Was Hamburger wirklich machen: Die 11 beliebtesten Stadtteil-Memes
Die Hansestadt Hamburg ist nicht nur eine Perle an der Elbe, sondern auch sprudelnder Quell an Klischees, Eigenheiten und Widersprüchen. Obwohl wir uns ansonsten mit Empfehlungen, Essen und Feiern beschäftigen, haben uns eure Reaktionen auf unsere Memes vor allem eines gezeigt: Der hanseatische Humor ist still alive. Das freut uns und motiviert uns, auch für den letzten Regen- oder Feiertag, Ferienbeginn oder G20-Gipfel eine Liste zu basteln, die die Wahrheit und NICHTS als die Wahrheit über Hamburg, seine Stadtviertel und deren Gepflogenheiten zu Tage fördert.
Nach über einem Jahr Stadtteil-Fun packen wir hier mal ein Best-Of zusammen, damit auf Facebook auch ja nichts verloren geht, und Marius verrät euch noch die ein oder andere Hintergrundgeschichte, wie es dazu kam – ungefähr so wie der Typ von "Uuups! Die Superpannenshow", der immer die Kategorien ankündigt!
1. Der Valentinstag
Der Valentinstag ist wie Labskaus: Manche mögen ihn nicht, andere wiederum hassen ihn so sehr, dass sie sich nur darüber lustig machen können. Der Valentinstag war, so die Erinnerungen mich nicht trügen, die erste Liste, in der die Schanzenbewohner*innen am Tindern waren.
2. Wenn gar nichts mehr geht, dann geht immer noch Karneval.
Die meist-verhasste Tradition in ganz Hamburg gibt es hier gar nicht: Den Karneval. Scheinbar müssen alle 2 Millionen Einwohner Hamburgs schon einmal derart beim Karneval in Köln, Basel, Mainz, dem Schwarzwald oder sonstwo auf die Schnauze gefallen sein, dass sie wirklich nur blanke Verachtung dafür übrig haben. Für mich, im Fasnetskostüm (Fasnet, Allemannisch für Fasnacht, wie man im Schwarzwald Karneval nennt) zu Welt gekommener Wahl-Hamburger, natürlich gefundenes Fressen. Was ich mich bis heute frage: Ist es Neid oder die Erleichterung darüber, dass in Hamburg nur ein Mal im Jahr verkleidete, hackedichte 30-Jährige in den Hauseingang pinkeln/kotzen/koten? Antworten bitten an [email protected].
3. Sonne!
Zugegeben: Es gibt Themen, die sind wie der Ball auf der Elfmetermarkierung – musst du nur noch links oben in die Ecke reinballern. Der Sommer ist so eines. Trotzdem habe ich sehr lange mit Isabel darüber gebrütet, weil wir uns einfach nicht einigen konnten, wie man diese Brillen nennt, die eine getönte Scheibe zum Herunterklappen haben. Das Ergebnis seht ihr ja selbst.
4. Ostern
Ostern ist kein leichtes Thema. Zu wenig läuft an Ostern schief. Anders als an Weihnachten – obwohl beides kirchliche Feiertage, doch so verschieden. Den besoffenen Vater vom Osterfest nach Hause zu fahren, schien mir dann das schlimmstmögliche Szenario, was der typisch deutschen Mittelstandsfamilie aus Barmbek so passieren kann.
5. G20, oder wie Facebook es nennt: Reichweiten-Jackpot
Die Geschichte dieses Memes ist etwas Besonderes. Tage vor dem Beginn des eigentlichen Gipfels geschrieben, wurde sie zu einer Art Orakel für das, was passieren sollte. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass Hildegard tatsächlich Bilder sehen könnte, die sie an die Kriegsjahre erinnern könnten. Nicht, weil ich der Meinung bin, dass "Kriegsähnliche Zustände" geherrscht hätten. Aber SEK-Einheiten, die vor brennenden Barrikaden und Häuserzeilen stehen, das hat schon was von 33-45.
