Artvergnügen #19 – 11 Kunsttipps, die ihr im Februar nicht verpassen solltet

Langsam aber beständig rüttelt sich das Hamburger Kunstvolk wieder wach. Der Januar ist überstanden und alle haben endlich kapiert dass nun das Jahr 2018 ist. Einen kleinen Vorgeschmack konnte man sich ja schon vor zwei Wochen in den Deichtorhallen holen. Nun geht es aber richtig los und wir haben mal wieder für euch gesammelt, was die Höhepunkte des Februars sind. Das Programm ist gut und abwechslungsreich. Fotografie, Malerei, bis hin zu Installationen und Performance - alles ist dabei. Auftakt ist wie immer im jeden Jahr die HfbK  Jahresausstellung. 

© Laura Giesdorf Full Coverage Makeup Tutorial – Concealing Myself with Flawless Monotony, www.guteaussichten.org

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GUTE AUSSICHTEN 2017/2018

Na? Wer hat es letzten Monat in die Ausstellungseröffnung der „Guten Aussichten Deluxe“ geschafft? Die Schlange reichte gefühlt bis zum Hauptbahnhof und wer einer der Glücklichen war, kann sich fühlen, als hätte er drei richtige im Lotto getippt. Damit haben sich die Deichtorhallen direkt mal eine Auszeichnung verdient und könnten mit dem Titel härteste „Ausstellungstür“ in Hamburg glänzen. Wer es bisher noch nicht geschafft hat, sollte das tun. Allen Grund dazu gibt es, denn nun gibt es nicht nur die deluxe Version, sondern die Ausstellung „Gute Aussichten – junge Deutsche Fotografie“ lädt erneut das Kunst und Fotografie interessierte Publikum ein, um die diesjährigen Preisträger begutachten zu können. Auch hier wäre wieder zu empfehlen, nicht unbedingt den Eröffnungstag zu wählen.
Insgesamt acht Preisträger werden gekürt. Alle miteinander verbindet die Imagination. Die Arbeiten bewegen sich also fern ab von Realität und öffnen dem Betrachter sowie dem Fotografen die weite, fiktive Welt. Dadurch sind wunderbare Arbeiten entstanden, die zum Mitdenken und Reflektieren anstiften.

© Nachlass d’Ora/Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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Madame D’Ora. Machen Sie mich schön!

Die Wiener und Pariser Gesellschaft der Künstlerbohème ließ sich von 1910 bis in die 1950er Jahre von Madame d’Ora porträtieren. So standen die skandalumwitterte Nackttänzerin Anita Berber, der Operettenstar Fritzy Massary sowie Josephine Baker, Anna Pawlowa und Coco Chanel vor der Linse der Fotografin. Die reichen, schönen und kultivierten wurden von Madame D’ora in das richtige, elegante und moderne Licht gerückt. Jedoch war sie nicht nur Starfotografin sondern gleichzeitig Modefotografin für die Wiener Werkstätten und wurde ab der 1920er Jahren zur geschäftigen Fotografin für Lifestyle Magazine ihrer Zeit.
Als Jüdin ist sie gezwungen 1940 in die Ardèche zu fliehen und gelangt 1945 nach Österreich, wo sie 1945/1946 bei Wien das Schicksal der Flüchtlinge dokumentiert. Hier betätigt sie sich erstmals als Sozialreporterin. 1950 und 1958 schafft sie zwei bis heute verstörende Serien über Schlachthöfe, die als künstlerische Reaktion auf die Gräuel des Krieges verstanden werden können.
Das Werk der Madame D’Ora wird in 250 Werken retrospektiv im Museum für Kunst und Gewerbe unter eine Neubewertung gezeigt.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • bis 18. März 2018 | Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr, Donnerstag: 10:00 - 21:00 Uhr
  • Eintritt: 12,00€, ermäßigt: 8,00€, donnerstags ab 17:00 Uhr: 8,00€
© Deichtorhallen Hamburg
Hanne Darboven in ihrem Studio, 1987/1988. Courtesy Hanne Darboven Stiftung, Hamburg

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36. & 37. Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst zu Gast in der Sammlung Falckenberg

Die Behörde für Kultur und Medien Hamburg vergibt jährlich zehn Arbeitsstipendien für bildende Künstler aus Hamburg. Die Arbeiten dieser Stipendiaten werden am Ende in einer Ausstellung präsentiert. In der Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen werden dieses Jahr erstmalig gleich zwei Jahrgänge präsentiert und damit wird eine Ausstellung geschaffen, die einen Überblick über die kontinuierliche Entwicklung der künstlerischen Produktion in der Stadt gibt, wie sie sonst nicht zu sehen ist.

