Artvergnügen #6 – 11 Ausstellungen, die ihr im Januar nicht verpassen solltet

Ein neues Jahr hat begonnen und wir sind alle ganz euphorisch, die guten Vorsätze für 2017 direkt in die Tat umzusetzen. Wer für's neue Jahr mehr Kultur und Kunst auf der Liste stehen hat, der hat jetzt noch die Chance einige Ausstellungen aus dem letzten Jahr nachzuholen.

Für die Kunstjunkies, die bereits im letzten Jahr alle großen Themen bereits abgehakt haben: Im Januar tut sich allerdings noch nicht viel in der Szene – müssen erstmal alle wieder reinkommen. Trotzdem gibt es großartige Ausstellungen, die, wenn ihr sie noch nicht gesehen habt, unbedingt zu empfehlen sind.

Kunsthalle (c) Michelle Weyers

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Honey, I rearranged the collection #1: Magie der Dinge. Von der Tücke des Objekts

“Honey, I rearranged the collection” mit dem Motto des amerikanischen Künstlers Allen Ruppersberg rückt die Hamburger Kunsthalle ihre Sammlung der internationalen Gegenwartskunst in ein neues Licht. Die Sammlung umfasst Werke der 1960er Jahre bis zur Gegenwart.

Mit der Neupräsentation der Sammlung entsteht eine neue Leseart, die Werke zu betrachten. Auftakt dieser dreigeteilten Ausstellung war „Magie der Dinge. Von der Tücke des Objekts“. Im Fokus stehten die materielle Kultur und die damit einhergehende Dialektik des Phänomens. Wir häufen Dinge an, ohne uns über ihr Dasein bewusst zu sein. Das Phänomen der materiellen Kultur findet natürlich auch Einfluss in die Kunst. In dieser Ausstellung dreht sich alles um die Beziehung des Menschen zum Objekt. Noch bis zum 16.02.2017 könnt ihr die Ausstellung besuchen, dann wird die Sammlung transformiert. Eine andere, neue Lesart wird entstehen.

© Ernst Barlach Haus | Facebook
© Ernst Barlach Haus | Facebook

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George Grosz

Georg Grosz (1893–1959) war Zeichner und hat vor allem mit seinen satirischen und spitz-zynischen Zeichnungen seine Gedanken über die Weimarer Republik zu Blatt gebracht.  Die Bildsatiren sind Klassiker, die unseren Blick der Zwischenkriegszeit prägen.

Spießbürgertum, Politik, Militär und Klerus wurden von Grosz  zeichnerisch attackiert und handelten ihm mehrfach Gerichtsprozesse wegen Beleidigung, Gotteslästerung und »Angriffs auf die öffentliche Moral« ein. Doch ließ sich der bekennende Dadaist, Kommunist und Pazifist nicht beirren, Widerspruch blieb sein künstlerisches Programm: Ein kleines Ja und ein großes Nein nannte George Grosz seine Lebenserinnerungen.

Die Ausstellung bebildert vor allem die Werke der 1910er und 20er Jahre aus den Beständen des Düsseldorfer Museums Kunstpalast und einer Privatsammlung. 90 Aquarelle, Zeichnungen und Lithografien werden hier gezeigt. Seine Bildreportagen aus Großstadtdschungeln, politischen Sumpfgebieten und den Niederungen des Privaten fügen sich zu einem Panoptikum der Extraklasse. Hereinspaziert!

© Max Scheler Estate, Hamburg

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Kunstfotografie bei ReVision anschauen

Das Museum für Kunst und Gewerbe war eines der ersten Häuser, das sich im 19. Jahrhundert dem neuen Medium der Fotografie öffnete. Seither ist die Sammlung bis in die Gegenwart gewachsen und umfasst 75.000 Werke. Konvolute, Kunstfotografie, Dokumentationsfotografie, Porträtfotografie - die Bandbreite ist weit. Die Sammlung wird nun neu gedacht, neu betrachtet und neu präsentiert. ReVision zeigt die Vielfalt der Fotografie und behandelt, wie wir kommunizieren, während wir gleichzeitig von Bildern, die uns täglich begegnen, geprägt werden.

