11 Gedanken, die ich bei der Hamburger Premiere von "Robin Schulz – The Movie" hatte

© Kevin Goonewardena

Schulz ist der Name der Stunde – und das nicht nur wegen SPD-Martin! Das Osnabrücker Pendant zum vermeintlichen Heilsbringer aus Würselen heißt Robin, ist DJ und vor allem durch seine Neuinterpretationen von Werken anderer bekannt. Da die Zeit im Popbusiness auch für jemanden, der über den "Club der 27" hinaus ist, morgen schon vorbei sein kann, wurde das Leben von DJ-Schulz nun verfilmt. Osnabrück, S. Oliver und geringe Internetgeschwindigkeit – nur drei Gedanken, die mir bei der Premiere in Hamburg am vergangenen Freitag durch den Kopf gingen.

1. Braucht man das oder kann das weg?

Bekanntheit erlangte Robin Schulz 2013 durch diverse Remixe, heißt es etwa im größten Onlinenachschlagewerk der Welt. Vier Jahre und zwei Alben später endlich die cineastische Retrospektive auf sein Lebenswerk – und das auch noch rechtzeitig ein paar wenige Tage vor den Academy Awards! Saubere On Point-Landung! Wie, „Moonlight“ hat gewonnen? Von wegen, auch der Umschlag wurde vertauscht. 

2. So bodenständig!

Botschaft des Films: Der Robin ist ein ganz normaler Junge, der schon mit fünf nur eines wollte – Musik machen. Und bei seinen Freunden sein. Und bei Mama. Später dann bei den Fans. In intimen Venues vor 10.000 Menschen fühlt sich Robin so wohl wie in großen Stadien – sofern er nicht seinen USB-Stick vergessen hat. Interviews geben, Promo machen – das gehört eben ab einer gewissen Größe dazu. Aber zum Glück gibt’s ja die Leute von seiner Plattenfirma, die kümmern sich um alles. Und das Beste: Die wissen einfach, wie es ist, wenn man von ganz unten kommt.

3. Der kleine Robin möchte nicht aus Osnabrück abgeholt werden

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In seiner Heimatstadt fühlt sich Robin Schulz am wohlsten – er wird nicht müde, das in seinem Film zu betonen. Seine Wurzeln solle man nicht vergessen und deswegen sei neben Osnabrück – natürlich – seine Mama das Wichtigste in seinem Leben. Sein Manager findet hingegen, dass sich in Osnabrück nicht mal Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen würden: die seien schon lange abgehauen. Für Schulz unvorstellbar – was würde dann aus Mama werden? 

4. Fortsetzung folgt

Robin und sein Team stört der dieses Mal noch verpasste Oscar-Sieg wenig, denn sie wissen: „Robin Schulz – Meine Heimat, Osnabrück“ kommt schon Weihnachten in die Kinos. Gedreht wird im Hotel, Flugzeug und Münster – merkt eh keiner. Geplant: Mehr Teile als „Fast and the Furious“ drehen – bei so einem spannenden, vielseitig aufgestellten und tiefgründigen Künstler wie Schulz gar kein Problem.

5. Huch, bin ich alt!

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Die über den Roten Teppich laufenden Stargäste lassen sich in zwei Kategorien einteilen – Ex-MTVIVA Moderator*innen der zumeist C-Kategorie, von denen ich seit Myspace-Zeiten nichts mehr gehört habe, und Gesichter des Web 2.0, die ich nicht kenne. Ich knipse trotzdem alles, was vor der Logowand steht – zum Beispiel kleine, grauhaarige Frauen in Rosa.    

6. Verdammt, das Internet lahmt!

Connected sind heute nicht nur die Stereo MCs – auch ich! Nur blöd, das mein Internet im Kinosaal so langsam ist. Meine in den virtuellen Äther abgesetzten Nachrichten erreichen erst nach gefühlter Ewigkeit ihre Empfänger – first world problems?! Pfff …

7. Des Robins neue Kleider

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Robin Schulz ist passend zur Filmpremiere unter die Designer gegangen. Oder zumindest die Entwürfe durch seine Hände zur Abnahme. Gekrallt hat sich den niedersächsischen Schwiegermutterliebling S. Oliver für seine trendige Linie „QS designed by“. Damit befindet sich Schulz in so illustrer Gesellschaft wie Helene Fischer, die sich für Tchibo hergab oder Jette Joop, die für das Bonusprogramm von Penny ein paar Handtücher designt hat. Deutsche Wirklichkeit, Anno 2017. Nebst dem Pop-Up Store, trug natürlich – ganz zufällig – sämtliche A-Z Prominenz seine Mode auf der Premiere.

8. Die Häppchen sind aber lecker!

Plattenfirma und Bekleidungsunternehmen haben zum Filmstart richtig aufgefahren und Kaiserwetter arrangiert– und das völlig uneigennützig! Wie gut, das ich mir das Abendessen gespart habe. Leider ist David Guetta bei der Premiere nicht zugegen – dabei ist der nicht nur ein Buddy von Schulz, sondern sogar bei der gleichen Plattenfirma. Und dem gleichen Management. Hat er etwa auch die gleiche Mutter?

9. Perfekt geeignet für einen Familienausflug!

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Auf der Premiere sind besonders die Berufsgruppen YouTuber*innen, Instagramer*innen und Influencer*innen vertreten – was man halt so macht, wenn man vormittags in der 11. Klasse rumhängen muss. Und C-Promis, die offensichtlich alle QS tragen. Wer nicht mehr die Schulbank drückt und auch nicht prominent ist oder sich dafür hält, der ist mit Papa und Mama da. Denn während Europas Grenzen wieder dicht gemacht werden, verbindet die Musik die Menschen auch ohne Schengen: So kann sich Papa hier an seine rebellische Jugend (Deep Purple – The Very Best Of) erinnert fühlen, Mutti an die Hintergrundmusik im Kaufhof und die knietief in der Pupertät steckenden Kiddies haben einfach keinen Bock, schon um 22 Uhr zu Hause sein zu müssen. Also alle rein in die Straßenbahn und ab zum Konzert – wie aufregend! Oder eben zur Kinopremiere.

10. Wieso spielen meine Möbel eigentlich nicht mit?

Mein Tisch hat mehr Ecken und Kanten, nämlich vier. Und meine Badewanne – wie tief ist so eine Badewanne eigentlich ? Sollte ich mal nachmessen.

11. Wo sind die Robin Schulz-Masken?

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Immerhin gibt es Pappaufsteller in Beinahe-Lebensgröße – schätze ich. Und Popcorntüten mit seinem Konterfei. Und Tshirts. Und Jacken. Die muss man aber kaufen. Wie gut, dass "QS designed by" einen Pop Up-Store im Foyer eingerichtet hat. Just for the case natürlich.

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