11 Hamburger*innen, die etwas bewegen
Olaf Scholz wird es bald wohl nach Berlin ziehen und jemand muss den Platz auf dem Chefsessel der Stadt übernehmen. Wer es tatsächlich wird, steht noch in den Sternen. Wir haben jedoch schon ein paar Vorschläge in petto, die es zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht werden, aber trotzdem der Stadt ganz gut zu Gesicht stehen würden.
1. Benjamin Adrion – Das Recht auf Wasser für alle
Benjamin Adrion ist ein Name, der vielleicht nicht allen ein Begriff ist. Fans des FC St. Paulis allerdings schon, denn hier war er bis 2006 als Spieler unter Vertrag. Während des Trainingslagers auf Kuba fiel dem Hamburger die unglaublich schlechte Wasserversorgung vor Ort auf und er gründete “Viva con Agua” um weltweit die Trinkwasserverhältnisse zu verbessern. 2009 erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz – wir finden, diesen Namen solltet ihr euch unbedingt merken.
2. Amelie Deuflhard – Auf großer Bühne gegen Intoleranz
Die Vespa-Fahrerin und gebürtige Stuttgarterin Amelie Deuflhard kam 2007 von Berlin nach Hamburg und versucht seitdem als Intendantin von Kampnagel, Deutschlands größter freier Spiel- und Produktionsstätte, Zusammenhänge von Kunst und Politik zu konstruieren, wie zum Beispiel bei dem Projekt “eco Favela Lampedusa Nord”, welches zu einer Strafanzeige gegen sie durch zwei Hampelmänner von der Hamburger AfD führte. Einer schönerer Bestätigung, dass sie alles richtig macht, kann sie sich eigentlich nicht wünschen. Wir wünschen uns, dass sie unserer Stadt hoffentlich auch nach dem Ende ihrer Intendanz im Jahr 2022 erhalten bleibt.
3. Stevie Meriel Schmiedel – Keine Werbung mit Sexismus
Die promovierte Genderforscherin ist Geschäftsführerin und Pressesprecherin bei Pinkstinks, einer Protestorganisation mit Sitz in Hamburg, die gegen Sexismus und besonders gegen Produkte sowie Werbe- und Medieninhalte kämpft, mit denen Kinder aus überwiegend wirtschaftlichen Gründen in limitierende Geschlechterrollen gedrängt werden. Die Autorin und Aktivistin kämpft stellvertretend für etwas, was eigentlich längst selbstverständlich sein sollte: die Gleichstellung von Männer und Frauen.
4. Giovanni di Lorenzo – Eine Stimme für Multikulti
Geboren in Stockholm besitzt der Chefredakteur der “Zeit” die doppelte Staatsbürgerschaft: für Deutschland und Italien. Multikulturell ist nicht nur seine Person selbst, sondern auch die Belange für die er sich einsetzt. Schon 1992 setzte er sich als Initiator mit dem Projekt “München – eine Stadt sagt nein” gegen Fremdenfeindlichkeit ein: 400.000 Menschen bildeten eine Lichterkette im stillen Prozess gegen Rechtextremismus. In seiner Karriere als Journalist führe er beeindruckende Interviews mit Rechtsradikalen oder sprach 2016 in Dresden über die Bedeutung der Medien in der Flüchtlingskrise. Und er interviewte über ein Jahr lang Altkanzler Helmut Schmidt für “Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt” – da hat er sich doch bestimmt was abgeguckt.
5. Olli Schulz – Mit Witz und Charme ins Rathaus
Olli Schulz ist nicht nur der alberne Typ aus dem Fernsehen oder der, der mit nichts als seiner Gitarre Lieder vom Leben und der Liebe singt - nein. Olli Schulz hat in den vergangenen Jahren seiner Karriere immer wieder stark für soziale Projekte stark gemacht - nicht nur in Hamburg. Die Kampagne One Warm Winter unterstützt Olli bereits seit Jahren. Auch neben seinem engagement für verschiedene Stiftungen, positioniert Olli Schulz sich seit Jahren immer wieder zu gesellschaftlichen Spannungs-Themen, wie Rechtsextremismus oder Armut. Als der vielleicht empathischste Hamburger der Gegenwart glauben wir, dass Olli im Rathaus eine gute Figur abgeben könnte.