In der Ausstellung sind 200 Objekte zu sehen und die Vielfalt reicht von Albuminabzügen, C-Prints, Daguerreotypien, Fotochromdrucken, Glasnegativen, Gummidrucken, Heliogravüren, Kalotypien, Öldrucken, Pigmentdrucken, Platindrucke und Silbergelatineabzügen. Nicht nur der Hobbyfotograf kommt hier auf seine Kosten.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • 21. Dezember 2016 – 17. April 2017, Dienstag bis Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
  • 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, Donnerstag ab 17:00 Uhr 8 Euro
© Wresch

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Jonas Wresch: Kolumbiens Weg zum Frieden

In der Ausstellung präsentiert der Dokumentarfotograf Jonas Wresch eine Serie über das kolumbianische Dorf Toribío, welches viele Jahre blutiger Schauplatz des Krieges zwischen Rebellen und der Armee war.  Die Nasa-Indios sind seine Bewohner und haben sich als neutral erklärt. Immer wieder geriet das Dorf zwischen die Fronten und viele Bewohner mussten sterben und leiden. Wresch führt mit seiner vielschichtigen Reportage in den ungewöhnlichen Alltag dieser Dorfbewohner. Das größte Ziel der Dorfgemeinschaft, an dem alle festhalten, ist ein gemeinsames Leben in Frieden.

  • FREELENS Galerie Steinhöft 5, 20459 Hamburg
  • 24.11.2016 – 27.01.2017, Montag bis Donnerstag: 11:00–18:00 Uhr, Freitag: 11:00–16:00 Uhr
© Stiftung F.C. Gundlach

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Peter Keetman: Gestaltete Welt – ein Fotografisches Lebenswerk

Peter Keetman zählt zu den zentralen Fotografen der Nachkriegsmoderne. Erstmals ist sein fotografisches Werk in einer derart detaillierten Breite zu sehen. Als Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Fotoform, kam es zu einem Neustart der Avantgarde durch Keetman. Die Ausstellung zeigt nicht nur das Werk von Keetman sondern präsentiert exemplarisch den Wandel in der Fotografie seit den 1940er und 1950er Jahren. Hier könnt ihr nicht nur gucken, sondern nehmt gleich noch etwas für euren intellektuellen Kunsttalk mit, damit ihr beim nächsten Gespräch über Fotografie glänzen könnt.

Von Stadtszenerien und Anonymität über Industriekultur bis zur kompletten Abstraktion – die Bildpalette ist umfangreich und für Fotografie Fans ein Augenschmaus.

© Kunsthalle | Facebook
© Kunsthalle | Facebook

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Dalí, Ernst Miró, Magritte

Surrealismus par excellence mit Werken der großen Künstler Dalí, Ernst Miró und Magritte. Die Werke stammen aus Privatsammlungen des 20. Jahrhunderts. Gezeigt werden weltbekannte Ikonen wie das Mae-West-Lippensofa (1938) und ein vier Meter großer Paravant des jungen Salvador Dalí, geheimnisvolle Bildrätsel von René Magritte wie Reproduktion verboten (1937), poetische Formfindungen von Joan Miró und zukunftsweisende bildnerische Experimente von Max Ernst.

Neben weltbekannten Werken, können hier auch Neuentdeckungen gemacht werden, wie die in Deutschland nicht so bekannten Surrealistinnen Leonora Carrington, Dorothea Tanning und Leonor Fini. Gerade in Hinblick, dass es wenige bekannte Künstlerinnen gibt, ist diese Ausstellung sehr sehenswert.

© Leonore Mau
© Leonore Mau

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Von Hamburg in die Welt. Die Fotografin Leonore Mau

In der Ausstellung wird das Werk der Fotografin Leonore Mau anlässlich ihres  100. Geburtstags präsentiert. Ihre Arbeiten wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie GEO, Spiegel, ZEIT und Stern abgedruckt und sind von ihren Reisen geprägt. Ausgangspunkt ihrer Fotografie ist jedoch Hamburg. So dokumentierte sie in der 60er Jahren den architektonischen Wandel in Hamburg, aber machte sich ebenso das Alltagsleben der Hamburger zum Motiv. Die Ausstellung bietet also eine kleine Zeitreise zurück in die 60er bis 80er Jahre Hamburgs und der Welt und lässt euch bei dem einen oder anderen Bild mal schmunzeln. Eine tolle Ausstellung für einen Sonntagsausflug nach Klein Flottbek.

