11 Hamburger Clubs, die Geschichte schrieben
Bevor das unerträgliche Wort "Clubsterben" durch Hamburg geisterte, war die Hansestadt weltweit bekannt. Für exzessive Parties, legendäre Lichtshows, internationale Stars, die sich in Diskotheken betranken und natürlich immer wieder – die Beatles. Hamburg war Musikstadt, Partystadt, Clubstadt. Kein Wochenende verging ohne Glitzer, Glamour und Skandale. Es wurde Musikgeschichte geschrieben, sich mit New York verglichen und Partykönige regierten den Kiez. Die Clubs verteilten sich quer durch die Stadt. Von den legendärsten lest ihr hier:
1. Star Club
Man kann diese Liste wohl nicht starten, ohne den Star Club zu nennen. Er machte aus Hamburg die "Beatles-Stadt", seine Bühne wurde aber nicht nur von Paul McCartney und Co aufgesucht, hier spielten auch Jimi Hendrix, Ray Charles oder Little Richard. Steht alles in Stein gemeißelt am ehemaligen Star Club, der von pilgernden Beatles Fans noch immer aufgesucht wird. Drei Mal gab die Band hier wochenlange Gastspiele zum Besten. Heute erinnert in der Großen Freiheit 39 kaum noch etwas an den Ruhm vergangener Zeiten.
2. Die Insel
Schampus, Fische im Aquarium und VIPs – die Insel war ab den 60ern unter der Leitung von Ramon Preuss ein absoluter Szene-Treff. Direkt an der Alster gelegen, feierte hier die hochkarätige Prominenz: Genauso wie Romy Schneider tanzte hier später Sting oder Jennifer Lopez. Nachdem 2003 Schluss war mit der Party an der Außenalster, hat "Die Insel" unter dem Levantehaus eine neue Heimat gefunden. Der alte Ruhm ist allerdings längst davon geschwommen.
3. J's
Wo heute der Bass durch die Räume des Uebel & Gefährlichs wummert, war in den 90er Jahren das J's das allabendliche Zuhause der A- bis Z-Prominenz der Stadt. Michael Ammer, der Partykönig Hamburgs, etablierte den Club schnell als Szene-Treff, in dem man schwarz gekleidet, aber immer aufgestylt durch die Tür kam. Til Schweiger ließ sich hier genauso wie Jenny Elvers volllaufen und natürlich war Ammers Kumpel Dieter Bohlen immer im VIP-Bereich zu finden. 2000 endete der Spaß dramatisch: ein Mann zündete eine Handgranate, zehn Gäste wurden zum Teil schwer verletzt. Der Laden war kurz danach dicht.
4. Trinity
Wo heute der Delphi Showpalast neben einer Ruine Platz gefunden hat, befand sich in den 1980ern der Nobel-Club Trinity. 1978 wurde er eröffnet und war bis 1993 Anlaufstelle für zahlreiche hochkarätige Stars. Das Design war an das New Yorker Studio 54 angelehnt, die Lichtshow einzigartig. Erstmals wurde dafür ein Licht-Jockey eingestellt. Depeche Mode spielten hier live (und pinkelten angeblich auf den Teppich), Prince feierte hier drei Tage am Stück, Madonna gab sich die Ehre, Grace Jones soll nackt auf einem Pferd hereingeritten sein. Ein Laden, der sich eigentlich zu krass anhört, um jemals existiert zu haben.
5. Gruenspan
Die meisten Clubs dieser Liste haben die Jahrtausendwende nicht überlebt – nicht so das Gruenspan. Auf dessen Gelände wurde 1899 der erste Tanzsalon Hamburgs erbaut, Anfang des 20. Jahrhunderts war das Gebäude dann ein Hippodrom, in dem leichte bekleidete Frauen auf Pferden zu Orchestermusik im Kreis ritten. Zwischenzeitlich zur Badeanstalt umfunktioniert, ist seit 1968 das Gruenspan, wie wir es kennen in der Großen Freiheit angesiedelt. Als einer der ersten CLubs kam die Musik hie rnicht von einer Live-Band, sondern von Schallplatten, die ein DJ auswählte. Als Konzerthaus bekannt wurde das Gruenspan durch Auftritte von R.E.M, Bryan Adams oder den Pet Shop Boys. Heute stehen so viele bekannte Namen auf der Bühnenliste des Gruenspans, das man mit dem Lesen kaum hinterherkommt.