© Anna Simone Wallinger

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Gute Aussichten Deluxe. Junge Deutsche Fotografie nach der Düsseldorfer Schule

Die Ausstellung und das Nachwuchsförderung-Projekt »gute aussichten − junge deutsche fotografie« organisierte seit 2004 für seine inzwischen 114 Preisträger weltweit über 130 Ausstellungen. Die Präsentation in den Deichtorhallen ist ein Resultat und bietet gleichzeitig einen Vorgeschmack auf Februar. Die deluxe Version Präsentiert die Preisträger von 2004 bis 2015, die selbstverständlich ihr künstlerisches Schaffen weiterentwickelt und formiert haben. Somit wird der Fortbestand und Wandel des Mediums Fotografie in all seinen Facetten präsentiert und bietet einen einzigartigen Überblick über eine Generation von jungen Fotografen, die das Primat der Düsseldorfer Schule hinter sich gelassen hat und sich visuell klar in der Gegenwart verortet.

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018 BRUCE NAUMAN (*1941) Wall/Floor Positions, 1968, Filmstill

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HONEY, I REARRANGED THE COLLECTION
: #3 Bouncing in the Corner. Die Vermessung des Raums

“Honey, I rearranged the collection” mit dem Motto des amerikanischen Künstlers Allen Ruppersberg rückt die Hamburger Kunsthalle ihre Sammlung der internationalen Gegenwartskunst in ein neues Licht. Die Sammlung umfasst Werke der 1960er Jahre bis zur Gegenwart.
Mit der Neupräsentation der Sammlung entsteht eine neue Leseart, die Werke zu betrachten. In diesem Jahr steht die dritte und letzte Neubetrachtung im Mittelpunkt. Das Motto ist der  Erfahrungs- und Erlebnisbereich des Menschen und der ihn umgebende Raum. Wie nehmen wir Raum wahr? Welche Rolle spielen dabei unsere Handlungen, Erfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen? Wie verorten wir uns, welchen Platz nehmen wir ein? Wie manifestieren sich gesellschaftspolitische (Macht-) Strukturen im Raum? Dies sind zentrale Fragen des dritten und letzten Teils der Reihe.

© Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme_And yet my mask is powerful (2016)

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AND YET MY MASK IS POWERFUL. BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME

Fiktion und Realität, die daraus entstehende Symbiose und darüber neu erfahrbare Räume stehen in dieser Ausstellung im zentralen Mittelpunkt. Die Künstler Basel Abbas und Ruanne Abou- Rahne schaffen mit ihren Installationen eindringliche Welten. And yet my mask is powerful ist ein fortlaufendes Projekt, das einen Gegenentwurf zu den omnipräsenten Bildern der Krise in unserer heutigen Welt formuliert. Das Künstlerduo besuchte Orte der Zerstörung und Ruinen palästinensischer Dörfer in Israel. Diese Erfahrungen und Bilder dienen als Kern ihrer Erzählung. Als Leitmotiv dienen 3D-Drucke neolithischer Masken aus dem Westjordanland, wie sie heute in Sammlungen in Amerika, Europa und Israel zu finden sind. Die Installation bringt Fundstücke aus zerstörten Dörfern mit Video- und Soundarbeiten zusammen, welche auf der Reise entstanden sind.  Somit treffen die fakten auf emotional erfahrbare Eindrücke.

  • Kunstverein Hamburg Klosterwall 23, 20095 Hamburg
  • 03. Februar bis 29. April 2018 | Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 12 – 18 Uhr
  • 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976): Brücke mit Eisbrechern, 1934, Brücke-Museum Berlin

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Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd

