Artvergnügen #9 – 11 Kunsttipps, die ihr im April nicht verpassen solltet

Im April gibt es in der Hamburger Kulturlandschaft viel zu entdecken. Mittlerweile sind alle aus dem Winterschlaf erwacht, sodass hier und da das bunte Programm der Szene aufblüht. Diesen Monat habt Ihr noch die Chance die  Ausstellungen der Deichtorhallen zu besuchen, bevor sie in den Umbau starten.

Am 22. April findet die Lange Nacht der Museen 2017 statt. Wer also nie die Zeit findet, die eine oder andere Ausstellung zu besuchen, bekommt an diesem Abend die Gelegenheit gleich alle zu sehen. Kampnagel hat ab Mitte des Monat ein exquisites Angebot mit dem Festival KRASS zu bieten und das Schauspielhaus lädt ein zu einem Stück der besonderen Art. In diesem Sinne ein schönes Artvergnügen im April und viel Spaß!

jochen_roller_pristina
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Kunsthiglights bei KRASS – das Kultur Crash Festival 2017

Für alle Kultur- und Kunstinteressierten hat Kampnagel diesen Monat wieder ein ganz besonderes Programm vorbereitet. Erneut geht das Kulturfestival KRASS in die nächste Runde und holt sich dabei kreativen Support vom Youngstar Fest.
Über all dem schwebt das Thema Gewalt. Aggressionen, Terror und populistische Zuspitzungen aus möglichst vielen Perspektiven werden von unterschiedlichsten Künstlern und Künstlerinnen interpretiert, performed und übersetzt. Die Nachwuchskünstlerinnen und Künstler von morgen sorgen zusätzlich für ein interaktives Jugendprogramm.

Zwei Highlights möchten wir euch dann noch präsentieren und allen unentschlossenen ans Herz legen. Am 22. April 2017 zeigt sich die Konzeptkünstlerin und Vagina-Style-Pionierin, die wahre und einzige Lady Bitch Ray, wieder von ihrer coolsten Seite. Die promovierte Sprachwissenschaftlerin schockt mit ehrlichen Worten und nimmt niemals ein Blatt vor den Mund. Dr. Bitch Ray lädt gemeinsam with the Flyin’ Pussay Posse and DJ Klitrock zu ihrer neuen Rap-Poetry-Performance ein, die sie in eine künstlerische Installation „Meine (türkische) Votze gehört mir 2017“ einbettet.

Das zweite Higlight, welches ihr auf keinen Fall verpassen solltet, findet am 29. Und 30. April 2017 statt.  CARLA DEL PONTE TRINKT IN PRISTINA EINEN VANILLA CHAI LATTE, hinter dieser kryptischen Bezeichnung versteckt sich eine Performance der anderen Art. Der Choreograf Jochen Roller inszeniert den Text von Jeton Nezirai als getanzte Propaganda über die Verführungskunst der Ideologie in Bewegung. Fünf kosovarische Schauspielerinnen performen den Text auf der Bühne. Das Stück ist ein Verwirrspiel mit ständig wechselnden Perspektiven und widersprüchlichen Haltungen – schnell, tragisch und komisch.

© Marie Hald

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European Photo Exhibition Award

„Shifting Boundaries“ das diesjährige Thema des European Photo Exhibition Awards bringt Fotografen aus neun europäischen Ländern zusammen, die ihre Arbeiten vom 03. März bis zum 01. Mai 2017 im Haus der Photographie zeigen.

