11 Gründe, warum Fahrradfahren in Hamburg die Hölle ist

© Marius Notter

Ja, sportliche Ertüchtigung ist was Feines für Körper und Geist. Sich mit dem Fahrrad von A nach B fortzubewegen ist dazu effizient und umweltschonend. Außerdem kommt man so mal an die frische Luft. Eigentlich also echt eine tolle Sache. Überall. Nur nicht in Hamburg - denn hier lauern an jeder Ecke Gefahren und Widrigkeiten, die das Radfahren zur Hölle machen.

1. Guten Morgen, nasser Hintern.

Du stehst auf – die Sonne scheint! Nice, perfektes Wetter um sich auf's Bike zu schwingen und zur Arbeit zu radeln. Denkst du. Bis du unten am Fahrradständer stehst und feststellst: Boah, nee. Es hat heute Nacht – natürlich – wieder geregnet und dein Sattel ist nass. Und du hast kein Taschentuch. Und nochmal nach oben gehen schaffst du nicht, weil Meeting um Punkt neun. Wird schon gehen. Und dann dieses Gefühl: Wie sich das kalte Wasser langsam in den Stoff deiner Jeans saugt und dir alle den Morgen über auf den Hintern starren werden.

2. Shit, schohohon wiehieder Kohoopfsttteinpfflassterrrr.

© Franzi Simon

Liebe Stadtplaner – warum?! Was nützt einem der schönste Radweg zur Schanze, wenn der auf einmal mitten in einer Hölle aus Kopfsteinpflaster endet? Auf den Gehweg mogeln ausgeschlossen, weil Cafés, Hipster und Touristen. Ehrlich, was soll das?

3. Frisur? Sehr witzig.

Es gibt Leute, die kommen mit der Bahn oder sogar dem Auto zu Arbeit. Haare sitzen, der leichte Mantel ist lässig über die Schultern geworfen und der Schal locker um den Hals gewickelt. Und dann gibt es Leute, die kommen mit dem Rad. Die Haare kleben entweder vor Schweiß oder Regen an der Stirn, ciao Frisur. Der Mantel ist praktisch (winddicht, warm, wasserfest), nicht schön. Der Schal ist bis zur Nase hochgezogen. Und an ganz besonderen Tagen kommt das schicke grellgelbe Regencape und die Regenhose zum Knöpfen dazu. Style-Alert.

4. Diese gemeinen alten Leute immer.

Es gibt Menschen, die hassen einfach alles. Und es gibt Menschen, die hassen Radfahrer. Und die sind meistens alt. Folgendes Szenario gilt als Paradebeispiel in Sachen Old men vs. Radfahrer: Man fährt 20 Meter auf dem Gehweg auf der falschen Straßenseite, weil man gleich links abbiegen muss und die nächste Ampel 500 Meter entfernt ist. Der Gehweg plus Radfahrweg hat eine Breite von schätzungsweise zehn Metern. Und dieser grimmige Mann stellt sich mit ausgebreiteten Armen mitten in den Weg und brüllt "Falsche Seite, du Arsch!". Vorsicht, alter Mann, sonst spielen wir das Szenario Fahrrad vs. Mensch  und das geht meisten 1:0 aus...

5. Komm schon, nur noch 5 Minuten trocken bleiben...

Jaja, wir sind aus Hamburg und nicht aus Zucker. Aber muss es denn wirklich ständig regnen? Vor allem so plötzlich. Schlagartig verdunkelt sich der Himmel, es sind nur noch 700 Meter bis zur trockenen Haustür. Bäm, Wolkenbruch, alles trieft. Und es fühlt sich überhaupt nicht nach Zucker an.

6. Ihr blöden feiernden Assis von gestern.

Kennt ihr noch das Kinder-Spiel "Du darfst die Lava nicht berühren?" Wahlweise im Wohnzimmer oder Kinderzimmer ist man von Kissen zu Stuhl gesprungen, um ja nicht in der heißen Lava zu verglühen. So fühlt man sich am Montag auch als Radfahrer auf dem Kiez. Denn wirklich überall liegen verdammte Scherben rum und man weiß nicht, ob man Slalom fahren soll oder das Fahrrad direkt tragen sollte. Glas ist kacke, Leute! Besonders in Scherben. Also lasst die Flaschen doch einfach neben einem Mülleimer stehen. Danke, eure platten Reifen.

7. Ey, Touris. Das ist ein FAHRRADWEG!

Ja, das erste Mal die Reeperbahn sehen ist bestimmt einer der aufregendsten Momente in deinem Leben. Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht, mit groß aufgerissenen Augen mit deiner gesamten Großfamilie eine Traube zu bilden – und zwar MITTEN auf dem Radweg. Es gibt nämlich Menschen, die möchten einfach nur so schnell wie möglich weg von hier.

8. Warum hat man immer, wirklich immer Gegenwind?!

Es ist ein wahres Naturphänomen. Der Wind kommt wirklich immer aus der entgegengesetzten Richtung. Und Nein, natürlich meinen wir damit nicht den natürlich entstehenden Fahrtgegenwind. Sondern den fiesen, vernichtenden Hamburger Wind, der einem das Gefühl gibt auf der Stelle zu radeln, während die Autos feixend vorbeiziehen.

9. Mann, nimm deine Karre vom Radweg!

Ein Radweg, ein echter Radweg! Mit glattem, feinen Asphalt. Kein Schlagloch weit und breit. Ein weißer Streifen trennt den Weg von der Straße, das Radfahrer-Symbol tut sein übriges. Ach welche Freude, endlich mal entspannt vorankommen. Und dann steht da ein Taxi, SUV, Lastwagen. Mit Warnblinkern. Auf deinem Radweg. Und du musst ausweichen, in das Getümmel aus Feierabendverkehr und Buswahnsinn. Nur weil jemand mal "ganz schnell was wichtiges erledigen muss". Wo bleibt Gozilla, wenn man ihn mal braucht.

10. Hey, ich bin nicht Armstrong. Ich kann nicht schneller!

Also das mit den Radwegen hätten wir geklärt, fährt man also auf der Straße. Und das passt dann wirklich niemanden. Alle drängeln und hupen und rauschen dann mit geöffnetem Fenster millimeterdicht an dir vorbei "Ey, nimm deinen Hintern von der Straße, du Schnecke." "WIE denn", brüllst du völlig außer Atem hinterher.

11. Ciao Leute, viel Spaß im Smog.

Ja, Fahrradfahren ist oft richtig kacke. Und lebensgefährlich, schweißtreibend und kalt. Aber spätestens, wenn du an den traurigen Gesichtern des Feierabend-Verkehrs pfeifend mit 10km/h vorbei radelst – und definitiv früher bei Sofa und Netflix bist – lohnt es sich eben doch.

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