6. Heinz Strunk – von der Theke auf den Chefsessel
Heinz Strunk hat Jahre lang mit Studio Braun über die Stadtgrenzen hinaus Menschen mit seinem humoristischen Wahnsinn unterhalten. In seinem Büchern stellt er immer wieder Menschen ins Rampenlicht, die am Rande der Gesellschaft stehen - neben der Komik hat Heinz Strunk auch die Tragik verstanden. Strunks Geschichten sind fast ausschließlich in Hamburg angesiedelt, gespickt mit Geheimtipps und szenische Aufarbeitungen von realen Orten. Der gute Mann hat nicht nur das Herz am rechten Fleck hat sondenr ist auch noch Hamburger durch und durch.
7. Ewald Lienen – für Werte stehen
Auch den Hamburger, die mit Fußball nicht viel am Hut haben, wird Ewald Lienen in Hamburg ein Begriff sein. Seine soziale Ader hat er zu seiner Zeit als Trainer des FC St. Pauli immer wieder zur Geltung gebracht, da er sich mit den in Hamburg angekommen Flüchtlingen völlig solidarisiert hat. Bereits 1985 hat er für die Friedensliste im Nordrhein-westfälischen Landtag kandidiert - leider erfolglos. Mittlerweile ist er technischer Direktor, nach wie vor beim FC St. Pauli und dient nicht nur als Repräsentant des Vereins, sondern unserer Ansicht nach auch ein Repräsentant für die Stadt.
8. Gloria Boateng - kämpft für Bildung
Geprägt durch ihre Kindheit in Ghana hat Gloria Boateng früh verstanden, wie wichtig Bildung und gleiche Bildungschancen für alle sind. Als Lehrerin und Gründungsinitiatorin des Vereins SchlauFox engagiert sich die Hamburgerin in verschiedenen Projekten zusammen mit 140 ehrenamtlichen KollegInnen für Kindern und Jugendliche, damit diese ausreichend Zugang zu Bildung und Förderung bekommen – unabhängig vom Einkommen der Eltern und ihrer Herkunft.
9. Melodie Michelberger – Girlpower in Persona
Erst Redakteurin für große Magazine, dann in die Selbstständigkeit – und dann Mutter. Melodie Michelberger ist mehr als der Name Ihres reichweitenstarken Instagram-Accounts. Sie setzt sich mit großer Überzeugung für die feministische Aufklärungsarbeit ein. Der Hashtag #trustthegirls ist mittlerweile zu einem Magazin und einer ganzen Bewegung geworden. Dazu setzt sie sich für faire Mode und Fashion-Nachhaltigkeit ein.
10. Aminata Belli – aus dem Internet ins Rathaus
Aminata Belli wurde bei der Verleihung der Goldenen Kamera von Jane Fonda mit „You look gorgeous“ angesprochen. Und, ja, das tut sie wirklich. Immer. Die Hamburgerin schreibt bei der GRAZIA über Modetrends, interviewt Ed Sheeran für Warner Music oder quatscht auf ihrem YouTube-Channel über Herzensangelegenheiten in die Kamera. Persönlich wird’s, wenn sie zum Bespiel von der Entfernung ihres Damenbartes erzählt. Auf Instagram nimmt die gelernte Modejournalistin Stellung, zeigt der AFD den Mittelfinger und teilt feministische Kunst.
11. Marcus Wiebusch – Liebe und Scheitern
Kaum eine andere Band hat die Hamburger Musiklandschaft in den 00er Jahren so geprägt, wie Kettcar. Frontmann Marcus Wiebusch erzählt in seinen Texten vom Scheitern, Lieben und den großen gesellschaftlichen und politischen Problemen. 2014 hat er mit seinem Song Der Tag wird kommen Homophobie in der deutschen Fußballszene kritisiert – ein Thema, dem weitaus zu wenig Beachtung geschenkt wird.