Warum haben Hamburger keinen Mut zur Mode?

Man sagt über Hamburger ja, dass sie reserviert sind und ein trockenes „Moin“ schon ausgiebiges Gequassel ist. Das ist mit der Mode offensichtlich nicht anders: Wenn Leute einen marineblauen Pullover mit „Moin“-Aufdruck tragen, ist das für sie schon ziemlich viel Fashion. Leider, denn Hamburg, du kannst echt mehr als Timberland-Schuhe, Streifenshirts, Longchamp-Tasche, khaki Mantel, UGG-Boots und maritime Prints!

Mode ist mehr als nur Klamotte. Sie kann zwischen einem Menschen und einem Kleidungsstück Intimität herstellen. Sie kann einem Menschen helfen, sich besser und sicherer in seiner Haut zu fühlen, sie kann ihm Schutz geben oder Attraktivität verleihen. „Ein Kleidungsstück ist im besten Fall kein Produkt, das man benutzt und später einmal wegwirft, sondern etwas, das einen als Person vervollständigt, wenn man es trägt“, schreibt die Hamburger Designerin Jil Sander im ZEIT Magazin. Von anderen Menschen abgesehen, ist es Kleidung, die uns am nächsten kommt. Und es ist an der Zeit ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient und sich bewusster mit ihr zu beschäftigen.

Diskrete Basics, wie gestreifte Shirts und auch die teuren Woolrich-Parker mit dem Echtfellkragen dienen in Hamburg dazu, in der Menge unterzugehen, das Interesse lenken sie kaum auf sich, denn hier rennt jeder Zweite so rum. Diese Spiegelung der eigenen unauffälligen Optik und Unverbindlichkeit reizt nicht zum Austausch.

Man muss nur einen Hut aufsetzen, um zu erfahren, wie viel einladender und kommunikationsfördernder sich ein klares modisches Statement auswirkt. Und das auch, wenn der Anfang schwer ist, weil man erstmal mit blöden Kommentaren wie „Und wo findet das Pferderennen statt, zu dem du gehen willst?“ umzugehen lernen muss. Warum wird schief geguckt, wenn man einen Hut trägt? Oder Ankleboots in Schlangenoptik? Oder eine große schwarze Kunstfelljacke?

Mode ist Kommunikation und davon findet auf offener Straße zu wenig statt, da zu viele zu gleich aussehen und sich morgens scheinbar niemand die Zeit nimmt und sich ein Outfit zurechtlegt, das einfach mal neu, aufregend - und am wichtigsten - persönlich ist. Hamburg, du brauchst mehr expressiven Elan und Mut und weniger modische Öde. Trau dich!

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