Kleine geile Firma: Helmut Wermut
Entschuldigung, dürften wir euch Helmut vorstellen? Helmut ist der erste original Hamburger Wermut – und bevor es euch jetzt allein beim Gedanken an Wermut schon schüttelt, lasst uns euch seine Geschichte erzählen.
Mit das Beste an der Werbeindustrie ist ja, dass sie regelmäßig kreative Menschen ausspuckt, die keinen Bock mehr auf den Agenturzirkus haben, und stattdessen coole Produkte entwickeln. Über die wir uns dann freuen können. So wie Markus Weiß. Markus entschied sich nach “viel Arbeit und wenig Glücklichsein” dafür, sich an ein Herzensprojekt zu wagen: seinen eigenen Wermut herzustellen.
Warum denn bloß Wermut?
Ja, stimmt, Wermut hat erstmal einen schlechten Ruf. Das mag an dem sprichwörtlichen Wermutstropfen liegen oder daran, dass die meisten von uns einfach noch nie richtig guten Wermut getrunken haben (wir erinnern vorsichtig an den Martini-Sprite-Trend irgendwann Ende der 2000er Jahre).
Markus hat auf jeden Fall während eines zweijährigen Barcelona-Aufenthalts das Wermuttrinken kennen und lieben gelernt. In Südeuropa ist Wermut nämlich ein beliebter Aperitif und ihm werden sogar eigens “Vermuterias” gewidmet.
Als Markus 2012 zurück nach Deutschland kam musste er feststellen, dass der deutsche Wermutmarkt, nun ja, nicht existent war. Es dauerte noch ein paar Jahre, bis Markus es nicht mehr aushielt, und anfing an einer eigenen Wermutkreation zu tüfteln – dann aber richtig.
Mit seiner Wermut-Leidenschaft steckte er bald seinen Kumpel Nils Liedmann an, der nach monatelangem Freizeit-Probetrinken seit Anfang 2018 fest mit an Bord des Helmut-Express ist.
Aber Wermut und Hamburg… passt das zusammen?
Sehr gut sogar! Es ist zwar tatsächlich kein klassisch norddeutsches Getränk, aber das Angebot an regionalen Kräutern und Gewürzen ist riesig, und gute Weine muss man in Deutschland auch nicht lange suchen. Und die großartige Hamburger Barkultur, in der ihr Wermut in vielen klassischen Drinks (Negroni, anyone?) serviert bekommt, die kennt ihr ja. Also, beste Voraussetzungen für einen echt hanseatischen Wermut!
Ok, und was ist nun alles drin, in Helmut?
Ein Wermut besteht aus Wein, Wermutkraut und? Tja, das ist ein Geheimnis, denn der Fantasie sind bei der Wermutproduktion kaum Grenzen gesetzt. Und da die erfolgreichen Hersteller ihre Rezepturen streng unter Verschluss halten, hieß es auch für Markus und Nils zunächst: Probieren, probieren, probieren.
80 Kräuter haben die Jungs in den verschiedensten Konzentrationen und Konstellationen getestet. Erst nach etwa einem Jahr und 30 Updates der “Jetzt ist sie wirklich fertig”-Rezeptur, war es dann soweit: Helmut war geboren. Ihn gibt es einmal in weiß, und einmal in rot, und er besteht aus sorgfältig ausgesuchtem Pfälzer Wein, der mit einer Tinktur aus 25 Kräutern, Gewürzen und Beeren “verheiratet” wird (heißt wirklich so).
Für die Tinktur müssen alle Inhaltsstoffe erst einmal fünf Wochen lang einzeln in Alkohol angesetzt werden. Das machen Markus und Nils alles in Handarbeit – und sagen, es ist eine “Mordsarbeit, die uns jeden Tag glücklich macht”. Überhaupt haben die beiden Hamburger Jungs jeden Produktionsschritt selbst in der Hand – vom Kräuter häckseln über die Logistik bis hin zum Pakete packen für den Online-Versand.
Haben die Jungs noch Tipps für andere Gründer?
“Irgendwann muss man einfach machen”, sagt Markus. Er kennt die Zweifel und hat schließlich selbst ein paar Jahre gebraucht, bis er den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat.
Wie er sich schließlich ausgetrickst hat? Er hat einfach im Herbst 2016 einen Wermut für die Craft Spirits Messe in Berlin im März 2017 angemeldet – ohne eine fertige Rezeptur zu haben. Das ist wohl vergleichbar damit, sich die Jeans in einer Nummer kleiner zu kaufen, damit man das mit der Diät auch endlich durchzieht.
Geklappt hat es für Markus damals noch nicht (also der Messeauftritt, nicht die Jeans), aber die Handbremse war gelöst und in diesem Jahr feierte Helmut seine Premiere auf der Messe, und wurde gleich mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.
Helmut schmeckt also?
Und wie! Das sagen nicht nur wir, das ist auch das einstimmige Feedback, dass sich Markus und Nils bisher am Markt eingeholt haben. Ob pur als Aperitif oder im Longdrink – Helmut ist eine willkommene Abwechslung zwischen all dem Gin und Craft Beer Gebräu, was sonst so eimerweise über die Schanzentresen geht.
Probieren?
Gerne! Ihr bekommt Helmut in ausgewählten Hamburger Läden (z.B. Mutterland, Vineyard oder dem Weinladen St. Pauli) oder ihr bestellt ihn euch nach Hause. Zum Wohl!