Warum fahre ich immer wieder Flixbus? 11 Gedanken, die du während deiner Reise hast

© Abbie Bernet via Unsplash, CC0

Langsam schlappe ich die stinkigen Rolltreppen am Hamburger Busbahnhof hoch. Ich weiß genau was mich oben erwarten wird, hoffe aber, dass diesmal alles anders wird. Wird es natürlich nicht. Der Bus ist zu spät, komplett überfüllt, stinkt und mein Sitznachbar sitzt halb auf meinem Schoß – mein Bedarf an Körperkontakt für's komplette Jahr ist gedeckt. Danke dafür.

Nach kurzer Zeit verlassen wir die Autobahn, es staut sich, wir tuckern über die Landstraßen, der Weg in die Heimat dauert fast drei Mal so lang, wie er sollte. Komme ich überhaupt noch an? Bei jedem Rasthof bleibt mir das Herz stehen – Muss der Busfahrer jetzt wieder ein Päuschen machen? Während meine Augen sich vor Wut auf mich, die Welt, auf den Flixbus und die horrende Preise der deutschen Bahn mit Tränen füllen, frage ich mich: Warum tue ich mir das immer wieder an? Warum fahre ich immer wieder Flixbus?

1. Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Es ist wie sonst auch im Leben: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die beim ersten Mal ein Nein akzeptieren oder sofort aus schlechten Erfahrungen lernen, ich denke immer "Jetzt wird alles anders". Ich muss euch enttäuschen, wird es nie.

Jedes Mal wenn ich enttäuscht und frustriert den Online-Shop der deutschen Bahn verlasse und mein Flixbusticket in meinen Warenkorb lege, denke ich "Diesmal kommt er pünktlich. Der wird schon nicht so voll werden. Du schaffst das." Es ist ein Trugschluss, immer wieder.

Letzten Endes ekle ich mich schon am ZOB, so als würde ich ohne Latschen öffentliche Duschen benutzen und krieg im Bus einen halben Wutanfall – die Hoffnung stirbt, spätestens wenn der Motor der grünen Karosse beginnt aufzuheulen.

2. Bei dem Preis kann man doch nicht Nein sagen

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Oh doch, du kannst! Ich erkläre dir auch warum. Während du also mit 50 Menschen eingepfercht Richtung Autobahn tuckerst und dein Blick melancholisch nach draußen schweift, als könntest du in einem Musikvideo von Atomic Kitten mitspielen, dann etwa nicht, weil du an deine*n Verflossene*n denkst, sondern weil dir die schlimmsten Stunden, deiner Woche bevorstehen.

Irgendwann kommst du an den Punkt, an dem du dich fragst: Habe ich meine Lebenszeit verkauft? Ist mir meine kostbare Zeit wirklich so wenig Wert? Ich hoffe du beantwortest diese Frage mit Nein und investiert das nächste Mal 20 Euro mehr und fährst mit dem Zug.

3. Die Fahrt dauert ja nicht lange, das werde ich schon schaffen

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Ich teile den Horror der Flixbusfahrten mittlerweile in drei Stufen ein.

Von Hamburg nach Hannover (Entfernung circa 175 km) ist die Stufe eins. Wenn die Fahrtdauer sich verdoppelt, ist es nur halb so schlimm. Denn direkt vor Bustür warten schon meine Eltern, um mich im Auto nach Hause zu chauffieren und mich dann zu bekochen – lediglich ein kleines Problem, wenn was schief läuft.

Eine Stufe drei ist die Heimfahrt von Berlin nach Hamburg (Entfernung circa 270km). Im Ernstfall, bist du erst vor drei Stunden aus dem Club gestolpert, hast deine crazy Outfits in deine viel zu kleine Tasche geproppt, dir deine Sonnenbrille aufgesetzt und stehst nun mit den Freundinnen, die du schmerzlich vermisst vor den Bustüren. Es wäre nicht das erste Mal, dass mir in solchen Momenten die Tränen in die Augen schiessen.

