So schaffst du die Kunst-Eignungsprüfung für Unis

Hfbk, UdK, ‚Akademie der Bildenden Künste‘… Das sind nur einige der Namen Deutschlands renommierter Kunstschulen. Was sie alle gemeinsam haben: Eine Kunstmappe, die das Los zur künstlerischen Eignungsprüfung und dem späteren Studium ist. Das Heftige daran: Die Ansprüche sind hoch, die Aufnahme-Zahlen gering und der Andrang meistens sehr groß.

Ich habe es 2008 mit meiner Mappe in eine solche Eignungsprüfung geschafft und auch die Prüfung selbst habe ich bestanden. Im Wintersemester 2008/2009 habe ich doch tatsächlich "Kunst Lehramt Gymnasium" an der Muthesius Kiel studiert. Wieso ich das Studium nach nur drei Monaten abbrach und das Fach wechselte – das ist eine andere Geschichte. Hier möchte ich euch erklären, was euch auf dem Weg dorthin erwartet, was die künstlerische Mappe beinhalten sollte und wie ihr eine solche Eignungsprüfung schafft.

© Khara Woods via Unsplash

Alles steht und fällt mit der Bewerbungsmappe

Mit dem Kunststudium und mir war das so (und damit bin ich sicher nicht alleine): Ich hatte nach meinem Abitur nicht so wirklich den Plan, was ich gerne anfangen wollte. Ich kannte nur das Ende: Irgendwann, irgendwie, irgendwo wollte ich schreiben, aber da mein Abi zu schlecht für einen 1,0 Numerus Clausus für Medienwissenschaften war, überlegte ich mir, mit welchen Fächern man wohl sinnvoll quer einsteigen könnte. Kunst erschien mir da als nicht allzu schlechte Wahl, denn da war von NC keine Rede.

Was ich nicht wusste: In Kunst wird jeder NC angenommen, weil es in diesem Fach nach künstlerischer Eignung und nicht nach der Note geht. Dieser kleine Fehler klärte sich bei der weiteren Bewerbung schnell auf. Auf der Seite der ‚Muthesius Kiel‘, an der man Kunst mit Lehramtsoption studieren kann, stand so etwas von Mappen, Mappenberatungen und Eignungstests. Okay, und jetzt?

Was eine gute Mappe ausmacht:

Mir wurde nach ein bisschen Recherche schnell klar: Was später im Job der Lebenslauf ist, ist im Kunststudium die künstlerische Bewerbungsmappe. Sie umfasst an die 20 Arbeiten, die alle einem bestimmten Thema untergeordnet sein sollen. Wie wichtig das Thema ist, weiß keiner, aber, fragt man seine Kunst-Kommilitonen, die die Prüfung ebenfalls geschafft haben, zeigt sich, dass alle Mappen eine Art "roten Faden" haben.

Mein Thema war damals der "Mensch". Ich habe natürlich versucht, das Ganze hoch philosophisch zu verkaufen, von wegen, nach dem Abitur denke man ja so viel über das Leben und die Veränderungen, die man im Leben so durchläuft, nach. Alles Quatsch. Eigentlich habe ich nur Menschen als Thema genommen, weil ich mein ganzes Leben lang schon Menschen gezeichnet habe. Zum Beispiel dann, wenn der Unterricht besonders langweilig war (also in quasi jeder Mathestunde). Nur mit Zeichnen ist es allerdings nicht getan. Kunstdozenten stehen drauf, wenn du mehrere verschiedene Techniken beherrschst, deshalb male einige deiner Bilder mit Aquarellfarben, andere mit Acryl oder Kreide. Die Bilder haben schon das Thema gemeinsam, da kann man wenigstens mit den Materialien spielen.

© Lia Leslie via Unsplash

Hilfe! Mappen-Vorbereitungskurs – ja oder nein?

Ich habe damals erst einmal viele Kunststudenten der Muthesius Kiel per StudiVz angeschrieben (Dafür war das Netzwerk echt mal gut). Über Facebook müsste das aber heute genauso gut gehen. Die Leute können einem ganz genau sagen, wie ihre Prüfung abgelaufen ist, worauf die Dozenten stehen und was sie einen fragen.

Ich habe einen Monat lang einen Kurs besucht, um meine Mal- und Zeichnen-Skills wieder zu verbessern. Ich denke im Nachhinein, dass du nicht zwangsläufig einen solchen Mappen-Vorbereitungskurs besuchen muss. Im Prinzip können sie dir da auch nur vage sagen, was gefragt ist. Ein fester Termin hilft allerdings dabei, die Mappe rechtzeitig fertigzustellen. Das kann sich unter Umständen sonst sehr in die Länge ziehen, wenn man ständig doch lieber einen Kaffee trinken, feiern oder ins Kino geht. Die Muthesius in Kiel hat damals auch noch Mappenberatungen durchgeführt, zu denen Bewerber ihre Mappen mitbringen, und den Dozenten schon mal zeigen konnten. Teilweise wurde man da sehr zerrissen, aber auch Kritik ist ja eine Form der Hilfe. Ich habe es mit meiner Mappe damals zur Prüfung geschafft.

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Diese Fragen stellen Sie dir bei der Eignungsprüfung:

Die Prüfung bestand aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Im praktischen Teil bekamen wir verschiedene Aufgaben, die wir mit unterschiedlichen Techniken lösen mussten. Einmal war Malen dran, einmal Werken aus Ton. Ich meine, dass eines der vorgegebenen Themen „Metamorphose" war, und ich irgendwas mit Zahlenrädern gezeichnet habe. Warum auch immer.

Es scheint auf jeden Fall gezogen zu haben, denn am dritten Tag fand ich mich in der theoretischen Prüfung, dem Gespräch mit den Dozenten, wieder. Fragen, die sie dort und an jeder Schule immer gern stellen sind: Wann waren Sie das letzte Mal in Kunsthalle XY (Name deiner Stadt)? Du musst nicht da gewesen sein, es reicht, wenn du weißt, was dort in letzter Zeit ausgestellt wurde. Fake it till you make it und so.

Ich wurde noch gefragt, was ich von Rothko halte. Ich hatte damals nicht so wirklich die Meinung zu ihm, aber immerhin wusste ich, wer er ist. Das ließ ich bei meiner Antwort ("vielleicht wird ein bisschen viel in seine Bilder reininterpretiet?") durchblicken.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Bei mir hat es am Ende geklappt und ich habe einen von Zwölf begehrten Kunst-Lehramt-Studienplätzen an der Muthesius Kiel bekommen (insgesamt haben sich rund 350 Leute auf die Plätze beworben). Schande auf mein Haupt, dass ich das Studium nicht beendet habe. Aber ich fand es einfach zu unerträglich mir von Dozenten sagen zu lassen, dass ‚Malen und Zeichnen‘ keine Kunst sei, und ich doch lieber mal ein total abgefahrenes Projekt wie „was passiert, wenn man Karotten verschimmeln lässt?“ durchführen sollte. Sorry. Vielleicht muss man sich das aber auch in der Prüfung sagen: Immer schön cool bleiben. Weiß doch eh keiner, ob das jetzt Kunst ist oder „wegkann“.

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