Gegen die Wand: 11 spannende Murals in Hamburg

In Sankt Georg steht ein Haus mit Reißverschluss. An einer Eimsbütteler Fassade hangelt sich ein Super(großer) Mario um Kopf und Kragen. In Hamburg trotzen immer mehr knallbunte Wände dem tristen Beton und beweisen damit felsenfest: Walls can dance!  An diesen stillen Giganten kommen Mann, Frau, Passant nicht so einfach vorbei. Auf geht’s zu 11 Orten, an denen die Künstler ihre Lein- mit der Hauswand verwechselt haben.

© Alexandra Brucker

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Fischersnetz-Mural in der Sternschanze bestaunen

Wat hest du för‘n Knaster in de Piep? Dieser Fischer raucht wohl Putz und Beton, aber das stört in der Schanze niemanden. Der alte Mann mit den Social Media Tatoos hört sich seit 2014 auf seinem iPod an, was die Anwohner der Lippmannstraße 59 in ihrem Innenhof zu bequatschen haben. In Auftrag gegeben wurde der prächtige Seemann aus Fleisch und Farbe von der Agentur Beebop Media. Die sitzt dem Seebären in ihrem Büro genau gegenüber. Die Künstler-Crew von innerfields geht mit ihrer Arbeit auf ein Thema ein, das ihr sehr am Herzen liegt, nämlich der Gebrauch der neuen Medien. Die Geburt des mit Social Media infizierten Fischers könnt ihr auch in dem Clip von Kai Branss miterleben.

© Alexandra Brucker

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Kirchen-Streetart in Lohbrügge bestaunen

Graffito an der Kirchenmauer? Gibt es nicht. Gibt es wohl. Am Kirchturm der Auferstehungskirche in Lohbrügge verwischen die Grenzen zwischen Erde, Gebäude und Himmel auf raffinierte Weise. 1999 nahmen sich die Street Artists Vaine und Daddy Cool den 36 Meter hohen Kirchturm vor und sprayten die Schöpfungsgeschichte darauf. Doch wie konnten Adam und Eva hier bloß abhauen? Der Turm, der langsam von Efeu bewuchert wird, geht direkt in die Wolken über. Ja wo fängt denn nun das Paradies an?

© Alexandra Brucker

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Das Reißverschlusshaus in Sankt Georg

In diesem Haus steckt Hamburg. Was wohl noch alles herauspurzelt, wenn ihr an seinem schwarzen Reißverschluss zieht? Richtig gelesen, dieses Haus hat seinen eigenen Reißverschluss. Nach dem weißen Anstrich der Fassade befand Eigentümer Patrick Leisau seine Immobilie als schön, aber auch ein wenig langweilig. Weiterhin dezent, aber mehr hamburgisch sollte das Mehrparteienhaus in Sankt Georg  werden. Daher zog sich das Gebäude an der Ecke Barcastraße und Lohmühlenstraße etwas drüber. Grafiker Nils Baumann sprühte den leicht geöffneten Reißverschluss und das daraus hervortretende Hamburg-Wappen innerhalb von sechs Tagen an die Wand. Sag mal, ist dein Fensterladen offen?

© Alexandra Brucker

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Jüdische Kultur als Mural bestaunen im Grindel

Zwischen Grindelallee, Hallerstraße und Rothenbaumchaussee pulsierte einst das jüdische Leben. Das Wandbild am Gebäude des Fachbereichs Sozialökonomie der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zeigt genau diesen facettenreichen, jüdischen Alltag am Grindel, mit seiner Vielzahl von Geschäften, kulturellen Einrichtungen, Schulen und zwei Synagogen vor Beginn der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Die Risse zwischen den Bildelementen symbolisieren die Zerstörung des jüdischen Lebens und seiner Stätten während des NS-Regimes. Im Mural sind drei Plakate aus der Zeit der Weimarer Republik integriert, außerdem ein Gedicht der Dichterin Nelly Sachs. Diese mahnt, die Erinnerung wach zu halten. Die argentinische Künstlerin Cecilio Herrero gestaltete das Wandbild 1995 gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden.

© Alexandra Brucker

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Am Abgrund stehen in der Bleicherstraße

Abyss steht im Englischen für den Abgrund. Der Abgrund liegt an einer Hauswand in der Bleicherstraße. Er wetteifert mit den Blumen auf den Balkonen darum, wer die schönste Farbe auf Sankt Pauli hat.  „Abyss“, das Wandbild des Künstlers 1010 entstand auf Einladung des Knotenpunkt Festivals im Oktober 2014, das durch die Affenfaust Galerie kuratiert wurde. 1010 ist bekannt für sein Spiel mit den Farben und Formen. Worum handelt es sich bei dem Gesehenen überhaupt? Wie kommen bestimmte Formen zustande? Wofür stehen gewisse Symbole? Welche Prozesse lösen sie in uns aus? Das solltet ihr euch fragen, wenn ihr am Abgrund steht.

