„Dann gibt’s vielleicht Applaus.“ – Schorsch Kamerun sorgt für Katastrophenstimmung am Schauspielhaus

© Buback

„Maximal verstörend“ findet der neunjährige Sohn von Melanie die Probe zum neuen Schorsch Kamerun-Stück „Katastrophenstimmung“ am Deutschen Schauspielhaus. Melanie und mir geht es genauso. Im Gegensatz zu ihm sind wir zum einen viele Jahre älter, andererseits aber auch nicht nur als Zuschauer im kleinen MalerSaal des Schauspielhauses, sondern zusammen mit einigen anderen Medienvertreter Teil der Inszenierung, die Kamerun in den letzten Wochen zusammen mit seinem recht illuster zusammengestellten Ensemble entwickelt hat.

© Christian Bartsch 2017

Es geht ganz grob gesagt um die fiktive Stadt Betonville unter der Führung von Dr. Rosey und seiner Frau Stella Ivankova, die den von Betrug, Lügen, aktuellen Widersprüche und Katastrophen Verunsicherten eine einfache und sichere Lösung anbietet. Eine wichtige Rolle in diesem Kontext spielen natürlich auch die Medien, die sich bei „Katastrophenstimmung“ kurzerhand einfach selbst spielen, so die Idee des Regisseurs.

© Christian Bartsch 2017

Wie absolut faszinierend sich diese und alle anderen Ideen, Texte und Lieder in dieser „Oper zum Davonlaufen“ entwickeln und letztendlich zu einem großen Ganzen zusammensetzen, davon bekommen wir bei jeder der Proben in den letzten Tagen einen immer konkreteren Eindruck, komplett zu erfassen ist die „Katastrophenstimmung“ dann möglicherweise – eines von Kameruns Lieblingswörtern während der Proben - heute um 20 Uhr, wenn die Uraufführung beginnt.

© Christian Bartsch 2017

Zur Einstimmung auf die zunächst insgesamt vier Aufführungen ein schönes Zitat aus dem Song „Bleib bei mir“: „Ich sah dich weinen im neuen Einkaufszentrum, du trugst ein schwarzes Kostüm mit Vogelbrosche. Ich weiß jetzt, dass du Angst hast vor Veränderung, obwohl du so gern nach Teneriffa fliegst.“

Wer jetzt auch maximal oder zumindest ein bisschen verstört ist, der möge doch bitte heute oder am Montag, Dienstag oder Mittwoch der kommenden Woche ins Schauspielhaus kommen, um dieses schöne Gefühl noch zu vertiefen. Eine Erfahrung, die sich möglicherweise lohnt.

© Dirk Wilberg

Eine weitere Erfahrung, die sich möglicherweise lohnt, ist die heutige öffentliche Premierenfeier, die ab 22 Uhr in der Schauspielhaus-Kantine stattfindet. Mit Booty Carell (Pudel, Golem) am Plattenspieler und ganz vielen schwarz gekleideten Theatermenschen und Freunden und natürlich auch uns Medienmenschen am Tresen. Da bewegen wir uns dann endlich wieder auf bekanntem Terrain. Prost und bis dann!

© Christian Bartsch 2017
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