Was sich jedoch auf jeden Fall als Volltreffer bewahrheitet hat, war Punkt eins: die Sternschanzen-Hipster ließen ihre Insta-Storys vollaufen, dass der Akku glühte und legten einen derart lokalpatriotischen Wortlaut an den Tag, dass Alexander Gauland der Sabber auf die Hundekrawatte getropft sein müsste.
6. Tinder, Astra und Cayenne
Dieses Meme zeigt ziemlich gut, wie eigentlich realitätsfern und trotzdem treffend die Listen funktionieren. Niemand würde ein Astra auf Eis bestellen. Doch gerade die Konstante "Astra" zeigt, wie wenig sich dann doch im Viertel ändert – trotz Großinvestoren und Ballermanntouris.
7. Steht ein Pils im Wald, kommt ein Jäger, trinkt's aus
Ein Witz, so flach wie die tiefergelegten Hondas aus Pinneberg. Wir hoffen, dass das Arriba Norderstedt ebenso lachen kann, wie Olaf Scholz bei der Eröffnung der Elbphilharmonie.
8. Blankenese ist wie Winterhude, nur in reicher
Ich liebe Winterhude und Blankenese. Dafür, dass Teile dieser Viertel uns immer wieder zeigen, wie absurd reich man sein kann – nur um das ganze Geld dann in komische Gartenanlagen, hässliche Autos und komische Boutiquen (Öffnungszeiten Di und Do, 14-16 Uhr) zu stecken. Ein unendlicher Quell an Freude für mich.
PS: Ich habe wirklich mal eine Pizza bei Tinder gematched, war aber leider ein Fake-Account (SCHWEINE!).
9. Sorry, für's nicht gendern
Ob man beim Witze schreiben immer auf korrekte geschlechtsneutrale Darstellung achten kann? Nein. Manchmal aber geht es. Abgesehen davon ist mir das Öko-Bild der Ottenser abhanden gekommen, nachdem ich dort hingezogen bin. Es ist zwar vorhanden, doch die Horde an Angenturlern, die dort hektisch durch die Straßen stolpern, ist doch um einiges heftiger. Spätestens nach dem Fernet-Branka-Gate, in dem sich die Besitzer großer Hamburger Werbeagenturen zu einer Social-Media-Schlammschlacht herabließen, ist das Image des Viertels als Heimat der Agenturen besiegelt. So, jetzt ist aber auch schon 22:30 Uhr, ich mach dann mal Feierabend, nicht dass ich auf dem Heimweg am Bahnhof Altona noch in eine Rushhour komme.
10. Kleider machen Stadtviertel
Mein zweites Standbein im Journalismus ist Mode, wie man hier deutlich erkennen kann. Mein Fokus liegt auf deutscher Mode zwischen 1939 und 1945 – da war die Vielfalt ganz besonders groß. Heute sind Springerstiefel ja wieder in – glücklicherweise nicht zum marschieren, sondern zum posen, also in Hamburg.
11. Wenn ihr lacht, sind wir happy
Ist es mit dem Witz so wie mit dem Zaubertrick? Funktioniert er nicht mehr, wenn man ihn erklärt? Ich glaube nicht. Witze sind nur zum Teil Übung, der Überraschungseffekt bleibt. Unsere Stadtteillisten funktionieren natürlich nach einem Schema, das ziemlich offensichtlich ist. Ich muss allerdings auch gestehen, dass nur die Listen richtig lustig geworden sind, an denen wir zum Teil stundenlang geschraubt haben.
Das mag vielleicht nicht so rüberkommen, wenn am Ende "Kinder in's Bett bringen" dasteht – doch die Realität sieht so aus, dass da vorher sechs verschiedene Fondue-Variationen standen, die jedoch allen nicht so gut gepasst haben. Gag-Gurus wie Harald Schmidt oder Loriot würden wahrscheinlich den Kopf schütteln, doch wir halten uns an den Werbeslogan von Media Markt (und an das entsprechende Niveau) und sagen: Hauptsache ihr habt Spaß.