"Ich hab's einfach gemacht!" – 11 Fragen an Pascal Kerouche
Wer von euch in der Hamburger HipHop-Szene unterwegs ist, wird den Namen Pascal Kerouche garantiert schon mal gehört haben. Falls nicht: Kein Problem, dann kennt ihr ihn wahrscheinlich von instagram. Auf seinem Kanal @mmpascal veröffentlicht er die neusten Schnapschüsse unserer liebsten Rapper. Letzte Woche feierte sein zweiter Bildband "ZweiNullEinsSieben" Pre-Release in der Affenfaust Galerie – Grund genug für uns, dem wohl frehsten Fotografen Hamburgs ein paar Fragen zu stellen.
1. Welches ist dein Lieblingsort in Hamburg?
Früher war der Kleine Donner mein Lieblingsort in Hamburg. Hier konnte ich jedes Wochenende alle meine Freunde treffen und mit ihnen Zeit verbringen. Seit es ihn nicht mehr gibt, bin ich oft im Chambre Basse – also im alten kleinen Donner. Aber dadurch, dass ich so oft unterwegs bin, verbringe ich in Hamburg am liebsten Zeit in meiner Wohnung bei meiner Familie.
2. Welche zwei Hamburger Musiker feierst du am meisten? Auf welches HipHop-Album freust du dich 2018 am meisten?
Die zwei Hamburger Musiker, die ich auf jeden Fall am meisten feiere sind Estikay und die Jungs von 187. Dementsprechend freue ich mich natürlich auch am meisten auf das Album von Gzuz-Wolke 7 und auf Estikay's EP. Und ich bin gespannt was in diesem Jahr von $erious Klein kommt.
3. Gibt es ein Graffiti in Hamburg, bei dem du dich immer wieder freust wenn du es siehst?
Eigentlich überall wo ich ein "Frost" an der Wand lese. Da bin ja auch oft mit dabei. Momentan freue ich mich täglich über das neue Grafitti von ihm am Schulterblatt. Wenn du im Flora-Park stehst und Richtung Straße guckst, siehst du auf dem Dach einen Kaminsims – hier hat er sich letztens verewigt. Wir waren zusammen an dem Spot und es war super witzig und deshalb guck ich mir das momentan am liebsten an.
4. Welches Foto, das du in Hamburg geschossen hast, war in deinen Augen das krasseste?
Natürlich sind die Bilder, die ich schieße, wenn ich mit Frost unterwegs bin, immer ziemlich cool. Die haben einfach einen krassen Erinnerungswert. Ansonsten hab ich hier in diesem Restaurant (Jim Burrito's Schulterblatt) eines der ersten Fotos von Estikay geschossen. Auf dem Bild isst er gerade Quesadillas – daran muss ich immer zurück denken, wenn ich hier sitze. Was auch ziemlich krass war, war der Videodreh zu "Mit den Jungz" (187 Straßenbande). Es gibt eine Szene, da rappt Bonez auf einem kleinen Dach und der Hinterhof ist voll mit Menschen. Als ich aus New York zurückkam, hab ich in dem Haus gewohnt zu dem der Hinterhof gehörte und mir immer gewünscht genau diese Szene einzufangen. Gesagt, getan. Natürlich kamen während des Drehs ziemlich schnell die Anwohner um sich zu beschweren, ich hab ihnen erklärt, dass ich selbst mal hier gewohnt habe und sie gebeten uns ein bisschen Zeit zu geben. Die Antwort war deutlich "Ihr habt eine Stunde, dann rufen wir die Polizei!" Immer wenn ich dieses Foto sehe, erinnere ich mich zurück an diese Zeit.
5. Was macht Hamburg als Stadt für dich aus?
Hamburg ist eine Großstadt verpackt als kleines Dorf. Es gibt nicht so viele Kieze, genau genommen einen auf dem sich alles abspielt und wo alle meine Freunde wohnen. Mein Leben findet innerhalb von sechs Straßen statt, ich mag es alles mit der Bahn oder zu Fuß erreichen zu können – überall hingehen zu können und meine Freunde um mich zu haben.
6. Nach deinem Abitur bist du (fast pleite) einfach nach New York gegangen und hast deinen ersten Bildband fotografiert – woher hast du den Mut dafür genommen?
Das hat nicht wirklich viel mit Mut zu tun, ich hab's einfach gemacht und nicht drüber nachgedacht. Ich hab mich nicht wirklich mit der Zukunft auseinandergesetzt und damit was passieren könnte, wenn ich diesen Schritt gehe. Letzten Endes kommt man ja immer irgendwie über die Runden. Ich bin eh ein großer Freund von machen, machen, machen.
7. Warum hast du dich dazu entschieden Musiker zu fotografieren, hauptsächlich Rapper?
Ich bin mit HipHop groß geworden, vor allem meine Wu-Tang CD hab ich damals rauf und runter gehört. Das war übrigens meine erste HipHop-CD. Ich hatte eigentlich nie geplant Fotograf zu werden, ich hatte das nicht als Beruf auf'm Schirm – was ich wollte, war meinen Teil zu HipHop beitragen. So kam ich dann nach und nach zur Fotografie, ich war weder Rapper, noch hab ich Beats gebaut oder gemalt. Meine Fotos sind der Teil, den ich HipHop geben kann.
8. Dein Job ist ziemlich anstrengend und wird wahrscheinlich von den meisten unterschätzt, gibt es Tage an denen du sagst: "Heute hab ich absolut keine Lust und hätte lieber einen nine-to-five Job."
Ich liebe meinen Job. Klar, er ist manchmal sehr anstrengend, aber ich hab eine Entscheidungsfreiheit, die andere einfach nicht haben. Ich glaube ein nine-to-five Job würde mich auf Dauer nicht glücklich machen.
9. Wer hat dich inspiriert oder inspiriert dich immer noch?
Hauptsächlich inspirieren mich meine Reisen und die Erfahrungen, die ich dort mitnehme. Mein letzter Trip durch die Philippinen und Jamaica hat mich sehr beeindruckt. Ich war beispielsweise auf einer Müllhalde unterwegs auf der ganze Familien leben. Nach dem Kontakt mit den Einheimischen musste ich mich ständig mit Feuchttüchern abwischen, ich fand das ziemlich befremdlich und hab es auch erst nicht verstanden, aber unsere Immunsysteme sind für die dort kursierenden Krankheiten nicht gewappnet. Das Abputzen hatte also seinen Sinn und Zweck, hat sich aber trotzdem falsch angefühlt. Das sind die Erfahrungen, die mich inspirieren und auch hungrig auf mehr machen.
10. Bist du stolz auf das was du geschafft hast?
Es ist immer ein Auf und Ab, ich mach mir über solche Sachen wenige Gedanken. Aber es lief schon ganz gut bis jetzt, Stolz wäre vielleicht zu viel gesagt – ich freue mich einfach über das, was ich geschafft habe.
11. Was empfiehlst du jungen Leuten, die einen kreativen Beruf ergreifen wollen und so weit wie du kommen wollen?
Einfach machen, machen, machen. Sucht euch Kontakte in eurer Stadt, bleibt hungrig und seid viel unterwegs. Traut euch was und macht einfach – dann eröffnen sich die besten Wege.