Karl Schmidt-Rottluff (1884 bis 1976) gilt als wichtigster Vertreter des Expressionismus. In der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum werden 80 Arbeiten des Künstlers aus über 50 Jahren kreativen Schaffens ausgestellt. Darunter werden nicht nur Gemälde sondern auch Skulpturen, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken gezeigt. Um einen internationalen, außereuropäischen Dialog zu kreieren, werden demgegenüber afrikanische und ozeanische Objekte aus der Sammlung von Schmidt-Rottluff, die er schon als junger Künstler angelegt hatte, gesetzt. Die Ausstellung präsentiert neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Nachlass des Künstlers und veranschaulicht, wie Schmidt-Rottluff stilistische und inhaltliche Anregungen umsetzte und darüber hinaus Motive direkt in seine Bilder übernahm.  Ab 1936 bekam Schmidt-Rottluff Ausstellungsverbot unter dem NS-Regime. In dieser Zeit fanden mehr außereuropäische Objekte Einzug in seine Werke. Erst nach dem zweiten Weltkrieg arbeitet der Künstler wieder mit leuchtend, kräftigen Farben, wobei man gut beobachten kann, dass der Künstler eine neue kreative Schaffensphase erlangt. Wer also Bock auf ein bisschen deutsche Kunstgeschichte hat und dabei die bunte Bilderpracht des Künstlers bestaunen möchte, sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen.

  • Bucerius Kunst Forum Alter Wall 12, 20457 Hamburg
  • bis 21. Mai 2018 | täglich von 11:00-19:00 Uhr, Donnerstag: bis 21:00 Uhr
  • Eintritt: 9 Euro, Ermäßigt: 6 Euro
© Sandy Richter

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Anita Rée: Retroperspektive

Anita Rée ist eine rätselhafte Künstlerin der 1920er- Jahre und lebte ein Leben zwischen den Welten. Sie war eine protestantisch erzogene Hamburgerin mit südamerikanischen und jüdischen Wurzeln. Themen, die sie in ihren Werken behandelte, waren die Frage nach der eigenen Identität, Menschen anderer Herkunft und das Selbst als fremdes Wesen. Zu sehen sind ihre Gemälde in der Hamburger Kunsthalle.

© Henning Rogge/Deichtorhallen
© Henning Rogge/Deichtorhallen

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Blickfang Hamburg

Die internationale Messe für Design lädt auch in diesem Jahr wieder ein zum Gucken, Kaufen und Staunen ein. 100 Designer aus Hamburg und ganz Europa werden in dem Wochenende vom 02. Februar 2018  ihre Arbeiten präsentieren und wer weiß vielleicht findet man das eine oder andere Lieblingsstück, welches direkt mitgenommen werden kann.

© Hochschule für bildende Künste

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HfbK Alljährliche Ausstellung 2018


Mit der HfbK Jahresausstellung starten wir mal wieder in eine neue, kreative Saison der bildenden Künste. Hier habt ihr die Möglichkeit euch vom Talent der Nachwuchskünstler zu überzeugen. Es wird diskutiert, es wird kommuniziert, es wird gelacht und geweint, also macht euch bereit für die Hamburger Avantgarde, die euch in die Welt der Kunst entführt. Natürlich wird die Ausstellung mit der quirligen Vernissage begonnen, von der so manch einer noch legendäre Anekdoten erzählen werden kann. Stellt euch ein auf eineinhalb Wochen buntes aber hervorragendes Programm rund um die Werke der diesjährigen Studenten der Hochschule für bildende Künste.

© Museum für Kunst und Gewerbe

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Tiere: Respekt / Harmonie / Unterwerfung

Die Ausstellung Tiere im Museum für Kunst und Gewerbe behandelt das unausgeglichene Verhältnis von Mensch und Tier in Wissenschaft und im alltäglichen Leben. Dabei wird eine Sensibilisierung, aus der Perspektive der Kunst heraus, für die Chance einer respektvollen Koexistenz angestrebt. Mit 200 nationalen und internationalen Leihgaben sind Künstler wie Ai Weiwei, Paul Klee, Alexander von Humboldt und etliche mehr vertreten. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich das Tier. Doch wie äußert sich das Verhältnis von Mensch und Tier in der Kunst, welche Darstellungsformen wählen Künstler und sind diese real oder utopisch? Über die Ausstellung hinaus beschäftigt sich das Museum für die Laufzeit der gesamten Ausstellung im ganzen Haus mit dem Thema „Tiere“. Somit sind in den unterschiedlichen Abteilungen „Satelliten“ verteilt, die immer wieder Bezug auf das Sonderausstellungsthema nehmen.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • 03. November 2017 – 04. März 2018, Di–So 10–18 Uhr Do 10–21 Uhr
  • Eintritt: 12€, ermäßigt: 8€
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