6. Café Keese
1948 wurde das Café Keese als Tanzlokal eröffnet. Erst an der Fruchtallee, später an der Reeperbahn. Gerade in der Nachkriegszeit war es DER Ort um jemanden kennenzulernen – allerdings forderten nicht die Männer die Frauen zum Tanz auf, es herrschte Damenwahl. "Denken Sie stets an die These, es regiert die Frau im Keese" – so lautete der Slogan des Ball Paradox, der laut Betreiber Bernhard Keese der Startschuss für 50.000 Ehen gewesen sein soll. 1998 war Schluss, es folgt der Quatsch Comedy Club, Gosch briet dann für ein Jahr Fisch und jetzt gibt es Jumbo-Cocktails im Sausalitos. Ach, Hamburg.
7. Mojo Club
Den Mojo Club kennt man, doch bevor er 2013 sein unterirdisches Quartier bezog, beherbergte ihn in den 90ern ein leerstehendes Bowling-Center. Er galt damals als absoluter Wegbereiter für den Acid Jazz, aber auch dem Dancefloor Jazz. Klänge, die man weder in Hamburg, noch in Deutschland bisher so kannte. Das Mojo war absoluter Vorreiter – und zählte zu den bekanntesten Clubs der Republik. 2003 wurde er geschlossen, das ganze Gelände wurde platt gemacht und über allem thronen heute die tanzenden Türme.
8. Madhouse
31 Jahre lang war das Madhouse DIE Anlaufstelle für alle, die in Hamburg Lust auf Rockmusik hatten. Und das war eine ganz schöne Menge, darunter auch international bekannte Gesichter. David Bowie war hier, Iggy Pop und Mick Jagger soll sogar einmal die Zeche geprellt haben. Meat Loaf hingegen half vier Stunden lang mit Gläser zu spülen. 1969 gegründet und am Gänsemarkt zuhause – wo heute so wenig Rock 'n' Roll stattfindet, wie nur irgend möglich.
9. Golden Pudel Club
Als es 2016 am Hafen brannte, saß der Schock tief: der Golden Pudel Club war zerstört. Der kleine Laden am Park Fiction, in einem alten Schmugglergefägnis aufgebaut, war bedeutend für Hamburg. Gegründet von Rocko Schamoni und Schorsch Kamerum wurde das kleine Haus an der Elbe bald Stützpunkt für die Hamburger Schule. Bald die Erleichterung: es geht weiter, der Pudel wird wieder aufgebaut. Und wie es weitergeht!
10. Traxx
In den 90ern war das Traxx nahe der Deichtorhallen ein In-Club schlechthin. Zog Sternchen und solche, die es werden wollten an. Man munkelt, dass Dieter Bohlen seiner Auserwählten Verona Feldbusch an genau dem Tresen des Traxx-Clubs einen Heiratsantrag machte. Romantisch!?
11. Top Ten
An der Reeperbahn 136 wurde Musikgeschichte geschrieben. Hier war ab den 60ern bis Mitte der 90er der Club Top Ten angesiedelt. Und hier spielten die Beatles 1961 nicht zwei, nicht fünf, sondern 92(!!!) Mal. Sie teilten sich in den nächsten Jahren die Bühne mit anderen Größen wie The Rattles, den Scorpions oder auch Udo Lindenberg. Seit 2008 ist das mondoo Mieter, Glanz und Gloria finden sich höchstens noch an den Hackenschuhen der Besucherinnen.