© Sarah Baumann
© Sarah Baumann

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Kein Bier ohne Alster: Hamburg Brauhaus der Hanse – Museum für Hamburgische Geschichte

Die Ausstellung zeigt und vermittelt die kulturhistorische Bedeutung des Bieres für die Metropolentwicklung Hamburgs.  Das Brauen von Bier und die Entwicklung der Stadt Hamburg sind untrennbar miteinander verbunden. Bevor sich Kaffee und Tee in unseren Alltagsgebrauch etablierten, gehörte das Bier zu den Grundnahrungsmitteln und wurde für Hamburg das wichtigste Exportprodukt im 13. Jahrhundert. Damals wie heute gehört das Bier zu unserem Alltag. Die Ausstellung zeigt und erklärt, wie sich das Bier in unseren Alltag etablieren konnte und welche Bedeutung es über die kühle und  herbe Erfrischung hinaus hat.

  • Museum für Hamburgische Geschichte Holstenwall 24, 20355 Hamburg
  • 07. September bis 12. März 2017 | Dienstag – Sonntag: 10-18 Uhr
  • 9 Euro, ermäßigt: 5,50 Euro
© Gerald Chors

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Die Kunst des Stehlens entdecken bei [r] klaud

Diese Gruppenausstellung spielt mit dem Moment des Klauens. Seit dem Massenmedium und der Massenproduktion ist das Klauen zu einer routinierten Form der Kunst geworden. Was ist geklaut oder doch nur inspiriert - was muss wie entfremdet werden und wie funktioniert die kreative Cloud? Solche und noch weitere Fragen stellten sich unteranderem das Künstlerkollektiv KARENTO, Malte Stienen oder Stefan Sandrocks und weitere. Die einen bedienen sich bei den anderen, die anderen bedienen sich an der kreativen Cloud und wieder andere reproduzieren und doch schaffen sie alles etwas Neues und Eigenes. Eine Auseinandersetzung mit dem schmalen Grad zwischen Bewahren des künstlerischen Eigentums und der Schaffung von etwas Neuem.

© Bucerius Kunstforum
© Bucerius Kunstforum

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Venedig Stadt der Künstler

L'italia è un paese molto bello! Italien ist ein sehr schönes Land und Venedig ist wie die Kirsche oben auf der Torte. Die Stadt ist und war Muse vieler bekannter Künstler. Die Schönheit dieser mystischen Prachtarchitektur von Stadt und seinen vielen Kanälen hat seit des 16. Jahrhunderts Künstler dazu verleitet ihre Impressionen der venezianischen Szenen auf Leinwänden zu verewigen.

Die Ausstellung zeigt den Wandel der Wahrnehmung dieser beeindruckenden Stadt. Sie präsentiert u.a. Werke von Carpaccio, Canaletto, Tiepolo, Turner, Nerly, Ruskin, Monet, Kandinsky, Martin Kippenberger und Candida Höfer. Wer also nicht genug von Italien und Venedig bkommen kann, sollte sich diese Ausstellung auf keinen Fall entgehen lassen.

  • Bucerius Kunst Forum Alter Wall 12, 20457 Hamburg
  • 01. Oktober–15. Januar 2017| täglich: 11:00–19:00 Uhr, donnerstags: bis 21:00 Uhr
  • 8,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro
© Hamburgisches Architekturarchiv
© Hamburgisches Architekturarchiv

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Cäsar Pinnau: Zum Werk eines umstrittenen Architekten

Das Werk des Architekten Cäsar Pianaus ist vielseitig und international vertreten. Dennoch wurde ihm und sein Werk bisher in der Kunst wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das hängt mit seinem Wirken in der NS Zeit zusammen. Unter anderem wirkte er an der Innengestaltung der Reichskanzlei und an den städtebaulichen Planungen zur Berliner Nord-Süd-Achse unter der Leitung von Albert Speer mit.

Das Altonaer Museum widmet sich nun dem architektonischen Werk Cäsar Pinnaus und zeigt, an welchen Gebäuden in Hamburg er mitwirkte und behandelt nebenbei seine Biografische Schaffensgeschichte. Ein Muss für alle Architekturfreaks dieser Stadt.

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