11 Dinge, die wir an Hamburg einfach nicht verstehen

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Ja, wir lieben Hamburg. Aber einige Dinge, da schütteln wir nicht nur den Kopf, da möchten wir am liebsten vor Frust ins imaginäre Kissen beißen. Infrastruktur, Bezahlmöglichkeiten oder das liebe Wetter – es gibt einiges an der Hansestadt, das wir einfach nicht verstehen können. Oder wollen.

1. Warum in Stadtteilen wie St. Pauli und Schanze ständig wegen der Lautstärke gemeckert wird

Wer auf der Suche nach einer ruhigen und beschaulichen Nachbarschaft ist, ist in St. Pauli und der Sternschanze vollkommen falsch. Hier erwarten euch klirrende Glasflaschen, aufgeregtes Geschnacke und die ein oder andere lautstarke Auseinandersetzung. Wer hier wohnen möchte, dann bitte ohne Meckern. Die Reeperbahn ist nicht erst vor kurzem nach St. Pauli eingezogen und das Schulterblatt ist nicht von Hier auf Jetzt zum Treffpunkt der Stadt geworden. Diese Viertel haben sich über die Jahre hinweg ihre Kultur aufgebaut. Dass da laute Musik, viele Menschen und hupende Fahrzeuge dazu gehören, muss man akzeptieren.

2. Warum die Busfahrer*innen selbst bei strömenden Regen nicht kurz warten

Ganz ehrlich, es regnet (normalerweise) wirklich ständig in Hamburg. Da ist es doch ein Zeichen der Menschlichkeit, für ansprintende Menschen die Tür noch eine Viertelsekunde länger offen stehen zu lassen, bevor sie weitere zehn Minuten von allen Seiten mit kübelweise Wasser übergossen werden. Apropos Menschlichkeit: Gilt übrigens auch für die Personen, die die Tür blockieren und zum Beispiel Kinderwagen-Besitzer*innen zu Aussätzigen machen. Egal bei welchem Wetter.

3. Warum im Hamburger Straßenverkehr das Recht des Stärkeren gilt

“In Hamburg läuft das echt anders. Im Straßenverkehr hier gilt halt einfach das Recht des Stärkeren”, wurde mir vor einigen Jahren gesagt, als ich das Tor zur Welt durchschritt. Aber, dass es solche Ausmaße annehmen muss? Der*die Radfahrer*in auf der Straße wird angehupt weil er*sie (wait for it…) auf der Straße fährt. Der Vordermann*frau wird angehupt, weil er*sie im Stau einfach vor dir steht und deshalb (und jetzt kommt’s) scheinbar einfach am Stau schuld ist. Ja, macht alles überhaupt keinen Sinn - habe ich auch in all den Jahren hier nie verstehen könnt. Reißt euch verdammt nochmal zusammen!

4. Warum man belächelt wird, wenn man in den äußeren Stadtteilen wohnt

Meine erste Bude in Hamburg hatte ich im bezaubernden Winterhude, kurz darauf in Barmbek-Nord. Wenn ich meinen Mitmenschen erzähle, wie mein Zuhause ist, kam nicht selten ein mitleidiges “Oh…”. Kein Verständnis kann ich dem entgegenbringen, wenn ich bedenke, dass Hamburg 104 Stadtteile hat. Es kann nicht sein, dass nur Eimsbüttel, die Schanze, St. Pauli und die beiden Altona-Stadtteile lebenswert sind, der Rest aber nichts zu bieten hat. Das ist nämlich schlicht und ergreifend nicht so. ‘nuff said!

5. Warum Menschen bei Sommerhitze Mützen tragen und im Winter Mützen, die nicht über die Ohren gehen

Leute, ganz ehrlich. Warum?! In diesem Sommer habe ich Menschen auf der Straße gesehen, die Birkenstocks, kurze Hose und WOLLMÜTZE trugen. Bei 30 Grad im Schatten? Bah, das muss doch beim Abziehen schlimmer sein als Sportsocken nach einem Marathon auszuziehen. Anders sieht es im Winter aus, da scheint es ein absoluter Trend zu sein, mit einem kleinen Mützchen die oberen Haare am Kopf vor der Kälte zu schützen. Während die Ohren langsam aber sicher einen Gefriertod sterben. Mode hin oder her, ein bisschen praktisch darf es schon sein. Man muss ja nicht direkt die Multifunktionsjacke rausholen.