© Alexandra Brucker

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Spanische Streetart in Harburg: „Evasion“

Der Spanier Sabek  lässt diesen August die Harburger Wände tanzen. In feinste Street Art hat der Madrilene die dröge Fassade des Altstadthotels in der Neuen Straße verwandelt. Seit dem 6. August  2017 zwinkert den Autofahrern der Buxtehuder Straße ein überdimensionales Mädchen auf 150 Quadratmetern zu. Im Rahmen des Projektes „Walls Can Dance“ hat das Urban Art Institute den international gefragten Künstler diesen Sommer nach Hamburg geholt. „Evasion“ ist das zweite von insgesamt zehn Wandgemälden, die bis nächstes Jahr südlich der Elbe entstehen sollen. Das erste Mural des Berliner Künstlerduos Low Bros prangt bereits in der Harburger Schloßstraße auf dem Thörl-Gebäude.

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Supasupa Mural in Eimsbüttel

Alles supasupa im Eimsbusch. Der Urban Art Künstler Elmar Lause hat dem Stadtteil 2014 einen Helden geschenkt, der zwar nicht wie Spiderman von Fassade zu Fassade springt, aber zumindest in Übergröße an einer Wand kleben bleibt.  Das Kunstwerk mit dem Titel “supasupa” erinnert an die Figur Super Mario – bloß ohne Kopf und dafür mit vier Beinen. Seht ihr dann noch ein bisschen genauer hin, könnt ihr in den oberen Beinen lange Hasenohren erkennen und in den Knöpfen Augen. Denn wer das Zeug zum Superhelden hat, das liegt doch ganz in den Knöpfen – pardon - Augen des Betrachters!

© Alexandra Brucker

8
Die Zeichen der Zeit betrachten in Bergedorf

Gebäude sind wie Menschen.  Die Zeichen der Zeit nagen auch an ihnen. Doch wieso dem Alter nicht einmal mit knalligen Farben entgegenwirken, fragte sich die SAGA im Jahr 1995? Kurzerhand beauftragte das Wohnungsunternehmen die Graffiti Künstler Hesh, Darco, Daim, Ohne, Loomit und Vaine mit dem Makeup einer tristen Fassade in Bergedorf. Die „Zeichen der Zeit“ stehen diesem Gebäude hervorragend. So hervorragend, dass die Arbeit im Jahr seiner Entstehung sogar einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte für das höchste Graffito der Welt.

© Alexandra Brucker

9
Gängeviertel: Gallisches Dorf und Riesensäge

Früher war an der großflächigen Fassade des Hauses im Valentinskamp eine handgemalte Werbung der Margarinefirma Rama zu sehen. Nach der Sanierung durch die Stadt entstanden zwei neue, knapp 20 Meter hohe Wandbilder. Das linke Mural zeigt das Gängeviertel als ein gallisches Dorf, das sich den immer näher rückenden Glasbauten widersetzt. Es ist angelehnt an sein bekanntes, kreisrundes, rotes Emblem. Das zweite, leicht nach hinten versetzte Gemälde zeigt eine überdimensionierte Säge - das Werkzeug der Kupferdiebe und jahrelang das Emblem der gleichnamigen Galerie im Erdgeschoss des Hauses. Im Kupferdiebehaus begann 2009 die Karriere der Low Bros, die für die Gestaltung der Wände extra in ihre Heimat zurückkehrten. Bei der damaligen friedlichen Besetzung des Gängeviertels bezogen neben anderen Künstlern auch die beiden Brüder ihr erstes gemeinsames Atelier.

© Alexandra Brucker

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Identität finden in Rothenburgsort

Rothenburgsort muss seine Identität erst noch finden. Auf einem tristen Betonhochhaus explodierte deswegen 2008 die Sprühdosen der „Getting-up“-Künstler. „Identität“ heißt die Arbeit am Marktplatz in Rothenburgsort, mit der Gerrit Peters, Heiko Zahlmann und Mirko Reisser ein Zeichen für ihren Stadtteil setzen wollten. Neun Jahre Vorbereitung lagen vor der Umsetzung des Großprojektes. Heute überlagern sich drei verschiedene künstlerische Identitäten in einem Gesamtbild. Das zentrale Element des Kunstwerkes erinnert an die geöffnete Blüte einer Blume und soll ein Gefühl für Freundlichkeit und Weltoffenheit vermitteln. Pfeile stehen für die Impulse, die von außen in den Stadtteil an der Elbe kommen. Kleine fliegende Elemente, die sich vom Zentrum des Bildes nach außen bewegen, symbolisieren den Inspirationsfluss, der in Zukunft von Rothenburgsort ausgehen soll. Rothenburgsort: freundlich, weltoffen, inspirierend. Deine Zukunft sieht rosig aus! Oder vielleicht eher gelb-weiß-blau?

© Alexandra Brucker

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Sankt Pauli: der Freak am Millerntor Stadion

Auf Sankt Pauli gibt es doch nur Freaks. Klar. Ob am Millerntor Stadion oder an den Häuserfassaden, überall grinsen euch die breiten Kastengesichter mit ihrem unverkennbaren Lachen an. Die Freaks, wie ihr Schöpferpapa Rebelzer seine nordisch frechen Männlein nennt, vermehren sich Tag für Tag in Hamburg. Wie genau das vonstatten geht, ist allen ein Rätsel – da haben die Freaks mit den Schlümpfen eine gewisse Ähnlichkeit. Weibliche Freaks sucht man nämlich bisher auch vergeblich. Am Millerntor Stadion wartet dieser Prachtfreak auf euch, weist euch den Weg in den Block C, D sowie G und lugt – wenn niemand schaut – klammheimlich zum Dom herüber.

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