Singlelicious: Zwischen Liebe und Booty-Calls

© Franzi simon

Zu Schulzeiten dachte ich: Wenn du in deinen Zwanzigern steckst, dann bist du erwachsen. Eigene Wohnung, geregelter Alltag und ein Freund, als potenziellen Ehemann. Pustekuchen. Aber auch halb so wild. Lieber stolpere ich mit meiner Freundin in der rechten Hand und einem Glas Prosecco in der linken durchs Singledasein. Wer meine Wege kreuzt und welche Geschichten mein Leben schreibt erzähle ich euch in meiner Kolumne „Singlelicious“.

Folge 6: Was ist, wenn aus Booty-Calls Liebe wird?

Erinnert ihr euch noch an meinen Traumprinzen, der kurzeitig zum Geist werden sollte? Er blieb natürlich kein Geist und so geschah es, dass ich mich wieder in das ferne, ferne Land begab. Während er und ich kein Wort miteinander sprachen, ich mir zwei Wochen lang die Augen aus dem Kopf flennte, sammelte sich so einiges an, was ich ihm jetzt unbedingt sagen wollte. Ich war also festentschlossen mir alles von der Seele zu quasseln, doch was aus dem klärenden Gespräch wurde, war ein klassischer Booty-Call und anstatt ein kluges Mädchen zu sein, lies ich mich bootycallen. Denn: Was ist, wenn aus Booty-Calls Liebe wird? Dann ihr Lieben, habt ihr ein Problem.

Wilde Nächte oder Frühstück im Bett?

Wie ich euch bereits erzählt habe, lernte ich den Prinzen im Laufe eines Jahres kennen und er haute mich schlagartig um. Nachdem wir lange kein Wort miteinander sprachen, näherten wir uns an. Trafen uns erst zufällig, bis wir uns verabredeten. Er machte keinen Hehl daraus, mir zu zeigen, dass sein Ruf nicht bloß ein Ruf ist. Anfangs lies ich ihn abtropfen und er dackelte mir hinterher. Sowas kann man natürlich nicht ewig durchziehen, also fing ich an sein Spiel mitzuspielen. Ein Anruf hier, ein Anruf dort und überstürzte Fahrten ins ferne, ferne Land. Aus "Ok, ich spiele sein Spiel mit und nehme was ich kriegen kann" entstand eine "Für Leni"-Playlist, die vor herzzerreißenden Songs nur so strotzt.

Ich hatte es also verloren, mein Herz, an jemanden, der mich zwar auch zu mögen schien, aber anscheinend eher Interesse an wilden Nächten hatte und nicht an Frühstück im Bett.

Aufgewärmter Kaffee schmeckt nicht mehr

Ich setze mich an den Küchentisch meiner Freundin, die Kohlensäure drückte den Sektkorken mit Wumms aus der Flasche, als mein Handy klingelte "Na, kommst vorbei?".  Vor meiner Weinarie im Bett und "Für Leni" in Dauerschleife wäre ich wahrscheinlich in genau diesem Moment aufgesprungen und aus der Tür gestürmt. Aber ich blieb sitzen, trank erste eine, dann eine zweite Flasche Sekt mit meiner Freundin, die mich daran erinnerte, wer ich eigentlich war und dass ich sowas nie mit mir machen lassen würde. Ich korbte ihn.

Er und ich diskutierten und diskutierten – während ich Nachrichten in mein Handy hackte, dachte ich daran, wie ich mit einer Freundin am Bartresen saß, sie mich anguckte und sagte "Ey, ich sag dir das nur ungern, aber hast du mal daran gedacht, dass der dich wirklich mag?"

Da waren wir also wieder, zurück auf dem Spielfeld. Ich blieb hart, lies mich nicht um den Finger wickeln. Mit steigendem Pegel, einem durchgängig läutendem Handy, kam sie, die eine Nachricht "Ich glaube du hast den echt gekränkt".

Preisfrage: Was ist darauf die einzig richtige Reaktion? Mich trieben Verlustängste ins Taxi. Ich habe also nachgegeben. Man könnte jetzt meinen, dass er gewonnen hat. Das ist ok. Ich bereue fast nichts. Nur ihm nicht gesagt zu haben, was ich so unbedingt loswerden wollte.

The Heart wants, what it wants

Was bleibt ist die Frage nach dem Warum. Ich, berüchtigte Spielchenspielerin und zertifizierte Eisprinzessin habe einfach keine Lust auf Spielchen – nicht diesmal. Im Gegenzug ist er der Dribbelkönig, spielt mit mir und wird damit wahrscheinlich niemals aufhören. Es ist nur die Frage, ob ich den Platz verlasse oder ihm den Ball nochmal zuwerfe.

Natürlich könnte ich euch jetzt den ein oder anderen Ratschlag servieren, aber das wäre doch nach dieser Folge Singlelicious ziemlich geflunkert. Ein, zwei Dinge will ich aber doch noch loswerden: Beziehungen sind selten ausgewogen – ein Herz schlägt immer höher als das andere. Das ist ok. Tut nur nichts, was ihr nicht mit euch vereinbaren könnt. Verlasst den Platz, wenn ihr meint es sei an der Zeit das Spiel zu beenden.

Ach und: Die häufigste Reaktion, die ich auf diese Geschichte von meinem Freund*innen bekam, klang in etwa so "Was hast du gemacht? Puh! Wo ist die taffe junge Frau hin? Ganz schön schwach von dir! Du lässt doch sowas nie mit dir machen!". Wenn ihr jemanden mögt, mögt ihr ihn. Dann probiert es aus und schaut was passiert. Wenn ihr auf die Nase fallt, ist das nicht schwach – sowas passiert. Aufstehen und weitermachen. Schwach wird es erst, wenn ihr anfangt euch aufzugeben für jemanden und nicht akzeptieren könnt, wenn es vorbei ist und euch so kleiner macht, als ihr eigentlich seid.

Und was mich betrifft: Ich habe es wirklich mit ihm versucht. Doch ich weiß, wann es Zeit ist sich einzugestehen, dass es vorbei ist. Für ihn war es sowieso nicht dasselbe, wie für mich – wo sollte denn das Problem liegen? Doch ich ekle mich: Vor mir, vor ihm und vor dem was war. Die Welt wird sich weiterdrehen, auch ohne ihn.

Was wäre die Liebe ohne ihre Lieder?

Als würde ich euch nicht schon genug mein Herz in dieser Kolumne ausschütten, bekommt ihr ab dieser Folge noch Musik von mir oben drauf. Pro Folge gibt es ab jetzt ein Lied von mir, was persönliche Bedeutung für mich hat und eine Rolle in der jeweiligen Geschichte spielt.

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