6. Warum bei gutem Wetter alle rumheulen

Regnet es, ist der*die Hamburger*in schlecht gelaunt. “Nicht schon wieder!”, denkt er*sie sich und verdreht dabei die Augen. Kommt mal die Sonne heraus, herrscht kurzfristig Euphorie. Der Vitamin-D-Schub gibt Kraft bis…ja bis es auf einmal “zu heiß” wird. Es wird geschwitzt, die Sonne blendet, man muss viel trinken und dementsprechend öfter Pinkeln gehen. So sehr man sich das gute Wetter gewünscht hat, so schnell sehnt sich der*die Hamburger*in wieder nach Wind und Regen. Mehr als ein Achselzucken haben wir auch nicht dafür übrig.

7. Die Radfahrwege, die ins Nichts verlaufen

Ehrlich wahr. Ich habe schon Radwege in Hamburg gesehen, die einfach in eine 4-spurige Straße ausliefen. Oder in deren Mitte eine fette Eiche stand. Kann doch nicht so schwer sein Radwege zu bauen, die auch tatsächlich befahrbar sind. Von den halb gepflasterten, halb betonierten Wegen, die von Baumwurzeln völlig ausgehoben wurden, fange ich hier gar nicht erst an.

8. Warum man in den hippsten Läden einfach nicht mit Karte zahlen kann

Schnell auf einen Kaffee, Lunch in der Sonne oder abends in der Bar doch noch einen mehr trinken wollen – all diese feinen Dinge endet oft abrupt mit dem Blick ins Portemonnaie. Denn ohne Moos nix los. Und zwar wirklich: kaum ein Laden in Hamburg scheint im 21. Jahrhundert angekommen zu sein und Kartenzahlung zu akzeptieren. Und wenn, dann ab zehn/acht/20 Euro, super praktisch. In Bars scheint das flächendeckend noch nicht angekommen zu sein, dass man gerne auch nach Ausgeben des Bargelds weitersaufen möchte. Zu Problem Eins gesellt sich dann Problem Zwei: keine verdammten Bankautomaten! Argh!

9. Keine Parkplätze – nirgendwo

Autofahren ist kacke für die Umwelt und sowieso – trotzdem können (und wollen) einige nicht auf ihr Auto verzichten. Der Frust stellt sich dann spätestens bei der Parkplatzssuche ein: es gibt keine. Nirgendwo. Bis man sich so verzweifelt ins Parkverbot stellt, dass man entweder abgeschleppt wird oder anderen Verkehrsteilnehmer*innen die Sicht raubt. Wie wäre es mit so ultra lässigen "Stockwerkgaragen"?

10. Wie viele Spuren die Langenhorner Chaussee tatsächlich(!) hat

Wem die Autobahn Richtung Norden eine Nummer zu voll ist, dennoch aber in Richtung Norderstedt düsen möchte, kommt unweigerlich über die Langenhorner Chaussee. Eine Straße, bei der ich jedes Mal an meiner eigenen Kompetenz als Autofahrer zweifle: Ist diese Straße verdammt nochmal ein- oder zweispurig? Die nicht vorhandene Fahrbahnmarkierung in der Mitte würde für eine einspurige Fahrbahn, mit zugegebenermaßen unglaublich viel Platz sprechen. Die hupenden, mir den Stinkfinger zeigenden, links an mir vorbeifahrenden Hamburger sprechen eine andere Sprache. Für mich gilt nur noch: Soweit rechts wie möglich, Warnblinker an und Nerven behalten.

11. Warum bei Konzerten das Publikum wie eingefroren wirkt

Wirklich jeden(!) Tag kann man in Hamburg großartige Konzerte besuchen. Dass das Fluch und Segen zugleich ist, ist leider vielen nicht bewusst: die Menschen sind übersättigt. Übersättigt von oft wirklich beeindruckenden, kleinen Bands, die sich jedes mal den Arsch abspielen, aber irgendwie das Publikum nicht so wirklich zu catchen. Wohingegen die Realität in der deutschen Provinz die ist, dass durch die eher maue Frequenz an guten Bands, die Leute wenigstens ordentlich abschwofen und den Bands auch die selbe Leidenschaft zurückgeben. Ich glaube da könnte noch mehr gehen, liebe Hansestadt!

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