Elbe). „Trude“ ist das Schneidrad der größten Schildvortriebsmaschine der Welt und fraß sich unter der Elbe hindurch, um die vierte Röhre des Elbtunnels entstehen zu lassen. Als ein Kosename für den Industriegiganten gesucht wurde, befragte man die Kinder der Elbvororte. Der damals 10-jährigen Paul Ortel konnte alle mit seinem Vorschlag „Trude“ überzeugen.
Das neue Szeneviertel?
Barmbek gewinnt an Dynamik, so viel steht fest. Immer mehr Menschen wagen sich auch mal auf die östliche Seite der Alster. In den letzten Jahren haben zahlreiche neue Kneipen, Cafés und Geschäfte eröffnet, die die Gegend gerade für junge Menschen attraktiver machen. Wir sind gespannt, wie sich Barmbek entwickelt und halten weiterhin Ausschau, wo ihr euch hier vergnügen könnt!
Vergnügte Fakten
Food + Drinks
Frühstück im LORDS Deli I Semmelknödel im Spajz I warme Stullen im Coffe&Stories I Sushi zum Mittag im Kleinen Glück I Hausgemachte Pasta im Simply Food I feinste Burger bei Kohldampf I hausgemachte Limonade im LüttLiv I feine Torten in der Conditorei Münch I Dry-Age-Burger in Louis Kitchen Bar I Feierabendbier im Freundlich + Kompetent I Franzbrötchen-Eis im Café Schmidtchen I die teuerste Wurst Deutschlands bei Curry-Pilates I Mezze und Pide im Morgenland
To-Do
Boot leihen und rumschippern I am Osterbekkanal entspannen I Besuch in der Zinnschmelze I Museum der Arbeit I Aufwärmen in der Bartholomäustherme I Rock’n’Roll auf der Kegelbahn I Kultur-Flohmarkt in Barmbek