11 Gedanken zu Steffen Hensslers neuem Restaurant "Ahoi"

© Franzi Simon

Nach einer mehrmonatigen Umbauphase hat am Samstag Steffen Hensslers neues Restaurant in der Innenstadt eröffnet. Mitten in der Spitalerstraße liegt das "Ahoi". Kenner wissen natürlich, dass genau da vorher das Traditionsrestaurant "Daniel Wischer" jahrzehntelang Mieter war – hier hat schon mein Vater als lütter Jung gegessen. Nun also ist daraus das dritte Restaurant des Fernsehkochs geworden. Wir haben 11 Gedanken aufgeschrieben, die uns bei der Eröffnung durch den Kopf gingen.

1. Äh, ist das jetzt 'ne Restaurant-Eröffnung oder 'ne Reality Show?

Klar, bei einer Presseveranstaltung erwartet man natürlich viele Redakteure mit Fotokameras. Beim Betreten des neuen Henssler-Ladens frage ich mich allerdings, ob irgendwo gleich Kim oder Kylie oder irgendeine andere der Kardashians durch die Tür kommt. In jeder Ecke stehen Kameras (und zwar die WIRKLICH großen), Kabel schlängeln sich über den Boden und Strahler sind aufgebaut. Sheesh, geht's hier um's essen oder um eine Pressekonferenz der Bundeskanzlerin.

2. Ganz schön...verhipstert.

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Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber für mich war "Daniel Wischer" eine echte Institution und zwar schon lange bevor es die Fish and Chips vor der Tür auf die Hand gab. Hier hat schon mein Papa als Knirps mit meiner Uromi gesessen, Fassbrause geschlürft und Backfisch mit Kartoffel-Speck-Salat gefuttert. Statt der Holzvertäfelung gibt es jetzt eine Backsteinwand mit großem Streetart-Wal, statt Papierunterleger karierte Servietten und Kupfer-Besteck. Von der Decke baumeln die unvermeidlichen Glühbirnen und überall ist viel, viel Grau. Das sieht nicht scheiße aus, aber auch nicht spannend oder innovativ.

3. Bühne auf für den Herrn Fernsehkoch

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Henssler ist natürlich kein Unbekannter. Deswegen startet er direkt mit einer Rede zur Eröffnung des Ladens. Sein Bruder Philipp steht schüchtern lächelnd daneben und sagt – nichts. Nach der Ansprache (die irgendwo auch live übertragen wurde) gibt es erst Fotos vor dem Restaurant und dann startet das Blitzlichtgewitter vor der "Ahoi" Wand im hinteren Teil des Restaurants. Richtig mit "Steffen, guck nochmal hierher"-Gebrülle und so. Ich komm mir vor wie bei den Oscars. Und hab Hunger.

4. Maaann, wo bleibt denn das Essen?

Klar, für viele ist die Headline "Henssler eröffnet neues Restaurant" und ein Foto vom grinsenden Steffen das Wichtigste. Ich will aber auch endlich mal das Essen probieren, deswegen bin ich ja da! Stattdessen gibt es eine Stunde lang nur Gequatsche und Fotos schießen, während die "Geschmacksträger" (so heißen hier die Kellnerinnen und Kellner) auf ihren Auftritt warten.

5. Na, immerhin schonmal was zu knabbern.

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Während die Fernsehteams und Kollegen der Tageblätter also Schlange stehen, knabber ich etwas gelangweilt am salzigen Popcorn. Das gibt es nämlich im "Ahoi" statt Brot vorweg. Natürlich im pastellfarbenem Emaillebecher. Ich verbringe die restliche Wartezeit damit, ein #instafame Bild zu schießen. Dabei ordne ich die farblich passende Serviette und die heruntergefallen Körner immer wieder anders an. Schön.

6. Was gibt es auf der Karte eigentlich NICHT?

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Die Jungs aus der Küche (genannt "Die Wilde Dreizehn"...) müssen etwa 10 Gerichte kochen – die Auswahl auf der Karte ist allerdings so haarsträubend, dass kein Konzept erkennbar ist. Klar, in Hensslers Restaurant gehört Sushi natürlich dazu. Aber auch Burger, Schnitzel, Backfisch und Apfelstrudel?!

7. Sushi, das kann er, der Steffen.

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Als Erstes darf das Sushi mit knusprigem Scampi probiert werden: Schmeckt! Wäre ja auch schlimm, denn schließlich war das Henssler & Henssler eines der ersten Restaurants, das Sushi in Deutschland angeboten hat. Setzen wir also einen Haken hinter.

8. Ist das – was ist das?!

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Zu früh gefreut. Als nächstes darf die Sushi Variation mit Süßkartoffel und Kokos probiert werden. Schmeckt wie eingewickelter Milchreis in Algenblätter und das ist echt nicht lecker. Sorry, aber das Experiment hätte man sich sparen können.

9. Wo ist mein Kartoffel-Speck-Salat?

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Nach dem Sushi-Erlebnis wird Backfisch serviert. Den ich natürlich genauestens unter die Lupe nehme, es heißt also Henssler versus Wischer. Und, wie sollte es anders sein, der Punkt geht klar und deutlich an "Daniel Wischer". Mir fehlt die dicke Panade, der Kartoffelsalat mit Speck und ich will den Gurkensalat nicht aus einem blöden Weckglas pulen. Vielleicht bin ich zu nostalgisch, aber das haut einfach nicht hin, Steffen.

10. Der Kuchen rettet, was schon fast verloren ist.

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Als Nachtisch gibt es Apfelkuchen mit Schlagsahne. Und der haut nochmal ordentlich was raus, denn er ist wirklich lecker. So richtig Oma-mäßig mit ordentlich Zucker und groben Apfelstücken und Rosinen.

11. Das wird einfach nichts mit uns.

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Nichts an dem Laden von Henssler ist wirklich schlecht. Der Laden sieht vernünftig aus, das Essen ist mehr oder weniger gut, die Preise sind für die Lage völlig okay. Aber irgendwie passt das einfach nicht hin mit mir und dem "Ahoi". Ich werde dann wohl doch lieber in die Steinstraße gehen, wo die letzte "Daniel Wischer" Filiale in Hamburg noch überlebt hat. Ahoi, Henssler!

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