11 hervorragende Bücher für Herbst-Leseratten

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Lesefutter, so frisch wie warme Croissants! Schweinehund, Leseratte und Bücherwurm trommeln mit Messer und Gabel auf den Tisch und brüllen begeistert: „Wir haben Hunger! Wir haben Hunger!“ Hunger? Haben wir auch! Diese 11 Schmöker wollten wir gleich auf der Frankfurter Buchmesse verputzen. Denn, wenn auf dem Land Äpfel und Birnen leuchten, ernten wir einfach knackfrische Bücher. Und damit geht’s ab – vom herbstlichen Hamburg schnurstracks nach Paris, New York, Brüssel – oder wie wär’s mit Delhi? Anschließend tauchen wir mit den Kraken Octavia und Kali in den Ozean ab und meditieren in der Antarktis über die Stille. Ob in der fabelhaften Welt der Amélie Nothomb oder im QualityLand der Zukunft, wir sagen: Teetasse hoch, Schokolade raus, Leselampe an und – bon appétit! Was sind denn eure heißen Lesetipps?

1. Atem anhalten – Nanny mit Mordgelüsten

Louise ist die per-fek-te Nanny. Einziger Haken: Wir wissen, dass sie die zwei kleinen Kinder von Myriam und Paul ermorden wird. Dabei hat doch alles so gut begonnen. Wenn der Musikproduzent und die Anwältin abends groggy von der Arbeit kommen, sind die Kleinen friedlich, die Pariser Altbauwohnung glänzt, der Essenstisch ist gedeckt. Doch wer verbirgt sich hinter der traumhaften Mary Poppins mit dem puppenhaften Aussehen? Autorin Leïla Slimane entblättert Stück für Stück das Leben der mörderischen Louise. Ein faszinierendes Psychogramm zeichnet sich ab... In Frankreich gefeiert, wurde „Dann schlaf auch du“ nun endlich ins Deutsche übersetzt. Mit dem bekannten ersten Satz, der euch die Lampe vom Nachttisch haut.

Leïla Slimani: „Dann schlaf auch du“, Luchterhand Verlag

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2. Abtauchen – Rendezvous mit einem Oktopus

Kraken sind clever. Sie können tricksen, spielen, lernen, schmollen, Menschen erkennen und Kontakt aufnehmen. In ihrem preisgekrönten Buch erzählt Sy Montgomery auf unterhaltsame Weise von ihren Begegnungen mit den Wunderwesen des Meeres und fragt: Haben Kraken ein Bewusstsein? Die Forscherin muss es wissen: Sie hat bei ihrer Arbeit im New England Aquarium in Boston nicht nur einen, sondern gleich mehrere Oktopoden kennengelernt – und dabei wahre Persönlichkeiten entdeckt. Octavia etwa, die sich nur langsam auf Menschen einlässt. Kali, charismatisch und kontaktfreudig. Oder die sanfte, eher inaktive Karma. Ein herrlich abwechslungsreiches Sachbuch, das sich wie ein Roman liest.

Sy Montgomery: „Rendezvous mit einem Oktopus“, Mare Verlag

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3. Indisch lesen – im Ministerium des äußersten Glücks

Anjum erschafft sich ein eigenes, kleines Refugium - mitten auf einem Friedhof. Dort, in ihrem Gästehaus für Außenseiter, soll ihre Glücksrepublik herrschen. Denn, wenn das Glück in der Welt dort draußen nicht zu finden ist, dann bastelt Anjum es sich eben selbst. Es ist DER dicke, neue Indien-Schmöker. Im Zentrum: Anjum, eine Transgender-Frau in Delhi, und ihre Wahlverwandtschaften. Nach zwanzig Jahren ein nigelnagelneuer Roman von Arundhati Roy - und was für einer! Die Starautorin lässt ein Universum aus verschiedenen Charakteren und Handlungssträngen aufblühen. Und packt dabei mal wieder die ganz großen Themen der indischen Gesellschaft an: Globalisierung, Menschenrechtsverletzungen, hinduistische Nationalisten, Kaschmir-Konflikt. Lesen!