Die Gedanken rasen: "Werde ich eine Depression auf dem Heimweg kriegen? Kotze ich den Bus voll? Bitte niemand spricht mich an. Bitte lieber Gott, lass es einfach nur schnell vorbeigehen und wie komme ich eigentlich vom Hamburger ZOB in mein WG-Zimmer?" Aber es bleibt die alles entscheidende Frage: "Wie soll ich das überleben und wo ist meine Mama, wenn sie mich abholen soll?"

4. Am Fenster hat man doch einen ganz netten Ausblick

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Ja, das stimmt zumindest wenn man auf verdreckte, überfüllte und laute Autobahnen abfährt. Außerdem, mal ehrlich: Der Hafenblick aus dem Zugabteil ist unbezahlbar, egal wie cool man ist und eigentlich gar nicht auf Kitsch abfährt.

Auf meiner letzten Flixbusreise ergatterte ich mir einen der begehrten Fensterplätze, der Bus kam übrigens pünktlich, mein Hoffnungsschimmer schien begründet zu sein – sollte ich diesmal nicht enttäuscht werden? Doch, ich sollte.

Zuerst freute ich mich noch, als ich davon ausging, dass der Platz neben mir garantiert frei bleiben würde, bis ER einstieg. Die Hälfte der Plätze im Bus waren unbesetzt, auf wen rennt er schnurstracks zu? Klar, auf mich. Dass ich sein Lächeln vor dem Bus nicht erwidert hatte, sondern beschämt auf meine Füße starrte, hatte wohl seinen Jagdinstinkt geweckt. Nun hatten wir zwei wunderbare Stunden nebeneinander vor uns, das konnte auch der Fensterplatz nicht wieder wettmachen. Doch es kam, wie es kommen musste: Das Wort Distanzgrenze schien er noch nie gehört zu haben. Er machte sich breit, breiter als Rihanna's besungener Diamant scheint. Er klaute mir meine Armlehne, drückte sein Knie an meins und ich und meine Zeitschrift klebten bald wie eine Eintagsfliege an der Scheibe fest.

Ich kam kaum noch an mein Handy ran und als ich in Hannover (mit rund 1 Stunde Verspätung, weil Autobahn dicht) aus dem Bus plumpste, hatte ich Rückenschmerzen und guckte in das verständnislose Gesicht meines Vaters, der mich fragte, warum ich mir das immer und immer wieder antäte.

5. Immer noch besser, als der deutschen Bahn noch mehr Kohle zu überlassen

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Die deutsche Bahn ist überteuert, immer zu spät, oft völlig überfüllt und hektische Mütter fahren dir mit ihren Trollis über die Füße. Meine positiven und negativen Erfahrungen mit der deutschen Bahn halten sich die Wage, sie zu boykottieren ist aber auch kein Allheilmittel und schon gar nicht indem man auf den Flixbus umsteigt. Das grüne Busunternehmen ist nämlich dabei, sich eine ähnliche Monopolstellung wie die Deutsche Bahn zu erarbeiten. Nach und nach verdrängte die Firma andere Mitstreiter vom Markt und macht jetzt sogar die Schienen unsicher.

Wir gönnen es den drei Gründern der Marke, nur dann bitte nicht auf die Deutsche Bahn verzichten, um das nächste Monopol aufzubauen.

6. Zum Glück brauch ich kein Gepäck

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Wer hat eigentlich noch ständig Panik, dass ihm aus dem Busbauch sein Hab und Gut geklaut wird? Ich starre grundsätzlich besessen aus dem Fenster, weil keiner mein Köfferchen so gut verstauen kann wie ich und schon gar nicht der Busfahrer, damit das  mal klar ist.

Also entscheide ich mich regelmäßig dafür, meine alltägliche Schultertasche so voll mit Klamotten, Zeitschriften, Schminke und meinem Laptop zu stopfen, dass sie zu reißen droht. Alles nur, um nichts in das Gepäckabteil tun zu müssen, um so A. nichts zu verlieren und B. an meinem Zielort möglichst schnell die Flucht ergreifen zu können. Dass ich dafür den Weg einquetscht bin, meine Beine einschlafen und ich mich kaum bewegen kann, ist mir egal – schlimmer kann's eh nicht mehr werden.

