Servus Hamburg: Der erste Heimaturlaub

© Franzi Simon

15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche geht es um den ersten Heimaturlaub in den Süden und die Rückkehr in den Norden.

Kaum habe ich mich einigermaßen in Hamburg eingelebt, wurde es Zeit wieder einen Abstecher in den Süden zu machen. Eine große Hochzeit stand bevor, die Familie und Freund*innen warteten schon sehnsüchtig und auch ich freute mich sehr zurück zu kommen. Ganz unerwartet fühlte sich die Rückkehr in die alte Heimat allerdings etwas seltsam an und ich musste mir eingestehen – die bisherigen Monate in Hamburg haben mich verändert.

In Hamburg muss i mi ganz sche zamreißa, dass i it so viel Dialekt schwätz, aber zurück in der Heimat konnte ich der Mundart wieder freien Lauf lassen.

Was habe ich mich auf den Heimatbesuch gefreut. Endlich wieder gescheide Brezen! Kässpatzen bis der Magen platzt und Leberkässemmeln en masse. Ohja, das war ein richtiger Schlemmerurlaub. Mal abgesehen von den ganzen Köstlichkeiten, war es auch so so schön wieder den bairischen und allgäuerischen Dialekt zu hören! In Hamburg muss i mi ganz sche zamreißa, dass i it so viel Dialekt schwätz, aber zurück in der Heimat konnte ich der Mundart wieder freien Lauf lassen.

Nichts desto trotz muss ich zugeben, dass Hamburg seine Spuren hinterlassen hat. Hier muss ich mir beispielsweise keine Gedanken machen, was ich anziehe. Ich kann einfach in den Kleiderschrank greifen und rumlaufen wie ich will, ohne doof angeguckt zu werden. Im Süden merkte ich, wie die Leute sich nach mir umdrehten, nur weil ich einen knöchellangen Mantel trage. Unzweckmäßige Kleidung wird im Süden gerne mal spitz kommentiert und wenn man aus der Masse raussticht, wird ein witzig gemeinter Spruch hinterher geschossen. Leben und leben lassen gibt es eher nur mit Sticheleien.

Für mich (auch als Nicht-Katholikin) war es ganz normal, dass in jedem Klassenzimmer ein Kreuz hing und das morgendliche Vater-Unser vor der ersten Schulstunde runter gerattert wurde.

Auch wurde mir wieder bewusst wie traditionsbewusst der Süden doch ist. Als Kind und auch Teenie ist mir nie wirklich klar gewesen, dass die Kirche in Bayern eine, sagen wir, nicht unwichtige Rolle spielt. Für mich (auch als Nicht-Katholikin) war es ganz normal, dass in jedem Klassenzimmer ein Kreuz hing und das morgendliche Vater-Unser vor der ersten Schulstunde runtergerattert wurde. Erst hier in Hamburg, wurde mir bewusst, dass das nicht unbedingt normal sein muss und ich bekam eine etwas rationalere Sichtweise auf die Kirche und deren Einfluss in Bayern.

So schön der Heimaturlaub war und so sehr ich es auch genossen habe – es gab Gründe gab, wieso das Schicksal mich nach Hamburg geführt hat. Wow, das war kitschig, aber haltet euch fest, es geht noch weiter. Ihr könnt es euch nicht vorstellen, wie warm mir ums Herz geworden ist, als ich die Köhlbrandbrücke aus dem Zugfenster gesehen habe nach einer Woche Altheimaturlaub. Ach Hamburg, ich bin so froh hier zu sein und bin so gespannt, was du noch für mich auf Lager hast.

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