Servus Hamburg: Der Traum von einer Wohnung

© Franzi Simon

15 Jahre in Süddeutschland hinterlassen Spuren. Sei es in der Sprache (Oine Semmel, bidde!), im Verhalten (Nicht geschimpft ist genug gelobt) oder allein in den Essensvorlieben (Kässpatzen/Käsespätzle ftw!). In Hamburg läuft es eben ein bisschen anders als in Bayern oder Baden-Württemberg. WIE anders es hier im Gegensatz zum Süden Deutschlands ist, erzählt euch Anna in ihrer Kolumne: „Servus Hamburg!“. Diese Woche: die Grauen der Wohnungssuche.

Spulen wir ein bisschen zurück – nach meiner Zusage für den wohl besten Job der Welt herrschte bei mir pure Euphorie. Ich konnte es nicht fassen: Ich habe den Job bekommen, auf den ich aus war, und dann auch noch in meiner absoluten Lieblingstraumstadt. Wow. Kann es besser werden? Natürlich nicht, denn damit das Gleichgewicht der Welt nicht gestört wird, musste die harte Realität zuschlagen und die Freude mit der unbarmherzigen Faust namens „Wohnungssuche in Hamburg“ mitten ins Gesicht schlagen.

Dass die Wohnungssuche in Hamburg kein Zuckerschlecken wird, war mir bewusst. WIE herzlos, kalt und sogar heimtückisch der Wohnungsmarkt ist, wurde mir schnell klar. Ich bin kein Frischling was die Wohnungssuche betrifft. Bisher habe ich in zehn verschiedenen Wohnungen gewohnt und wusste, dass auf jeden Fall eine Menge Glück zum Fund der Traumwohnung gehört. Im letzten Jahr habe ich in einer wunderschönen Altbauwohnung mit schönem Holzboden, großem Balkon und 120qm für einen bezahlbaren Preis fast in der Ulmer Innenstadt gewohnt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es bei meiner jetzigen Wohnung in Hamburg ein bisschen anders aussieht…

Freundet euch mit niemanden, also wirklich mit niemanden, auf der Wohnungssuche an.

Fangen wir an. Lektion Nummer 1: Ihr wisst jetzt schon, dass ihr in drei Monaten nach Hamburg umziehen werdet? Dann könnt ihr euch die nächsten zwei Monate getrost zurücklehnen. Wohnungen in Hamburg werden, meiner Erfahrung nach, ziemlich kurzfristig und maximal einen Monat vor Bezug auf den freien Markt kommuniziert. Ohne Vitamin B und nur über die üblichen Online-Immobilien-Plattformen macht es wenig Sinn, sich schon zeitig um eine neue Bleibe zu kümmern.

Numero dos: Freundet euch mit niemanden, also wirklich mit niemanden, auf der Wohnungssuche an. Wer in den beliebten Stadtteilen Hamburgs nach einer Wohnung sucht, wird früher oder später immer dieselben Leute treffen. Am Anfang ist es ein kurzer Blick auf die Konkurrenz, bei der nächsten Wohnung ist es dann schon ein freundliches Hallo und ab der dritten gemeinsamen Besichtigung derselben Wohnung, fühlt man sich den Mitstreiter*innen schon verbunden.

Auch, wenn sie nett erscheinen, seid nicht so naiv und vertraut Ihnen euren aktuellen Stand der Wohnungssuche an. Ihr müsst bedenken, dass eure Mitstreiter*innen teilweise schon länger als ihr suchen und der Verzweiflung nahe sind. Da kann es schon mal vorkommen, dass eine so gut wie sichere Wohnung durch einen Anruf von eine*r Mitstreiter*in, ganz schnell wieder abgesagt wird und der*die Vermieter*in sich kurzfristig doch für jemand anderen – nämlich die Konkurrenz – entschieden hat.

Vergleicht man dann die Wohnungsbewerbung – für etwas wofür man jeden Monat Geld ZAHLEN muss – mit einer Jobbewerbung – bei der man im besten Fall jeden Monat Geld BEKOMMT – nimmt die Sache ziemlich bizarre Auswüchse an.

Es grenzt an Wahnsinn, wie sehr man sich für ein Dach über den Kopf ins Zeug legen muss. Ohne eine richtige Bewerbungsmappe mit Anschreiben, Lebenslauf, Schufa-Auskunft, den letzten drei Gehaltsnachweisen und einem Empfehlungsschreiben eure*r bisherigen Vermieter*in, scheinen die Chancen verschwindend gering zu werden. Vergleicht man dann die Wohnungsbewerbung für eine Sache, wofür man jeden Monat Geld zahlen muss, mit einer Jobbewerbung (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnis, digital), bei der man im besten Fall jeden Monat Geld bekommt, nimmt die Sache ziemlich bizarre Auswüchse an.

Vielleicht merkt ihr, dass mich die Wohnungssuche hier ein bisschen mitgenommen hat. Gerne würde ich den Text weiter fortführen, aber der Leserlichkeit zu Gunsten, höre ich nun lieber auf und hebe mir einen zweiten, dritten und vielleicht auch vierten Teil für nachfolgende Kolumnen auf. Mich würde sehr interessieren, ob es euch hier auch so erging und ob ihr überhaupt Lust auf mehr Texte mit dem Thema „Wohnungssuche“ habt oder ob es euch schon aus allen Öffnungen raushängt? Bis dahin freue ich ich weiterhin über meine sehr zufriedenstellende Wohnung hier in Hamburg und erzähle euch bald gerne wie ich dorthin geschafft habe. Kleiner Spoiler: Die Wohnungsbesichtigungen liegen im hohen zweistelligen Bereich...

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