7. Do it like a Model: 24 Stunden vor deiner großen Reise keine Flüssigkeit und vorher nochmal auf Toilette

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War einer von euch schon mal in einer der kleinen, dunklen und merkwürdig riechenden Kabinen im Flixbus? Das Örtchen heißt da übrigens Toilette. Nachdem ich einmal die Tür in diese andere Welt geöffnet habe, drehte ich auf dem Absatz um und setze mich wieder auf meinen Platz – mein Weltbild hatte sich für immer verändert.

Wenn du eine zweistündige aka. vierstündige Fahrt vor dir hast, kann der Toilettengang schon zur wohlgeplanten Aufgabe werden. Na gut, dass der Busfahrer noch dreißig Minuten Pause am Rasthof machen musste. Tankstellentoilette, ganz viel Zeit mit den lieben Mitreisenden und frische Luft – der Luxus ist unbezahlbar.

8. Klar, die reinigen den Bus nach jeder Fahrt – ha. ha. ha.

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Vor zwei Jahren hatte ich die Ehre an einem Bootcamp teilzunehmen. Ich war drei Tage abgeschnitten von jeglicher Zivilisation und als wäre das nicht schon anstrengend genug gewesen, durfte ich von Berlin mit dem Flixbus nach Hamburg zurück fahren. Meine Verbindung wurde (natürlich) komplett gestrichen, ich saß vier Stunden am Berliner Alexanderplatz – bei Burgerking.

Als der rettende Bus dann endlich einrollte, ich mich neben meine Freundin in eine der letzten Reihen fallen lies (letzte Reihe – Gangsterrreihe) merkte ich nach circa 20 Minuten Fahrt, wie es an meinem Ohr flatterte. Eine Mottenfamilie hatte das Gepäckfach über mir, als ihr Eigenheim auserkoren. Ich bin noch heute von diesem Erlebnis traumatisiert und frage mich seitdem: Wie oft wird der Bus gereinigt und vor allem wie gründlich?

9. Vielleicht doch mal auf's Flugzeug verzichten und mit dem Flixbus in Urlaub?

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Es soll ja Menschen geben, bei denen das geklappt hat und ja, die Angebote sind verlockend. Ich lasse mich von einer positiven Erfahrungen schnell ködern aber länger als vier Stunden halte ich es niemals in einem Flixbus aus, selbst wenn mir dabei jemand den Nacken massieren würde.

10. Diesmal sind die Menschen bestimmt nicht so freaky

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Jedes Mal wenn ich im Flixbus sitze, frage ich mich: Woher kommen diese Menschen und wer sind sie? Das Bahnpublikum ist eindeutiger zu stigmatisieren: Familien, Schulklassen, Geschäftsmänner, Pendler. Aber im Flixbus? Studenten, Menschen in Goahosen, Partylöwen mit Jägermeisterfahne und Alditüten, überall Alditüten und eben ich – ein bisschen verloren.

Jedes Mal wieder denke ich: Heute sind die Menschen bestimmt total normal. Dann werde ich am ZOB angetanzt, angeschnackt und im Bus angekuschelt. Wer also neue Freunde sucht, kauft sich am besten Flixbusmeilen. Gibt es sowas eigentlich?

11. Was passiert eigentlich wenn der Busfahrer einschläft? Ist bestimmt noch nie, passiert – Ich bin hier sicher!

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Fragen über Fragen: Habe ich ein Insektennest über meinem Kopf? Wie lange ist der Busfahrer schon wach? Wann wurde der Bus das letzte Mal gereinigt? Wo ist mein Gepäck? Läuft die Toilette grad über? Wer ist der Mensch neben mir und warum ist er*sie so scharf auf Körperkontakt? War es mir diese Fahrt wirklich Wert, Geld zu sparen?

Und warum tue ich mir das immer wieder an? Keiner wird es jemals herausfinden, aber was ich euch verspreche: Ich werde es wieder tun – Wir sehen uns auf der nächsten Flixbustour.

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