Mein Lieblingsort in Hamburg #1: Die Sternbrücke

© Lena Müller

Wir empfehlen euch täglich jede Menge vergnügter Locations, mit viel Liebe von uns und unseren Autor*innen für euch ausgesucht. Und auch wenn Hamburg so viele verschiedene Facetten hat, die es zu erkunden gilt, hat doch jeder von uns diesen einen Platz, an den es ihn*sie immer wieder zieht. Das eine immer gleiche Café, die immer gleiche Bar oder diese eine Ecke der Stadt, mit der immer gleichen Aussicht und den immer gleichen Menschen. In dieser Reihe rücken wir unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in Hamburg in den Fokus.

An den Wänden ranken sich Graffiti um Graffiti, in den winzigen Lücken findet sich die ein oder andere Schmiererei. Die Autos rauschen über die engen Straßen. Über den Köpfen rattern die ICEs quer durch Deutschland. Links und rechts: zwei der wichtigsten Hamburger Clubinstitutionen – das Fundbureau und die Astra Stube. Pi mal Daumen fünfzig Meter weiter hat der Waagenbau sein Zuhause. Steht man vor seinen Pforten, kann man die Flora praktisch schon sehen. An dem Verkehrsumschlagspunkt und dem beliebten Place to be für Nachtschwärmer und andere lässige Völkchen haben sich zwei wirklich geile Kioske niedergelassen.

Laufe ich von der Schanze auf die Sternbrücke zu und bleibe kurz stehen, um das Treiben auf mich wirken zu lassen, zieht mich dieser Ort in seinen Bann und ich denke: Das ist so Hamburg.

Die Sternbrücke ist ihr eigener kleiner Kosmos, begrenzt durch sympathisch marode Altbauten. Sie hat ihren ganz eigenen Vibe, der mir jedes Mal einen kurzen Moment von "Großstadt-man-ist-das-geil-hier-Gänsehaut" verpasst.

Im Sommer sitze ich oft draußen beim Kiosk mit meiner Jungs-Clique. Dann spielen wir Karten und trinken das ein oder andere Bier. Was Mädchen eben so machen. Das ist in sofern klasse, als dass der Kiosk – ähnlich wie in Berlin – über eine Art Terrasse mit Sitzgelegenheiten für etwa 30 Personen verfügt und irgendwie ständig aufhat. Ehrlich, der hatte noch nie zu! Was übrigens auch ein Pluspunkt ist: schon zu oft hat er mir an verkaterten Tagen meinen Hunger auf Fettiges und Süßes gestillt.

Die Sternbrücke ist außerdem künstlerischer Ballungsraum. Nicht, dass sie schon für etliche Kinostreifen als Filmkulisse gedient hätte, kommt in dieser kleinen, aber feinen Ecke jeder garantiert auf seine musikalischen Kosten: Live-Musik, Techno, Electro, House und wer auf HipHop steht, der strengt die Adleraugen an und sieht den Blitz des Kleinen Donners leuchten und geht die Hüften kreisen. Allein diese Möglichkeiten machen die Sternbrücke für mich nicht nur zu einem coolen Platz um einfach abzuhängen, sondern zu wichtigem Kulturgut für die Stadt Hamburg.

Als ich hörte, dass die Sternbrücke abgerissen werden soll, dachte ich bloß: Verdammte Scheiße, das könnt ihr doch nicht machen!

Die Sternbrücke wurde 1893 erbaut und ist nicht nur das Herzstück zwischen Altona-Nord und der Sternschanze, sondern ein Zuhause für Nachbar*innen, Ladenbesitzer*innen und Künstler*innen. Hier riecht es mehr nach rougher Großstadt, Authentizität und Kreativität, als an irgendwelchen anderen Orten in Hamburg sonst. Sie abzureißen wäre eine Beleidigung an der Stadt – wenn ihr mich fragt. Und solange nutze ich noch jede mir verbleibende Stunde an meinem persönlichen Lieblingsort.

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