Mein Lieblingsort in Hamburg #2: Die Zeisehallen
Wir empfehlen euch täglich jede Menge vergnügter Locations, mit viel Liebe von uns und unseren Autor*innen für euch ausgesucht. Und auch wenn Hamburg so viele verschiedene Facetten hat, die es zu erkunden gilt, hat doch jeder von uns diesen einen Platz, an den es ihn*sie immer wieder zieht. Das eine immer gleiche Café, die immer gleiche Bar oder diese eine Ecke der Stadt, mit der immer gleichen Aussicht und den immer gleichen Menschen. In dieser Reihe rücken wir unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in Hamburg in den Fokus.
Durch die Hallen weht der süße Duft von frischem Popcorn, die Schritte hallen auf dem alten Betonboden. Für mich ist dieser Ort in Ottensen ein Stück Ursprünglichkeit in Hamburg. Mitten im quirligen Viertel stehen sie hier, die Zeise-Hallen, völlig unbeeindruckt von dem, was drumherum passiert. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – die Zeiten vom alten Hamburg und die meiner Kindheit.
Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – die Zeiten vom alten Hamburg und die meiner Kindheit.
Vor über 130 Jahren wurden die Zeisehallen gebaut. Damals dienten sie als Fabrik für Schiffsschrauben und vieles weist noch heute auf diese industrielle Vergangenheit hin. Im Restaurant Eisenstein steht ein großer Ofen, der einst das Metall schmolz, in den Boden sind Schienen eingelassen, auf denen die wuchtigen Teile transportiert wurden und eine glänzende Schiffsschraube steht in einer Ecke der Hallen. All das erzählt von anderen Zeiten und macht Hamburger Geschichte ein Stück greifbarer.
Nach den großen Zeiten des Schiffbaus ging die Zeise-Fabrik insolvent und die Hallen moderten jahrelang vor sich hin bis sie Anfang der 90er als neues Kulturzentrum eröffneten. Heute sind sie die Heimat von vielen kleinen Läden, Restaurants und den großartigen Zeise-Kinos. Hier habe ich viele glückliche Stunden als Kind verbracht.
Denn ein klassischer, leicht verregneter Sonntag im Hause Simon sah oft so aus: Mit dem Auto aus der Vorstadt rein nach Ottensen, geparkt wurde auf der riesigen Fläche, auf der heute die neuen Agenturräume von Scholz & Friends stehen.
Dann gab es erstmal köstliche, dünne Pizza im Eisenstein. Schon mit elf, dann mit 17 und auch heute nehme ich immer die "Blöde Ziege". Hier haben wir Geburtstage gefeiert und jeden Muttertag brunchen wir gemeinsam. Die Atmosphäre in der alten Fabrikhalle mit den unendlich hohen Decken ist unschlagbar.
Mit kugeligem Pizzabauch ging es dann nur einmal rein in die kühle Halle, vorbei an Goldschmied und Galerie in die Zeise Kinos. Nachtisch in Form von Popcorn und guter Unterhaltung. Für mich der ideale Sonntag – auch heute noch!
Egal wir schmuddelig es gerade ist. Dann denke ich mir: was für ein Glück, in dieser wunderbaren Stadt zu wohnen. Und nicht mehr mit dem Auto reinfahren zu müssen.
Denn dieser Ort ist für mich Geborgenheit, hier scheint sich nichts zu ändern. Letztes Jahr bin ich in die Nachbarschaft gezogen und wirklich jedes Mal, wenn ich mit dem Rad an den Hallen vorbeiradle, die bunten Lichterketten vor der Filmhauskneipe sehe und das handgemalte Kinoplakat, dann wird mir ganz warm. Egal wir schmuddelig es gerade ist. Dann denke ich mir: was für ein Glück, in dieser wunderbaren Stadt zu wohnen. Und nicht mehr mit dem Auto reinfahren zu müssen.