Neu in Eimsbüttel: Fancy Drinks bei Rye & Dry

© Andreas Baur

Es gibt diese Momente, in denen man einfach keine Lust auf die ewig gleiche Plörre aus dem Zapfhahn oder den immergleichen Wein vom Discounter hat. Und auch gibt es die Momente, in denen man seine Stadtteil-Komfort-Zone verlassen muss, um wenigstens ab und an mal gastronomisches Neuland zu betreten. Mit dem Rye & Dry findet ihr den idealen Spot, der euch über den Tellerrand-gewordenen Bierdeckel schauen lässt. Oder Bierdeckel-gewordenen Tellerrand? Wie auch immer...

© Andreas Baur

Nicht abgehoben. Kein Stück.

Fernab von Cocktail-Lounge-Klischees haben sich die Menschen vom Rye & Dry für ein gemütlich-klassisches Interior entschieden: Sofas und Sessel sind komplett in Leder gehalten – in einem abgetrenntem Bereich findet man für sich und seine Freunde auch den idealen Rückzugsort, falls man doch mal unter vier bis zehn Augen schnacken möchte.

Die Tresenhocker sind die vielleicht gemütlichsten Sitzmöglichkeiten der Stadt – ähnlich einem hohen Sessel. Hammer. Im Großen und Ganzen ist der Laden eher schick gehalten, was aber nicht mit nobel und überheblich verwechselt werden darf. Selbst mit Cap und St.-Pauli-Pullover fühlt man sich hier mehr als willkommen.

Ted | © Andreas Baur

Ted knows. Ted knows it all.

Der kompetent-aussehende – und wie sich später herausstellen wird auch tatsächlich kompetente – Mann hinter dem edlen Tresen, nennt sich Ted. Ted lebt seit einigen Jahren in Hamburg und hat sich nach jahrelanger Cocktail-Erfahrung in London, den USA und in der Hamburger Bar Clockers seinen Traum vom eigenen Etablissement erfüllt. Ted wirkt beim Erzählen seiner Cocktail-Lebensgeschichte nicht wie jemand, der seinen Lebenslauf plump auflistet, sondern vielmehr erzählt er die Geschichte, wie er seiner Berufung folgen musste. Wenn jemand für seinen Beruf brennt, dann ist er es.

Der Typ ist 'ne wandelnde Spirituosen-Enzyklopädie
Steffi Stuht

Die Karte ist so aufgebaut, dass jeder das richtige Wässerchen für Körper und Gaumen finden sollte: Whiskey, Gin, Wodka, Rum oder Tequila sind die fünf Basis-Spirituosen, aus denen man seinen Favoriten wählen kann. In jeder Kategorie gibt es eine kleine aber feine Auswahl an Drinks, in denen für alle der neue Lieblings-Drink zu finden sein sollte. Doch nichts gefunden? Ted hat im Oberstübchen einen unbegrenzten Schatz an Rezepten. Just ask!

© Andreas Baur

Der richtige Drink. Immer.

Es geht ihm weniger um den Cocktail, mehr um den Gast, sagt er. Wenn der Gast nicht den Cocktail bekommt, der zu einhundert Prozent zu ihm passt, habe er ein Problem. Dann fühle er sich nicht wohl, weder der Gast noch er selbst. Das ist sein Anspruch. Das muss er auch sein, sagt er.

Spanish Coctel | © Andreas Baur

Iberische Halbinsel in Eimsbush

Ich probiere als Erstes einen Klassiker von der Karte: Nichts als Rum, Limette, Zucker und Ingwer braucht es, um den farbenfrohen "Spanish Coctel" zu zaubern. Was sich nach einem Cocktail anhört, den man sich auch mit Leichtigkeit Zuhause mixen könnte, ist in Wahrheit ein weiteres von Teds Kunstwerken. Die Besonderheit liegt hier in der Zubereitung und ist nicht im Ansatz mit langweiligen Cocktails der Hamburger System-Gastronomien vergleichbar.

© Andreas Baur

Magic in the making.

Ted benutzt ausschließlich doppelt gefrostete Eiswürfel, der Ingwer ist selbstverständlich frisch geschnitten, on top des Cocktails garniert und nicht auf Sirup-Basis. Die Zubereitung spricht für sich: wie Kleinkinder, die zum ersten Mal Papa im Weihnachtsmann-Kostüm sehen sitzen wir am Tresen und blicken fast ungläubig in Richtung des Mannes, der irgendeine Form von Magie auszustrahlen scheint.

Raspberry vs. Thyme | © Andreas Baur

Himbeer-Overkill

Ihr steht auf fruchtige Drinks? Ted hat auch dafür was in seinem Repertoire: Der Raspberry vs. Thyme glänzt nicht nur mit seiner Farbenpracht, sondern überzeugt geschmacklich mit frischer Himbeere, die im Mund quasi explodiert. Großartig. Wartet man ein paar Sekunden, kommt auch der Thymian ans Tageslicht. Dafür dass hier 4cl Gin drin sind, schmeckt man die alkoholische Komponente kaum heraus. Zauberei.

© Andreas Baur

Nicht mein letztes Mal...

Mit nur Zehn oder Fünfzehn Gehminuten von der Schanze entfernt, ist das Rye & Dry für jeden etwas, der seinen Horizont erweitern möchte – mit den vielleicht besten Drinks westlich der Alster. Ungemütlichkeit hat hier keinen Platz, was nicht nur am heimeligen Interior liegt, sondern auch schlicht und ergreifen an Ted. Bester Mann!

© Andreas Baur

Unbedingt probieren: Den Spanish Coctel oder einer der großartigen Whiskey-Sours. Mögen auch Menschen, die Whiskey nur aus Wild-West-Filmen kennen.

Mit wem gehst du hin?: Hier ist jeder willkommen, der gute Drinks zu schätzen weiß: Dresscode? Gibt's nicht!

Beste Zeit: So früh wie möglich, damit ihr noch einen der unendlich bequemen Tresen-Stühlen ergattert.

Besonderheit des Ladens: Ted und die Tresenstühle.

Lärmfaktor: Angenehm, nicht zu laut.

Preise: Man kann hier schon ein paar Euros liegen lassen, dafür bekommt man auch ordentlich Drinks kredenzt.

Stammkneipen-Potenzial: Definitiv für jeden, der edle Drinks zu schätzen weiß und kein eigenes Wohnzimmer zu Hause hat.

Rye & Dry | Bismarckstraße 10 | Montag - Samstag: 17:00-02:00 Uhr | mehr Info

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