Migration und Bewegung ist eines der natürlichsten Phänomene der Menschheit. Dabei spielen Grenzerfahrungen eine große Rolle.  Aktiv oder passiv – positive wie negative Erfahrungen gehen damit einher. Was ist Europa, wo fängt es an, wo hört es auf, wie fing es an, wo geht es hin? Wo sind die Trennungs- bzw. Teilungslinien? Die Fotografen versuchen sich mit der Fragestellung historisch, geografisch, sozio-kulturell sowie psychologisch in Foto-Essays zu nähern. Durch die verschiedenen Künstler entsteht ein innereuropäischer Dialog, gespeist durch die unterschiedlichen Sichtweisen, die dem Besucher, aber auch allen Beteiligten eine Horizonterweiterung bietet. Ausgewählt wurden die Fotografen von Ingo Taubhorn, Kurator des Hauses der Photographie der Deichtorhallen Hamburg, dem norwegischen Fotografen Rune Eraker, dem Soziologen und Kurator Sérgio Mah aus Portugal sowie dem künstlerischen Leiter des italienischen Photolux Festivals in Lucca, Enrico Stefanelli. Die vier Kuratoren haben die Fotografen bei der Erarbeitung ihrer fotografischen Kommentare begleitet.
Nachdem die Hamburger ihre Begeisterung für die Arbeiten zeigen durften, wird die Ausstellung in Oslo ihren Abschluss finden.

Anita Schmid: »Jeff Koons and Damien Hirst Dividing Up the Art Market«
© Anita Schmid

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Theaterkunst sehen bei "Jed Martin – Die Karte ist interessanter als das Gebiet"

Das Schauspielhaus zeigt in vier Vorstellungen das, von Anita Schmid und Christoph Luser inszenierte, Stück „Jed Martin – Die Karte ist interessanter als das Gebiet“. Anschließend gehen Zuschauer und Künstler gemeinsam rüber zum Kunstverein, um sich am dortigen Ort zu einer Vernissage zusammen zu finden, die die Ausstellung „Jed Martin – Die Karte ist interessanter als das Gebiet“ zeigt.
Die Story, die euch erwartet lautet in etwa so: „Jed Martin, geboren 1975, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Frankreichs. Mit digital manipulierten Fotografien von Michelin-Straßenkarten lieferte er bereits in seinem Frühwerk eine eindrückliche, distanzierte Reflexion über den Zustand der Welt. 2010 kam es zu einem Bruch in Martins Werk, in Folge dessen er sich verstärkt der figurativen Malerei zuwendete. In dieser bislang produktivsten Schaffensperiode entstand die »Serie einfacher Berufe«, die Martin den internationalen Durchbruch verschaffte und heute auf Auktionen zu Millionenbeträgen gehandelt wird. Das – nicht zuletzt aufgrund seiner tragischen Geschichte – bekannteste Bild der Serie ist „Michel Houellebecq, Schriftsteller“. Es zeigt den Autor von »Karte und Gebiet« nur wenige Monate vor seiner brutalen Enthauptung im Frühjahr 2018 durch einen Kunstdieb. Der Wert des Bildes, das sich mittlerweile wieder in Privatbesitz befindet, wurde nach Houellebecqs Tod auf circa zwölf Millionen Euro geschätzt.“

© Carmen Catuti, Holger Jenss

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Gute Aussichten – Junge Deutsche Fotografie

Auch in diesem Jahr werden wieder die Preisträger des wichtigsten Nachwuchspreises für Fotografie in den Deichtorhallen gezeigt. Es scheint ein zentrales Thema zu geben, das sich unabgesprochen, jedoch übergeordnet etabliert hat. Die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden scheint in allen Arbeiten behandelt zu werden.  Mit Andreas Hopfgarten und Julia Steinigeweg sind auch zwei Hamburger Fotografen vertreten. Ihre Arbeiten könnten unterschiedlicher nicht sein. Letztere sucht das Befremdliche in direkter Umgebung und portraitiert Menschen und ihre Beziehungen zu Puppen, während Andreas Hopfgarten in seiner Arbeit "Proustsche Elementarteilchen: Die Weltesche Yggdrasil" das Thema der Erinnerung aufgreift und dabei ein komplettes künstlerisches Universum erschafft.
Die Ausstellung hat eine Vielfalt an Werken zu bieten und ist in jedem Fall einen Besuch wert, damit ihr wisst, was euch demnächst an Newcomer Fotografen erwarten wird.

