Reizüberflutung adé - Heimaturlaub in Sierksdorf

In meiner Kindheit habe ich nahezu jedes freie Wochenende an der Ostsee verbracht. Meine Eltern hatten einen Campingplatz in Süssau, direkt am Meer. Leider war von der großen, schönen Promenade irgendwann nur noch der Brötchenladen übrig, sodass wir unseren rostigen Wohnwagen samt verwildertem Garten schließlich meiner Stiefmutter überlassen haben, die daraus mittlerweile ein wunderschönes und gemütliches Örtchen gezaubert hat. Doch das ist eine andere Story. Die Sehnsucht nach dem Meer ist bei mir seither jedenfalls genauestens terminiert, sodass ich mich spätestens im April  nach dem Meeresrauschen sehne. Doch wohin soll die Reise gehen?

Sierksdorf, uncooler Name - geiler Ort!

Da ich Timmendorf, Travemünde und die anderen Klassiker bereits kenne, beschließe ich, dass das kommende Reiseziel exotischer sein soll. Und was passt da bitte besser als Sierksdorf?! Ein Ort mit einem verdammt uncoolen Namen, wie mein Bruder feststellt.  Aber immerhin ist der Hansa Park direkt nebenan, das hat ihn dann doch überzeugt, mein Travel Buddy zu werden.

Über eBay Kleinanzeigen habe ich eine muckelige und günstige Ferienwohnung mit Meerblick gefunden. Die Wohnung befindet sich in einem großen Wohnkomplex, der sich „Panoramic“ nennt. Mit dem Fahrstuhl fahren wir hoch in den 17. Stock und geraten beim ersten Blick vom Balkon aufs Meer direkt ins Schwärmen. Wow! Dieser Ausblick ist echt unglaublich. Nachdem wir unsere Bleibe begutachtet haben, wollten wir nur noch eines – runter ans Meer. Den Strand hatten wir fast für uns alleine. Typisch Nebensaison. Aber von ein bisschen Wind und Temperaturen unterhalb der zehn Grad Marke lassen wir Hamburger uns ja bekanntlich nicht beeindrucken.

Urlaub wie in den 80ern

Nach ein paar hundert Metern am Strand sind wir uns einig, dass ein Fischbrötchen die ganze Sache noch um einiges geiler machen würde.

Aber es tut mir leid, ich muss euch leider enttäuschen. Ihr werdet in diesem Text keine hippen Restaurant Tipps finden. Denn in Sierksdorf gibt es nichts. Wirklich n-i-c-h-t-s. Zumindest in der Nebensaison. Es sei denn, ihr habt Bock im Eis Café Meer eine Kugel Vanille Eis zu genießen. Eine Sortenvielfalt wie bei Eis Schmidt oder der Eisbande sucht ihr hier vergeblich.

Stattdessen gibt es hier einen Abenteuerpark - den Hansa Park. Das ist ein großer Freizeitpark mit Achterbahn, Wildwasserbahn und allem was dazugehört. Der Park mit Meerblick feiert 2017 sein 40-jähriges Jubiläum und hat wirklich allerhand zu bieten, sodass man problemlos einen ganzen Tag dort verbringen kann. Nach circa 80 Fahrten mit der Crazy Mine und fünf Hagelschauer später ist der Tag vorbei und wir fallen erschöpft und glücklich ins Bett.

Wenn alles still steht, rinnt die Zeit dahin

Wochenenden am Meer vergehen schneller als in der Heimatstadt, da bin ich mir sicher. In Sierksdorf gibt es zwar nicht unbedingt viel zu erkunden, aber manchmal genügt einem allein das Meer. Mit diesem Gedanken im Kopf spazieren wir noch eine Weile am Strand entlang, bevor wir wieder in der Bahn nach Hamburg sitzen.

So kommt ihr hin:

Mit dem Schleswig Holstein Ticket. Vom Hamburger Hauptbahnhof fahrt ihr mit dem Regional Express 21412 bis Lübeck und steigt dann in die Regionalbahn 21712 bis Sierksdorf. Mit dem Flixbus kommt ihr auch nach Sierksdorf.

Unbedingt einpacken:

Eure innere Parkbank, Regenjacke, Sonnenbrille, im Sommer Badesachen und eine Sonnenbrille.

Das kostet der Spaß:

Das Schleswig-Holstein-Ticket kostet 28 Euro plus 3 Euro pro Mitfahrer. Mit dem Flixbus kommt ihr ab 5 Euro nach Sierksdorf. An günstigen Unterkünften mangelt es nicht, Proviant solltet ihr selbst ausreichend mitbringen. Durch ein Wochenende in Sierksdorf wird man jedenfalls nicht arm.