Hamburger Küche neu interpretiert: Berta Emil Richard Schneider in der Schanze 

© Anastasia Rastorguev

„Alles Koddelkram! Kenn ich nich, ess ich nich“, sagt die Oma von Mats Borgwardt, wenn er mit ihr in einem seiner Hamburger Hotspots essen will. 88 Jahre alt – und nichts auf der Karte erkennt sie als Gericht wieder. Genau das sollte sich in Mats' eigenem Laden ändern. Also schnappte er sich Geschäftspartner Niels Berschneider und eröffnete das "Berta Emil Richard Schneider" in der Kampstrasse, wo die beiden traditionelle Hamburger Gerichte modern interpretieren und in coolem Bar-Ambiente servieren.

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Von der Fleischerei zum Szene-Laden

Niels hätte als Partner nicht besser zu Mats passen können: er hat schon in der Rain Cafeatery als Betreiber  gezeigt, was er alles kann. Zudem weiß er ganz genau, was gutes Fleisch ist und wie man es köstlich zubereitet: aufgewachsen in einer Fleischerfamilie, hat er schon seinem Vater und Opa zugeschaut, wie sie Lachsschinken nach dem Familien-Traditionsrezept räucherten. Und das taten sie sogar in exakt denselben vier Wänden, in denen Mats und Niels gerade neu eröffnet haben – das Original „Berschneider-Fleischerei“-Schild hängt noch als Ehrung an der Wand.

Niels war aber dann doch zu bescheiden, um seinen Nachnamen so fett an der Tür hängen zu haben, so entschied man sich für die Namensversion, die er am Telefon buchstabiert – "Berta Emil Richard Schneider" war geboren.

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Hamburger Küche modern interpretiert

So bodenständig und sympathisch wie die beiden Gastgeber ist auch die Karte: traditionelle Hamburger Gerichte („Wir sind beide echte Hamburger Jungs“) werden hier neu, hip und himmlisch aufbereitet.

Ein Festschmaus ist das „Kein Labskaus“: auf der Haut gebratener Lachs auf lockerem Rote-Beete Püree mit Wachtelei (njam!). Oder die „Brotzeit“ mit richtig gutem Brot (demselben wie in der Rain Cafeatery, btw.), feinster Leberwurst, Obazda und dem Lachsschinken, der noch immer nach dem Originalrezept von Niels' Vater gemacht wird (supergut - und wo kriegt man heutzutage schon eine ordentliche Brotzeit mit richtig guten Zutaten?).

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New York auf der Zunge, Hamburg im Herzen

Aber das war’s noch lange nicht: da die Jungs nicht nur Herzblut, sondern auch viel eigene Story in den Laden gesteckt haben, gibt‘s in der Küche auch amerikanische und australische Einflüsse: „Chicken & Waffles“, das meistbestellte Gericht auf der Karte, hat Mats vor Jahren ganz romantisch mit seiner heutigen Frau in Harlem/New York gefuttert, als er dort gelebt und sie kennengelernt hat. Und schwupps, landeten sie auf der Karte: fluffig-knusprige Waffeln mit Ahornsirup, dazu frittiertes Buttermilch-Huhn und hausgemachtes Coleslaw (OMG, unbedingt probieren! Wir lecken uns noch immer die Finger!).

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We love Rock’n’Lobster Roll

Ein weiteres Highlight, aber dann hören wir auch auf, weil euer Herbstschal so viel Sabber gar nicht auffangen kann, ist die Lobster Roll! Scharf-fruchtiger Hummer im Brioche Brötchen mit hausgemachten Chips aus lila Kartoffeln (das hier absolut ALLES instagrammable ist, brauche ich nicht extra zu erwähnen, oder? Und Mats' Oma kommt trotzdem gern hierher!). Niels verköstigte die Lobsterrolle auf seinen Reisen durch Australien und brachte das Rezept mit nach Hamburg. Lucky us!

Die Karte ist klein, aber extrem fein – und wird in den nächsten Wochen noch weiter ausgebaut. Geplant sind noch leckere „Kleinigkeiten“: deutsche Tapas, die man bis Mitternacht bestellen kann.

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Bar? Restaurant? Beides!

Und das führt uns auch schon zum Konzept: den Jungs war es wichtig, einen Spagat hinzubekommen zwischen Restaurant und Bar. Einem Laden, wo man nicht nur "zum Essen“ oder „zum Trinken“ hingeht, sondern beides/alles machen kann. Am liebsten wäre es den Gastgebern, wenn man den ganzen Abend bei ihnen versackt.

Und dafür haben sie sich was das Ambiente betrifft auch richtig viel Mühe gegeben: der Laden besteht aus zwei farblich und innenarchitektonisch wunderschön gestalteten Räumen. Vorne ist es mit einer lauschigen Couchecke etwas ruhiger, perfekt für erste Dates und gemütlichere Abende mit Freunden zum Unterhalten. Hinten im zweiten Raum fühlt man sich sofort wie in einer coolen Bar: die Musik ist lauter, man kann auf Barhockern sitzen oder auch stehen. Auf der einen Seite der Ausblick auf einen Blumengarten, auf der anderen werkelnde Barkeeper, die von der schnieken Optik perfekt in den Laden passen. Am Wochenende legen manchmal DJs auf und man kann die fabelhaften Cocktails auf der stets wechselnden Bar-Karte probieren.

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Hip und cool ohne Quinoa und Chia

Ja, ihr merkt, wir sind völlig hingerissen – was daran liegt, dass nicht nur das Essen wirklich umgehauen hat. Es ist auch nett, dass die Hamburger Küchenkultur neben den ganzen Bowls und Avo-Toasts hier endlich auch eine schöne Bühne bekommt, sich als lecker, cool und hip zu beweisen.

Und bei der ganzen Futter- und Ambiente-Schwärmerei sind wir noch nicht mal bei den Getränken angekommen: neben einer feinen Auswahl an Cocktails, Weinen und auch Bieren (da ist sogar ein isländisches White Ale namens „Einstök“ dabei, weil Niels – natürlich – einen Kumpel in Island hat) gibt es auch spannende Cocktail-Eigenkreationen an der Bar wie den „Kümmel Digga“: Helbing Schnaps mit Chambord, Gurke und Zitrone (mehr kann man sich nicht wünschen).

Also kommt, kommt, Hamburger Kinder, hier werdet ihr garantiert glücklich!

Unbedingt probieren: Chicken & Waffles: klingt ungewohnt, schmeckt aber meeeeega. Dazu das isländische White Ale „Einstök".

Veggie: Es gibt einige vegetarische Optionen, die auf Nachfrage vegan umgewandelt werden können. Allerdings wird man hier als Fleischesser vermutlich glücklicher.

Mit wem gehst du hin: Mit wem nicht? Vom romantischen Date bis zum gepflegten Bar-Abend mit guten Drinks kann man hier abends alles erleben.

Besonderheit des Ladens: Die modernen Interpretationen von Hamburgs klassischen Gerichten sind unschlagbar – und in solch spannender Ausführung bislang einzigartig.

Lärmfaktor: im vorderen Restaurantbereich loungiger und ruhiger, im hinteren Bar-Bereich bar-gemäß lauter.

Preise: Chicken & Waffles für 12 Euro, Lobster Roll für 18 Euro, wobei die Preise für die Regionalität und Qualität der Zutaten völlig in Ordnung sind. Cocktails 6,50 bis 8 Euro.

Berta Emil Richard Schneider, Kampstraße 25 - 27, Öffnungszeiten: Dienstag - Donnerstag: 18:00-01:00 Uhr, Freitag - Samstag: 18:00-03:00 Uhr

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