Servus Hamburg: Mein erster Sommer

© Franzi Simon

15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (‚Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche erzählt Anna von ihrem ersten Sommer in Hamburg.

Ende Mai war es soweit – ich bin nach Hamburg gezogen. Wochenlang habe ich mich darauf vorbereitet und mich durch Papierkram, Wohnungsannouncen, Möbelkataloge und Ausmistaktionen geplagt und mich vor allem mental darauf vorbereitet 700 km von zu Hause wegzuziehen.

Im Durchschnitt kommt man in Hamburg auf 4,4 Sonnenstunden am Tag, was sich für mich als Südkind nach einem Albtraum anhört.

Es ist kein Geheimnis, dass in Hamburg die Sonne eher einem fernen Bekannten gleicht als einem treuen Freund. Im Durchschnitt kommt man in Hamburg auf 4,4 Sonnenstunden am Tag, was sich für mich als Südkind nach einem Albtraum anhört. Umso überraschter war ich dann als ich an meinem Umzugswochenende mit fast 30 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein begrüßt worden bin.

Dass es bis zum heutigen Tag eigentlich immer sonnig, warm und trocken blieb, überraschte mich noch mehr. „Gewöhn dich bloß nicht daran!“, wurde mir von allen Seiten eindringlich geraten. Das Wort „Jahrhundertsommer“ ist wohl das am meisten benutzte Wort die letzten Monate gewesen. Die Hamburger bewegten sich meiner Meinung nach immer zwischen Schockstarre und FOMO (Fear of Missing out) und konnten ihr Glück gar nicht richtig fassen. 

Ich bin mit Regenjacke und Gummistiefeln hierher gekommen und habe nun dicke Abdrücke von meinen Birkenstocks und Badeanzug.

Nachdem abzusehen war, dass die schönen Tage weiterhin bleiben würden, gab es kein Halten mehr. Die Straßen waren bzw. sind immer noch gefüllt mit Menschen, mit Gelächter, mit einer ausgelassenen Stimmung. Man spürt förmlich die Glückshormone durch die Luft wehen und hört das „Kling“ vom Anstoßen mit Bierflaschen. Hier fühlt sich der Sommer noch so viel intensiver an als im Süden. Ich meine es richtig spüren zu können, dass die normalerweise vom Regen geschundenen Hamburger diesen Sommer besonders wertschätzen. Die Menschen werden nicht mehr drinnen gehalten, jeder möchte raus, die Sonnenstrahlen tief in sich einsaugen, denn jedem ist klar: So schnell werden wir das nicht mehr erleben.

Mein erster Sommer in Hamburg hat mich überwältigt. Ich bin mit Regenjacke und Gummistiefeln hierher gekommen und habe nun dicke Abdrücke von meinen Birkenstocks und Badeanzug. Hamburg, danke dass du mich von deiner allerschönsten Seite empfangen hast und hoffe sehr, dass du noch ein wenig bleibst.

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