Servus Hamburg: Verkehrsregeln? Come on…
15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche: Hamburg, erkläre mir bitte deine Verkehrsregeln!
„Besorg dir hier auf jeden Fall ein Fahrrad!“, sagten sie. „Mit einem Fahrrad bist du in Hamburg der King!“, sagten sie. Also befolgte ich die Ratschläge und packte meinen weißen Drahtschimmel in den Umzugstransporter und fuhr damit in den hohen Norden. Was sie mir aber nicht sagten, ist, dass Fahrrad fahren (oder wie ich auch gerne dazu sage: radeln) nichts mit entspannt ans Ziel kommen zu tun hat, sondern eher einem Hindernislauf inklusive Lebensgefahr gleicht.
Fahrrad fahren in Hamburg könnte man direkt neben Helikopter selber fliegen oder Fallschirm springen im Jochen-Schweizer-Katalog wiederfinden.
Fahrrad fahren in Hamburg könnte man direkt neben Helikopter selber fliegen oder Fallschirm springen im Jochen-Schweizer-Katalog wiederfinden. Denn auch bei diesem Erlebnis wird euer Herz ziemlich anfangen zu pumpen und Schweißperlen werden euch vom Gesicht tropfen. In Hamburg bist du als Fahrradfahrer vielleicht schnell an deinem Ziel, aber ob du das Ziel auch heil und entspannt erreichst, ist eine andere Sache.
Egal als was ich auf den Straßen unterwegs bin – Fußgänger, Autofahrer, Fahrradfahrer – immer, aber auch wirklich immer, werde ich bald umgefahren oder fahre fast jemanden um. Ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwas in dieser Stadt scheint mit der Verkehrsführung nicht zu stimmen. Ich habe das Gefühl, dass man hier in Hamburg einfach irgendwie fährt ohne auf bestimmte Regeln zu achten. Fußgänger laufen auf Radwegen und werden von wütenden Radfahrern fast überfahren, Fahrradfahrer fahren auf dem Radweg und werden von rechtsabbiegenden Autos fast überfahren und Autofahrer überholen und fahren so nah auf, dass sie sich gegenseitig fast überfahren. Also was ist denn das Problem?
Nicht mal meine Verkehrsregel Nummer Eins "Rotgänger, Totgänger. Grüngänger, leben länger" gilt hier.
Woran liegt es, dass die Leute hier so gehetzt wirken und sich ohne Rücksicht auf Verluste fortbewegen? Ich, meinerseits, habe auf jeden Fall nun eine Entscheidung gefällt: Ich hole mir einen Fahrradhelm, lasse, wenn möglich, lieber andere Leute Auto fahren und werde, komme was wolle, die rot markierten Streifen auf der Straße als Fußgänger rigoros meiden. Das scheint für mich auf jeden Fall ein guter Plan zu sein und hoffentlich werden ich dann weiterhin unfallfrei in Hamburg durch die Straßen ziehen können.