Südamerika am Spritzenplatz – "Maria Magdalena" kocht den Kontinent

© Andreas Baur

Wo vor einigen Wochen noch in großen Lettern der Schriftzug Gasthof Möhrchen prangte, hat sich im September die Zeugin der Auferstehung sesshaft gemacht: Maria Magdalena.

Wie bei den eigenen südamerikanischen Großeltern solle man hier essen können, erzählen die Inhaber Tschabi und Aurelio. Wir als Nordlichter können uns da kaum etwas drunter vorstellen, deshalb begeben wir uns auf die Reise durch die kleine Karte voller exotischer Leckereien.

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Leckereien auf Zeit

Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfen wir uns nicht lange an Maria Magdalena erfreuen: lediglich für 6 Monate wird uns der Laden – ähnlich eines Pop-Up-Stores – in Ottensen erhalten bleiben.

Das Interior ist geprägt von einer Kombination aus südamerikanischem Dekor und urbaner Inneneinrichtung – weder kitschig, noch Kategorie Hipster. Die Tische sind so angeordnet, dass Gäste zwar die Geselligkeit des Ladens erfahren können, dennoch ungestört sich auf ihr Essen und ihr Gegenüber konzentrieren können. Das alles ergänzt durch eine dezente, dennoch liebevoll ausgesuchte Tischdekoration – vielleicht wie bei Aurelios Oma in Peru.

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Südamerikanische Küche ist schon wegen der geographischen Dimension mehr als schwierig einzuordnen. Bei Tschabi und Aurelio liegt der Fokus auf der eigenen Interpretation der Küche in Verbindung mit den selbst mitgebrachten und erlebten kulinarischen Traditionen.

Die Karte ist zurzeit noch überschaubar und bietet mit sechs Gerichten auf den ersten Blick nicht die große Vielfalt. Bei genauerem Hinschauen fällt jedoch auf, dass vom Fisch- und Fleischliebhabern bis zu zum veganen Gast hier jeder satt werden kann. Serviert werden die Gerichte allesamt in großen Schüssel – optisch ähnlich einer Bowl.

Ecuador und Peru in einer Schale

Wir entscheiden uns für ein Seco de Cordero - eine Schweine-Tamarind-Brühe mit langsam gegarter Lammkeule, Reis, eingelegtem Fenchel, Frühlingszwiebeln, Avocado, Limette und Koriander. Geographisch lässt sich der Ursprung des Gerichts in Ecuador und Peru verorten, in unserem Fall glücklicherweise nun auch in Ottensen.

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Die Zutaten wurde alle(!) einzeln und denkbar langsam gekocht – Tschabi und Aurelio legen wert darauf, dass jede Komponente auch geschmacklich beim Gast ankommt. Durch diese Detailverliebtheit ist das Gericht weit entfernt von einem klassischen Eintopf.

Die langsam gegarte Lammkeule ist an Zartheit nicht zu übertreffen, bleibt geschmacklich trotzdem im positiven Sinne minimalistisch – sprich fleischig. Eben jenes Fleisch zerfällt leicht in der Schale und kann deshalb getrost mit Löffel, statt Messer und Gabel gegessen werden.

Die reichhaltige Auswahl an Gemüse bietet die ideale Konsistenz – ist kein Stück verkocht, was daran liegen mag, dass jede Gemüsesorte einzeln zubereitet wird, und bleibt somit lecker knackig. Der Reis, der sich unten in der Schale versteckt, wird auch den mächtigste Magen zufriedenstellen.

Auf Tauchstation am Spritzenplatz

Beim Choritos al Ajillo führt der Weg an die Tausenden Kilometer der südamerikanischen Küste: Im Calamari-Jakobsmuschelsud schlummern Miesmuscheln, Gambas, Pulpo, Dörrtomaten, Chillies – ja sogar ein Schuss Wermut. Abgerundet mit Avocados, Limetten und Koriander darf man sich auf einen geschmacklich-anspruchsvollen Tauchgang durch Südpazifik und Südatlantik machen.

© Andreas Baur | Maria Magdalena

Im Bereich der Beilagen wird sich dem asiatischen Raum angenähert in Form von Dampfnudeln mit Thymian. Für Liebhaber der Speise sicherlich hochinteressant und auch zum Dippen in den Sud des Hauptgerichts wie geschaffen. Dennoch eine eher ungewöhnliche Beilage, die Menschen mit Faible für Dampfnudeln bestimmt überzeugen werden.

Hoch hinaus auf Highballs

Mit einem schicken kleinen und dennoch großartig ausgestattetem Tresen darf bei Maria Magdalena nicht nur lecker gegessen, sondern auch getrunken werden. Die Karte bietet neben Klassikern auch eine wunderbare Auswahl an hochwertigen Cocktails.

Der Holy Paloma aus Traditional 100%, frischem Grapefruitsaft, Limettensaft und Salbeisirup erfrischt nicht nur den Gaumen, sondern nach zwei bis drei von genau diesen auch das Gemüt. Lecker und durchdacht ist dieser Drink allemal. Der Rest der kleinen Highball-Karte verspricht noch weitere, anspruchsvolle Geschmackserlebnisse.

© Andreas Baur

Ungedingt probieren: Eines der leckeren Hauptgerichte. Wenn ihr schon hier seid, dann doch bitte mit großen Hunger.

Veggie: Völlig unkompliziert.

Mit wem gehst du hin: Für Freunde mit anspruchsvollem Gaumen und Weltenbummler.

Besonderheit des Ladens: Die Authentizität von Tschabi und Aurelio und die dadurch vermittelte Lebensfreude.

Lärmfaktor: Klanglich eher gediegen, was sich nach ein paar leckeren Highballs vielleicht ändern kann.

Preise: Die Hauptgerichte liegen in einer Preisspanne zwischen 12€ und 15€.

Maria Magdalena | Spritzenplatz 4 | Dienstag - Sonntag: 17:00-01:00 Uhr | mehr Info

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