Im kleinen Pudel drücken sich die größten Stars der Szene Monat für Monat die Kopfhörer in die Hand // © Alex Solman

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Hamburger Szene-Kunst schauen bei PROMO BOYS

Die Ausstellung in der Galerie Âme Nue zeigt eine kollektive Retrospektive der drei in Hamburg lebenden und arbeitenden, Künstler Thomas Baldischwyler, Stefan Marx und Alex Solman. Sie alle verbindet ihre Art der künstlerischen Praxis. Mit dem Spiel aus Grafik, Typografie und Zeichnungen produzieren sie Plakate, Flyer, LP Cover und vieles mehr. Von Gebrauchsgrafik, dekorativer Wandzierde bis hin zu provokativer Kunst ist alles dabei. Ein Muss für jeden, der das Handwerk von Grafikern mit dem gewissen Etwas zu schätzen weiß. Am Freitag ist Vernissage, wer es im März nicht geschafft hat, hat noch zwei Wochen Zeit sich die Ausstellung in der Galerie anzugucken.

© Zeit Magazin

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Magazin machen – Zeitmagazin

Das Magazin. Obwohl wir in einer digitalen Welt leben, in der mehr und mehr Lebensbereiche virtualisiert werden, gibt es dennoch – und zum Glück –  Dinge, die analog passieren. Das Magazin gehört zu dieser Gattung, die im Analogen viel Spaß macht. Haptisch sowie visuell entsteht somit wieder und wieder Gebrauchskunst.
Die zentrale Frage der Ausstellung: Wie entsteht ein Magazin, welche Rolle spielen Fotos und Text. Wie funktioniert das Spiel mit Gewohnheit und Variation. Mit jeder neuen Ausgabe fragen sich die Macher: "Und was jetzt? Wie machen wir es diesmal?". Die Ausstellung zeigt beispielhaft am Zeit Magazin den Entstehungsprozess eines Magazins. Vor allem spielt die Bebilderung von Fotos bis zur Illustration eine große Rolle. Die Besonderheiten des Magazins, von den Rubriken bis zu herausragenden Fotostrecken werden wie in einem Querschnitt ausgebreitet und können miteinander verglichen werden. Zu sehen sind über 200 Exponate, teils in großformatigen Ausdrucken.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • 17. März bis 2. Juli 2017 | Dienstag - Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
  • Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro
© Museum für Kunst und Gewerbe

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Kunst erleben bei der Langen Nacht der Museen 2018

Die Lange Nacht der Museen 2018 bietet euch wieder die Gelegenheit über die normalen Besucherzeiten hinaus am Samstag dem 21. April von 18:00 bis 02:00 Uhr die Hamburger Museumslandschaft zu entdecken. Unter dem diesjährigen Motto „ Forsch Dich durch die Nacht“ steht, wie der Titel schon beschreibt, die Forschung im Mittelpunkt. Museen sind nicht nur Institutionen, die eine Sonderausstellung nach der anderen veranstalten, die Hauptaufgabe liegt ebenfalls im Forschen. 59 Häuser in Hamburg gehen mit einem vielfältigen Rahmenprogramm an den Start. Lasst euch von dem bunten Programm treiben und entdeckt doch vielleicht auch mal die unbekannteren Museen. Ein Shuttle bringt euch von A nach B, aber besser noch, wenn ihr das Rad nehmt. Ein Highlight ist mit Sicherheit auch die Barkassenfahrt rüber zum Hafenmuseum. Die Touren starten ab 17:30 vom Sandtorhöft in der HafenCity. Nebenbei gibt es immer musikalische und theatralische Inszenierungen und kulinarisch wird auch einiges geboten. Eine gelungene Nacht mit viel Wissen, Musik und guter Laune.

