Bye bye fast fashion – ein Besuch beim Eco Fashion Label Jan 'n June
Wie aus einer Schnapsidee oder in diesem Fall "Weinidee" ein erfolgreiches Unternehmen geschaffen wird, zeigt Jan 'n June. Das nachhaltige Modelabel produziert ihre Ware unter fairen Bedingungen in Polen und macht es möglich, dass man auch mit fairer Mode gut aussehen kann ohne den Geldbeutel zu sprengen.
Wir schreiben den Sommer 2013. Die zwei Freundinnen Jula und Anna sitzen in der Schanze und können es nicht glauben, dass es im Bereich nachhaltige Mode kein Label gibt, das fair produziert UND stylische Mode macht. Der Wein fließt und die Enttäuschung über die Branche wird immer größer, also beschließen die beiden Mode- und Designmanagement-Studentinnen dies zu ändern und die Idee von Jan 'n June wurde geboren.
Von der Schnapsidee zur Selbstständigkeit
"Wir hatten nie die Absicht ein Label zu gründen. Geschweige denn selbstständig zu sein. Das hat sich dann so ergeben", erzählt Jula. Na, ein Glück sagen wir, denn die Mode von Jan 'n June ist nicht nur modisch und nachhaltig, sondern auch bezahlbar. Die Teile sind reduziert und orientieren sich am nordisch-skandinavischem Stil. Wer rein nach Hoodies und T-Shirts sucht, ist hier falsch, denn Jan 'n June wollen mehr anbieten. Hier findet ihr in den Kollektionen alles von Hosen bis hin zu Kleider und Mäntel, aber auch Accessoires wie Scrunchies (die schönen Haargummies, die man aus den 90er Jahren kennt), Notizbücher und Kissenhüllen.
Viele denken, dass "Made in China" schlecht und "Made in Europe" gut ist, doch so einfach ist es leider nicht. Jula erzählt uns, dass es auch in Asien nachhaltige Produktionsstätten gibt, die ihre Mitarbeiter*innen fair bezahlen und gut behandeln. Im Umkehrschluss gibt es aber auch schwarze Schafe in Europa, die genau das nicht anbieten. Allein das Etikett in der Kleidung, gibt also keinen Aufschluss über die Produktion der Ware. Jan 'n June arbeitet mit GOTS (Global Organic Textile Standards)-zertifizierten Betrieben aus Portugal und einem kleinen Familienunternehmen in Polen zusammen, die sie regelmäßig besuchen und mit denen sie im engen Kontakt stehen.
Resteverwertung deluxe
Durch das Familienunternehmen in Polen war es Jan 'n June möglich auch Kleidung fernab von Hoodies und T-Shirts anzubieten, denn als kleines Unternehmen konnten sie keine hohen Stückzahlen bestellen. Die in Breslau sitzende Schneiderei hat ihnen aber auch Ware in kleinen Stückzahlen produziert und so konnten sich beide Unternehmen gegenseitig unterstützen. Nachhaltig wird hier wahrhaftig gelebt, denn wenn mal Stoffreste nach der Produktion übrig bleiben, werden diese nicht einfach weggeschmissen. Anna und Jula überlegen sich dann, was man aus den Stoffresten machen kann und so werden aus den Überbleibsel Kissenhüllen, Buchcover oder Haarbänder gezaubert.
Faire Mode für alle
"So sehr ich manchmal fluche, dass ich switchen muss vom Einem zum Anderen und so sehr das manchmal auch nervenzehrend und anstrengend ist, würde ich es ziemlich langweilig finden nur noch in einem Bereich zu arbeiten.", strahlt Jula uns an. Wir merken Jula brennt für Jan 'n June und auch, wenn die Selbstständigkeit hinter dem Label nie das Ziel war, sondern die Realisierung einer Idee von zwei Freundinnen, spürt man die Begeisterung und Ehrgeiz hinter der Marke.
Anna und Jula haben es geschafft ihre Schnapsidee zu verwirklichen. Jetzt stehen sie vor neuen Herausforderungen. Mittlerweile ist das Problem von nachhaltiger Mode nicht mehr, dass es nichts gibt, sondern dass man suchen muss. Es wäre doch schön, wenn man ohne große vorherige Recherche nachhaltige Mode bei einem Samstagmittag-Stadtbummel kaufen könnte. Natürlich kann man den Konsum verteufeln, aber wir können nicht leugnen, dass Konsum zum Leben dazugehört. Deswegen ist es wichtig, den Konsum in die richtige Richtung zu lenken, sodass man bewusst konsumiert und vor allem nachhaltige Sachen kauft und mit einer größeren Zugänglichkeit von fairer Mode könnte das geschafft werden.
Step by step
Zum Schluss möchte Jula uns noch eines auf den Weg geben: "Es ist echt schwer, wenn man seinen Lifestyle ändern möchte und nachhaltiger leben möchte und es ist noch schwerer, wenn man von vornherein alles hundertprozentig richtig machen will. Das heißt, dass jeder einzelne Schritt wichtig ist und man sollte sich nicht übernehmen. Wenn man nur anfängt seine Socken auf organic umzustellen und dann irgendwann die T-Shirts und dann irgendwann die Unterwäsche – das ist auch schon ein richtiger Schritt. Es ist einfach wichtig erstmal irgendwo anzufangen und das ist auch gut!"
Wer sich noch weiter mit dem Thema beschäftigen möchte, dem können wir das Buch "Minimal Fashion" von Anna und Jula ans Herz legen. Denn die beiden Girlbosse haben nicht nur ein nachhaltiges Modelabel, sondern sind auch unter die Autoren gegangen. Hier bekommt ihr wertvolle Tipps zum Kleiderschrank aussortieren und wie ihr mit wenigen Kleidungsstücken eure eigene Capsule Garderobe zusammenstellen könnt.
Wir sind sehr beeindruckt von den jungen Frauen und wünschen den beiden weiterhin viel Erfolg! Falls es euch jetzt gepackt habt und ihr den ersten Schritt in die richtige Richtung machen wollt, hier gelangt ihr zum Onlineshop und eventuell auch das erste Fair-Fashion-Piece für euren Kleiderschrank.