5 beeindruckende Hamburger Gebäude vom Star-Architekten Hadi Teherani
Hadi Teherani ist der absolute Promi unter den Hamburger Architekten. Seine Gebäude lehnen sich weit über Fenster und Elbe, seine Türme tanzen ungestüm Tango auf der Reeperbahn. Seit November 2017 ist klar: Teherani wird ebenfalls die Haltestellen der U-Bahnlinie 5 gestalten. Ab 2018 mischt der Stararchitekt auch beim Bau des millionenteuren Luxusquartiers am Strandkai mit. Die HafenCity selbst bezeichnete er vor zehn Jahren als „Würfelhusten“. Doch wie steht es mit Teheranis eigenen Bauten? Haben diese etwa keine Grippe? Wir werfen einen Blick auf die fünf VIBs (Very Important Buildings) des deutsch-iranischen Baumeisters.
1. Ein Architekt spielt Dock, Land, Fluss
Das „Dockland“ gleicht einem Schiff aus einer fernen Galaxie. Es hat den Querschnitt eines Parallelogramms und ragt seit 2005 wie ein Schiffsbug 40 Meter über die Elbe hinaus. Für das extravagante Bauwerk aus Glas und Stahl wurde extra eine Landzunge in den Fluss aufgeschüttet. Zwischen „Bug“ und „Heck“ des vermeintlichen Containerfrachters befinden sich auf sechs Ebenen 6000 Quadratmeter Bürofläche.
Dank der verglasten Fassade können sich die Mitarbeiter in ihren Räumen den ganzen Tag von vorbeidampfenden Pötten ablenken lassen. Wem dafür tagsüber keine Zeit bleibt, kann das Schiffeschauen einfach in der Mittagspause nachholen. Von der Dachterrasse können die Online- und Land-Matrosen nämlich einen prächtigen Ausblick auf den Hafen genießen. Diese außergewöhnliche Hamburg-Sicht ist nicht nur den Computer-Kapitänen gegönnt, sondern jedem Besucher (und jedem Sportsfreund), der die Terrasse über die öffentliche Freitreppe (und ihren 140 Stufen) erklimmt.
2. Tanzende Türme? Alors on danse!
75 und 85 Meter räkeln sich die „Tanzenden Türme“ am Eingang zur Reeperbahn in die Höhe. Die zwei größten Dancing Queens im Rotlichtmilieu stehen sich bereits seit 2012 die Beine in den Bauch. Obwohl die Türme weniger hoch sind als der Berliner Bogen lang, erregten sie dennoch an diesem prominenten Standort deutlich mehr Aufmerksamkeit als die übrigen Teherani-Bauten. Sie haben aber auch wirklich einen Knick in der Optik. Statt sich anständig geradeaus in die Höhe zu erheben, wie das brave Hochhäuser normalerweise so tun, wachsen die zwei Rebellen schräg aufeinander zu und knicken auf halber Höhe ein, um sich dann wieder himmelwärts voneinander zu entfernen. Wo in der Nacht tausende Nachtschwärmer wild tanzen, kann halt auch ein Glas-Stahl-Bau nicht gerade stehenbleiben.
Was auch immer der Betrachter in dem Gebäude sieht (ein Tango tanzendes Paar zum Beispiel oder eine Prostituierte, die mit X-Beinen auf ihre Freier wartet), eines ist klar: Hier stehen die schrägsten Häuser der Stadt. Laut ihrem Architektenpapa steckt in den Zwillingstürmen eine ordentliche Portion Musik und Sex. Da ist was dran. Oder drin? Während am Fuß der „Tanzenden Türme“ die Pforten zum legendären MOJO-Club öffnen und in der 24. Etage im „clouds“-Restaurant noch genüsslich geschlemmt wird, gilt allerdings für die Mitarbeiter im Rest des Gebäudes: außen Tango, innen erst die Arbeit, dann Mit Vergnügen.
3. Teherani überspannt den (Berliner) Bogen
In Hammerbrook triumphiert ein Bogen aus Glas. Der Riese ist mit seinen 70 Metern Spannweite und 36 Metern Höhe selbst von der S-Bahn nicht zu übersehen. 2001 wurde das Bürogebäude über dem Nordende eines kilometerlangen Hochwasserbassins erbaut. Seitdem beeindruckt das Haus am Ankelmannsplatz alle Passanten mit seinem futuristischen Outfit. Hier schaut man auch gerne ein zweites Mal hin, denn der Berliner Bogen scheint über dem Wasser zu schweben! Hat Teherani da den Bogen nicht etwas überspannt?
Keineswegs, findet die Bauszene. Das Bürohaus kokettiert vor allem mit seinen gigantischen geschwungenen Glasflächen, die Himmel, Bäume und Umgebung reflektieren. Die Innenhöfe des Bauwerkes sind ziemlich grün hinter den Ohren. Unter der großen Glashülle tummeln sich zahlreiche Bäume, so dass die Frage naheliegt, ob man hier nicht in ein übergroßes Gewächshaus geraten ist. Das Haus-in-Haus-Konzept ist nicht nur optisch ziemlich clever, sondern spart auch Energie: Die Pufferzone zwischen Glashülle und Gebäudekern erlaubt es, die Büros natürlich zu belüften und die Heizkosten somit um fast die Hälfte zu senken.
4. Auf die Spitze getrieben – das Deichtor Center
Ein schwebender Bogen! Tanzende Türme! Ein schwimmendes Schiffsgebäude! Meine Güte, Teherani, was hast du wohl noch auf dem Baukasten? An der Schnittstelle zwischen Altstadt und HafenCity stoßen wir auf eine Teherani-Kreation mit dreieckigem Grundriss und z-förmiger Innenstruktur. Beim „Deichtor Center“ hat sich der Architekt von der äußeren Form eines Nachbarn, des Chilehauses, inspirieren lassen.
Tatsächlich können wir nach ausgiebiger Betrachtung eine gewisse Familienähnlichkeit erkennen. Die lang gezogene Gebäudenasenspitze erinnert doch sehr stark an das berüchtigte Kontorhaus in der Speicherstadt. Und wie sein Berliner Bogen-Bruder ist der Bau auch hier als „Klimahaus“ mit offenen Innenräumen und großen Wintergärten konzipiert.
5. Shoppen, bis die Europa Passage größer wird
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, die Europa Passage. Shoppen, essen, shoppen, essen, shoppen, essen. Damit verbinden die meisten Hamburger das Einkaufszentrum zwischen Jungfernstieg und Mönckebergstraße. Seit 2006 können Shoppingqueens und –kings hier ihre Euros verprassen – Passagenname verpflichtet? Doch bei genauerer Betrachtung ist das Einkaufsparadies viel mehr als nur eine simple 30.000 Quadratmeter große Ladenfläche auf fünf Geschossebenen.
Inklusive der Büro- und Parkgeschosse kommt die Europa Passage nämlich auf sage und schreibe 16 Etagen. Zum Jungfernstieg hin kleidet sich das Gebäude mit schlichtem Naturstein und versucht sich dabei dezent in die umliegende alte Architektur einzugliedern. Die vornehme hanseatische Zurückhaltung sollte über eines nicht hinwegtäuschen: Der Bau der Passage war sehr umstritten, wurde dafür die Stadtstruktur extrem verändert und insbesondere das unter Denkmalschutz stehende Kontorhaus „Europahaus“ abgerissen.