11 Gedanken, die man als Hamburgerin in Paris hat

© Henning Klimczak

Für ein Wochenende in der Stadt der Liebe – fliegt man von Hamburg nach Paris ändern sich nicht nur Sprache, Wetter und Leute. Als kühles Nordlicht wundere ich mich über so manche Eigenarten der Pariser und ihrer Stadt: Schnecken in Knoblauch, Wein am Mittag und der tödliche Straßenverkehr sind nur einige der Dinge, über die man sich als Hamburgerin in der französischen Hauptstadt so seine Gedanken macht.

1. Lieber Scholli, ist das teuer hier.

Wenn du in Hamburg denkst: "Boah, 12 Euro für'n Schnitzel, geht gar nicht!", dann kommst du in Paris nicht weit. Ein Hauptgericht unter 20 Euro in einem Restaurant zu finden ist echt schwer, der Salat kostet oft schon 15 Euro. Klar gibt's auch was Schnelles auf die Hand für wenig Geld, aber wenn man in Paris ist, will man eben auch Steak et frites und Boeuf Bourgignon essen.

2. Bei Zebrastreifen anhalten? Nichts da.

Der Pariser Stadtverkehr ist tödlich – wer sich freiwillig mit dem Auto zum berüchtigten Kreisel um den Arc de Triomphe wagt, ist entweder lebensmüde oder Ralley-Fahrer. Aber auch das Leben der Fußgänger ist auf den Straßen von Paris gefährdet: Roller-Fahrer brettern gerne mal über den Fußweg, Zebrastreifen werden generell überfahren und bei roten Ampeln doch noch eben abbiegen? Klar! Von daher immer die alte Weisheit befolgen: Rechts gucken, links gucken, nochmal rechts und dann erst laufen.

3. Die beste Falafel der Welt? Naja.

Im Pariser Hip-Viertel Le Marais soll es angeblich die besten Falafel der Welt geben – sagen jedenfalls Pinterest, Yelp und Co. Die Schlange verspricht jedenfalls schon einmal Großes, wir stehen etwa 30 Minuten für das begehrte Stück an. Die Enttäuschung ist nicht wirklich riesig, die Falafel ist lecker – aber Kimo und Azeitona können da locker mithalten. Und die Schlange hält sich da auch in Grenzen.

4. Eure Hausmannskost ist echt deluxe

Nichts gegen Fischbrötchen, Labskaus und Pannfisch. Aber irgendwie hat es die französische Küche in Sachen Hausmannskost echt drauf: Resteverwertung à la Ratatouille (Gemüseintopf) geht kaum besser und stundenlang geschmortes Hähnchen in Weinsoße (Coq au Vin) oder Entenpastete auf knusprigem Baguette lassen die deutsche Küche ganz schön alt aussehen. Und übrigens: Selbst die Schnecken schmecken!

5. Was hat er gesagt?

Jeder Zweite von uns hatte wohl Französisch in der Schule, die einen länger, die anderen kürzer. Aber selbst wer bis zum Abi durchgepaukt hat, der kann ein paar Jahre nach der Schulzeit höchstens noch die Menü-Karte lesen und ein Baguette bestellen. Sobald der Kellner oder die Verkäuferin anfängt Rückfragen zu stellen, ist der Drops gelutscht. Da soll einer nochmal sagen Deutsch sei eine schwere Sprache!

6. Ah, so schmeckt also ein echter Crêpe!

In Hamburg kennt man Crêpes vor allem vom Dom und diversen Straßenfesten. Der eigentliche Crêpe, der in Paris verkauft wird, hat allerdings kaum etwas mit den pampigen, weichen Nutella-Fladen zu tun, die es in Hamburg gibt. Die Crêperien bieten hier nicht nur süße Varianten mit Maronencreme oder salzigem Karamell (absoluter Favorit!), sondern auch die herzhaften "Galettes" mit Ziegenkäse, Honig und Walnüssen oder ganz klassisch mit Schinken und Käse an. Das können in Hamburg so nur das Ti Breizh und die Plattenteller!

7. Wasser für alle!

Ganz selbstverständlich in Paris: Egal ob ein Glas Wein oder ein Café au lait, immer gibt es eine Karaffe Leitungswasser kostenlos dazu. Davon kann sich Hamburg mal ein Stückchen abschneiden, wo man bei der Frage nach einem Glas Leitungswasser pikiert angeguckt wird. Eine Initiative zum Umdenken wird glücklicherweise gerade gestartet, wir haben hier darüber berichtet.

8. Diesen Macaron-Hype verstehe ich nicht so ganz.

Die Pariser Patissiers kreieren wirkliche Kunstwerke: Fruchtige Zitronen-Tartes, dunkle Schokoladen-Mousse-Törtchen und mit Café-Creme gefüllte Eclairs. Auch die Macarons schmecken natürlich lecker – aber knapp 3 Euro für einen Bissen und die Schlange an asiatischen Touristen, die für die knallbunten Teilchen anstehen, schrecken einfach ab.

9. Stadt der Liebe? Ja, schon irgendwie.

Paris ist die Stadt der Liebe. Das steht auf jedem Werbeplakat und wird in hunderten Filmen und Büchern propagiert. Und tatsächlich, die Stadt hat eine Romantik, die es so kaum woanders zu finden gibt. Vergoldete Brückengeländer, helle Häuser mit verschnörkelten Balkonen und bunten Markisen und als Sahnehäubchen der glitzernde Eiffelturm bei Nacht – da bleibt selbst das kühlste Nordlicht nicht unberührt!

10. Lieber HVV, können wir nochmal über die Preise sprechen?

Das Pariser U-Bahn Netz ist ziemlich gut ausgebaut, wenn auch etwas alt. Eine Einzelfahrt (inklusive Umsteigen in eine andere Linie und Weiterfahrt mit Bus) kostet gerade einmal 1,90 Euro. In Hamburg zahlt man für eine Strecke im Stadtbereich schon mal gerne 3,20 (Zum Beispiel von Barmbek zur Reeperbahn). Pluspunkt für den HVV allerdings: Die Fähren sind im Tagesticket inklusive und ersetzen die teure Hafenrundfahrt. In Paris zahlt man nochmal 17 Euro für eine Fahr mit dem Batobus, der dann auf der Seine entlangschippert.

11. Das Savoir-Vivre, kann man das zum Einpacken mitnehmen?

Sonne, 11 Grad und kalter Wind? Ist den Parisern völlig egal, sie sitzen draußen. Auch wenn die Sonne untergegangen ist, sind die Gehwege vor den Bistros gerammelt voll. Der kalte Winter lässt sich dank Heizstrahler und Wein lässig aushalten. Apropos Wein, den trinkt man hier natürlich auch völlig souverän zum Mittagessen. Können wir das bitte alles auch in Hamburg einführen?

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