Arundhati Roy: „Das Ministerium des äußersten Glücks“, S. Fischer Verlag

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4. Adel, Garden Party, Wahrsager – Die fabelhafte Welt der Amélie Nothomb

Der hohe Adel hat es nicht leicht. Graf Henri Neville lebt mit seiner Familie auf einem maroden Schloss in den Ardennen, das er bald verkaufen muss. Auch mit seinen Lieben hat er seine Not: Eines Nachts büxt Sérieuse, seine 17-jährige Tochter, aus und wird von einer Wahrsagerin aufgelesen. Die prophezeit dem Grafen, dass er ausgerechnet auf seiner letzten Garden Party einen Gast ermorden soll. Kurzerhand macht Sérieuse ihrem Vater ein unmoralisches Angebot - „Töte mich“. Die fabelhafte Welt der Amélie Nothomb ist wie immer: intensiv, makaber, grotesk. Wer schaurig-komische Geschichten mag, der hat seine Schietwetter-Lektüre gefunden.

Amélie Nothomb: „Töte mich“, Diogenes Verlag

© Alexandra Brucker

5. Wo ist die absolute Stille? – Den eigenen Südpol finden

Erling Kagge weiß, was Stille ist. Er hat sie auf seinen Expeditionen zum Nord- und Südpol und zum Mount Everest erfahren. Aber wie erfahren wir Stille dort, wo es laut ist? Und was ist überhaupt Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je? Fragen, auf die der Weltenbummler dreiunddreißig Antworten gibt. Egal, ob wir den Mount Everest besteigen oder im Elbtunnel mitten im Berufsverkehr sitzen, jeder kann seinen eigenen Südpol finden. Aber pssst… wir sind einfach mal still.

Erling Kagge: Stille. Ein Wegweiser,  Insel Verlag

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6. Hausarrest im Grand Hotel – Ein Gentleman in Moskau

Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt – und das ausgerechnet im Grand Hotel Metropol, wo er von der ehemals großzügigen Suite in eine Dachkammer geschasst wird. Was tut ein charmanter Ex-Aristokrat in solch einer Enklave? Er breitet sein Leben in den weitläufigen Fluren des Hotels aus und schließt dort Bekanntschaften, Liebschaften und Freundschaften. Zum Beispiel mit einer lustigen Neunjährigen. Währenddessen toben außerhalb der Hoteltüren Krieg und Revolution… Ein intelligenter Superschmöker, fantastisch einfach erzählt, voller kultureller Assoziationen und Reflexionen, mit viel Spannung obendrein. Mit Graf Rostov schenkt Amor Towles euch einen grundsympathischen Hauptcharakter für kuschelige Herbstabende bei Tee und Gebäck.

Amor Towles: „Ein Gentleman in Moskau“, List Verlag

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7. Francie wartet schon – Zeitreise nach Brooklyn

Die elfjährige Francie Nolan ist eine unbändige Leserin, eine Süßigkeiten-Connaisseuse, eine genaue Beobachterin der menschlichen Natur – und sie hat einen Traum: Schriftstellerin werden. Im bunten, ruppigen Williamsburg von 1912 ist das eine knifflige Aufgabe. Hier brummen die Mietshäuser vor Zugewanderten und jeden Tag ist ein unbarmherziger Überlebenskampf angesagt. Setzt euch mit Francie auf die Feuertreppe, streckt die Nasenspitze in die Sonne und lest mit ihr um die Wette. Der Roman erhielt einen Pulitzer-Preis, die Verfilmung einen Oscar - und nun ist das Buch endlich wieder auf Deutsch erhältlich. Francie macht Lust auf Lesen, Leben und Bonbons.