  • Hamburg (komplett) Hamburg
  • 18:00 - 02:00 Uhr
  • Eintritt: 17 Euro, ermäßigt: 12 Euro
© Scheler, Keetmann

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Auf der Autobahn in die Moderne

Die Ausstellung präsentiert einen Sammlungsbestand des Museums und kontextualisiert diese mit einer zentralen Fragestellung. Der Fokus liegt auf der Fotografie der Nachkriegsmoderne, ihre gestalterischen und thematischen Strategien werden dabei sichtbar. Ein Foto spielt hier eine besondere Rolle, um die sich das Ganze aufbaut. „Nächtliche Großstadt“ von 1951, aufgenommen von dem Fotografen Heinz Hajek-Halkes wird zum elementaren Werk der Ausstellung. Lichtlinien von Autoscheinwerfern durchqueren das Bild und legen ein Raster über die Straßenszene. Die Individualisierung der Motorisierung und die damit einhergehende strukturelle Veränderung des Stadtbildes, wurde in der Fotografie festgehalten. Das Spiel aus Tag und Nacht und Licht nimmt eine wichtige Rolle ein. Die subjektive Fotografie als Stilmittel wird sehr deutlich. Szenen wir Stadtleben, Autoverkehr und Autobahnen sind ein wiederkehrendes Element. Zu sehen sind rund 30 Arbeiten von Heinz Hajek-Halke (1898-1983), Kōrō Honjō (1907-1995), Peter Keetman (1916-2005), Guido Mangold (*1934), Max Scheler (1928-2003), Otto Steinert (1915-1978) und anderen Fotografen aus den Beständen des Museums für Kunst und Gewerbe.

© Facebook | HAW Hamburg - Fakultät DMI

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Werke von Kunststudenten anschauen bei der "Tredecimtopie - 13 utopische Räume"

Im Rahmen dieser Ausstellung zeigen 13 Kommunikationsstudenten der HAW ihre Arbeiten. Performative Installationen, Virtual Reality Projektionen, analoge und digitale Spiele, kommunizierende Audio und interaktive Wissensräume erwarten euch. Das Ganze wird mit einem musikalischen Programm untermauert, damit euch bloß nicht langweilig wird. Kommt und seht, was die kreativen Köpfe zu bieten haben und bringt genügend Zeit mit, damit ihr das musikalische Programm in vollen Zügen erleben könnt.

© Kunsthalle Hamburg

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WARTEN. Zwischen Macht und Möglichkeit

Zeit ist aus heutiger Sicht Mangelware. Zeit ist Geld und niemand hat genug davon. Warten als ungewollte Praktik kann nervenaufreibend sein und ungeduldig machen, kann sowohl auch Machtzuschreibung bedeuten. Das Warten – man befindet sich in einem ungewollten Raum, in dem Zeit überbrückt werden muss, um den Anschluss überzuleiten – ein Transitraum. Warten ist passiv und wer wartet verfügt über weniger Macht, als der, der auf sich warten lässt. Was wäre aber, wenn man das Warten mit positiver Energie fülle und es nicht als Zeitverlust sondern als Zeitgewinn wahrnehme?

Die Künstler haben sich in unterschiedlichster Form mit der sozialen Praktik des Wartens beschäftigt und porträtieren Menschen in wartenden Situationen. Welche Strategien bzw. welche Identifikationsmuster lassen sich ableiten. Wer ist Wartender und wer lässt warten? Eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem sozialen Phänomen, welches unseren Alltag füllt.

© Leonore Mau
© Leonore Mau

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Von Hamburg in die Welt. Die Fotografin Leonore Mau

In der Ausstellung wird das Werk der Fotografin Leonore Mau anlässlich ihres  100. Geburtstags präsentiert. Ihre Arbeiten wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie GEO, Spiegel, ZEIT und Stern abgedruckt und sind von ihren Reisen geprägt. Ausgangspunkt ihrer Fotografie ist jedoch Hamburg. So dokumentierte sie in der 60er Jahren den architektonischen Wandel in Hamburg, aber machte sich ebenso das Alltagsleben der Hamburger zum Motiv. Die Ausstellung bietet also eine kleine Zeitreise zurück in die 60er bis 80er Jahre Hamburgs und der Welt und lässt euch bei dem einen oder anderen Bild mal schmunzeln. Eine tolle Ausstellung für einen Sonntagsausflug nach Klein Flottbek.

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