Singlelicious: Der Winterfreund

© Franzi simon

Zu Schulzeiten dachte ich: Wenn du in deinen Zwanzigern steckst, dann bist du erwachsen. Eigene Wohnung, geregelter Alltag und ein Freund, als potenziellen Ehemann. Pustekuchen. Aber auch halb so wild. Lieber stolpere ich mit meiner Freundin in der rechten Hand und einem Glas Prosecco in der linken durchs Singledasein. Wer meine Wege kreuzt und welche Geschichten mein Leben schreibt erzähle ich euch in meiner Kolumne „Singlelicious“.

Folge 3: Zeit zum Kuscheln, Zeit für einen Winterfreund?!

Man nehme: eine Handvoll junger Menschen in ihren Zwanzigern, ein hippes Großstadtviertel, wilde Barnächte und kippe Bier, Prosecco oder wahlweise Wein drauf und herauskommt: die Idee eines Winterpartners. Für die von uns, die den Glauben an stabile, langfristige Beziehungen noch nicht verloren haben – eine Erläuterung: Der Winterfreund ist jemand, den man im Sommer kennenlernt, sich aber vorstellen kann den Winter mit ihm zu verbringen. Aber um Gottes Willen nicht länger, denn im Frühjahr geht das wilde Lotterleben ja schon wieder los. Kurz und knapp: Eine temporär begrenzte Beziehung für den Winter, mit allen Vorzügen und allen Nachteilen.

First come, first serve

Ihr habt es sicherlich mitbekommen: Der Sommer war mit einem Schlag vorbei. Alle verkriechen sich wieder in ihren kleinen, düsteren Wohnungen. Drehen die Heizungen auf fünf, füllen sich Wärmflaschen mit viel zu heißem Wasser oder liegen eben mit ihrem Winterpartner Löffelchen.

Für mich ging das zu schnell: Über Nacht waren alle wie vom Erdboden verschluckt. Keine Partys mehr. Kein Cornern mehr. Sport und Kochen ist jetzt angesagt. Zumindest für die, die sich einen Winterpartner zugelegt haben: Bekannte Sommergesichter sehe ich jetzt mit der neuen Liebelei durch die Schanze stolzieren. Meinen Segen habt ihr. Doch denke ich an meinen Winter, wird mir jetzt schon ganz anders: Ich sehe mich jetzt schon zu kalt angezogen, zitternd meinen Gin Tonic vor nervigen Clubs rumjammern, mit dem Wunsch einfach nur ins Bett zu gehen.

Die Suche nach dem Winterpartner ist wie der Sommerschlussverkauf: Schnell sein. Festhalten. Kaufen. Zuhause feststellen: Ups, doch nicht das Richtige.

Liebe hat kein Ablaufdatum

Ein altes nordisches Sprichwort, geht ungefähr so: "Jetzt mal Butter bei die Fische, min Deern". Dann mal los, Butter bei die Fische: Das Konzept eines Winterpartners in allen Ehren. Schön, wenn es für einige klappt, doch für mich wäre das nichts. Allein, die Konsequenz, dass derjenige verliert, der sich verliebt, ist ziemlich uncool. Ich halte dann doch lieber an meinem romantischen Gedanken von der Liebe fest – auch den Winter über. Dann eben noch mehr: Filme, Serien, Bücher und Wärmflaschen. Lieber alleine, als mit jemanden, der es sowieso nicht ernst meint.

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