Betty Smith: „Ein Baum wächst in Brooklyn“, Insel Verlag

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8. Großartige Schweinereien – Der geniale Brüssel-Roman

Am Anfang ist das Schwein. Es trabt durch die Straßen, die Menschen blicken ihm verwundert nach. Wo kommt es her? Wo will es hin? Niemand weiß es! Bei seinem Gang durch die Hauptstadt eilt es an vielen verblüfften Menschen vorbei, die der Erzähler auf diese Weise alle nacheinander und sehr elegant vorstellen kann. Ein Buch über Brüssel also! Und Schweine! Und Europa! Bauern demonstrieren mit Mistgabeln, ein Mord wird aus politischen Gründen vertuscht und David de Vriend, der letzte Überlebende des Holocaust, zieht ins Altersheim. Währenddessen erfährt die EU-Karriere der Griechin Fenia einen Knick. Ein Roman, der die Geschichten erzählt, aus denen Geschichte gemacht wird. Dringlich und leicht – der Deutsche Buchpreis 2017!

Robert Menasse: „Die Hauptstadt“, Suhrkamp Verlag

© Alexandra Brucker

9. Wir wissen, was du willst! – Willkommen im QualityLand

Willkommen in QualityLand! Hier läuft alles rund. Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Quality Partner weiß, wer zu dir passt. Das selbstfahrende Auto kann sogar Smalltalk. Pakete klopfen autonom an die Tür mit Ware, die ihr gar nicht erst bestellen musstet. Es reicht schon, wenn ihr an das Sixpack Bier denkt, um es sofort geliefert zu bekommen. Kein Mensch ist mehr gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Die Antwort auf alle Fragen lautet einfach immer: OK. Schöne neue Welt? Maschinenverschrotter Peter beschleicht das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Der „Känguru“-Autor Marc-Uwe Kling hat wieder zugeschlagen. „QualityLand“ hat er gleich in zwei Ausgaben geschrieben; eine für Optimisten, eine für Pessimisten. Die Apokalyptiker-Version hat sich in Deutschland übrigens bisher besser verkauft. Wir kleinen Miese-Peter und Griesgram-Lisas!

Marc-Uwe Kling: „QualityLand“, Ullstein Verlag

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10. New Yorker Prunk – Im Golden House

Salman Rushdie hat mal wieder Sätze fliegen lassen und Wörter verzaubert. In „Golden House“ erzählt er die opulente Familiensaga um den mächtigen Immobilien-Tycoon Nero Golden, der unter mysteriösen Umständen in die USA kommt und sich an der Spitze der New Yorker Gesellschaft etabliert. Jeder Satz glitzert, jedes Wort ist golden, jede Seite mit Zitaten verziert. Rushdie spinnt die Geschichte des amerikanischen Zeitgeistes in den letzten acht Jahren. Und fett thront mittendrin einer, der uns doch ziemlich bekannt vorkommt: Trump mit grünen Haaren.

Salman Rushdie: „Golden House“, C. Bertelsmann Verlag

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11. Sind wir Freunde? – Fabers Clique

Drei jugendliche Freunde: die burschikose Madelaine, der schüchterne Basile und der charismatische Faber. Als Basile und Madelaine in der Schule gemobbt werden, rettet Faber die beiden aus den Fängen ein paar übler Schläger - Ausgangspunkt für eine tiefe Freundschaft. Dann der Zeitsprung. Wieder treffen wir auf die Drei. Doch diesmal ist die Ausgangslage eine vollkommen Andere. Faber lebt inzwischen als Eremit, verloddert, hat fast alles verloren. Basile und Madelaine kümmern sich um den Gestrandeten und gehen Fabers Rätsel auf die Spur – der alten Freundschaft natürlich noch verbunden. Doch ist es wirklich so? Mit diesem Roman packt und schüttelt uns der französische Philosophie- und Literaturstar Tristan Garcia mal eben gehörig durch. Dabei kommt ein raffiniertes Verwirrspiel mit richtigen und falschen Fährten heraus, für Rätsel- und Spurensucher wie geschaffen.

Tristan Garcia: „Faber, der Zerstörer“, Wagenbach Verlag

© Alexandra Brucker
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