11 Gedanken, die eine Hamburgerin in Kolberg (Polen) hat

© Lisa Schleif

Urlaubsplanung im Jahr 2017 ist alles andere, als ein Zuckerschlecken: Airlines kloppen Fluggäste, Airlines schaffen es nicht, dass ihre Flieger pünktlich abheben und die Deutsche Bahn ist nun Mal die Deutsche Bahn. Da ich aber ohnehin nicht viel Wert auf ferne Ziele lege, was den Urlaub betrifft, fiel unsere Wahl auf Kolberg, eine schöne Hafenstadt in Polen. Als Hamburgerin schießen einem dort viele Gedanken durch den Kopf:

1. Machen hier alle deutschen Rentner auf einmal Urlaub?

Beim ersten Besuch des Frühstücksbuffets steht fest – hier sprechen mehr Leute deutsch, als polnisch. Auf den Versuch, die Oma beim Eintritt in die Sauna mit „dobry wieczór“ zu begrüßen, reagiert diese trotzdem wie selbstverständlich mit „guten Abend.“ An der Promenade wird sich komplett auf die deutschen Rentner konzentriert – „wir bedienen gerne deutsche Rentner“ steht auf Aufstellschildern vor Apotheken. Na da hat sich mein schweißtreibender Polnischkurs an der Uni ja gelohnt.

2. Kann ich mich bitte nur von Softeis ernähren?

Das Softeis in Hamburg kann man in die Tonne kloppen, wenn man erst einmal das Lody in Polen probiert hat. Das gibt’s hier in unfassbar vielen Varianten und für umgerechnet nur 1,50 Euro. Am besten schmeckt mir die Vanilleversion mit Krówki Soße. Die Bounty Variante mit knackiger Schokolade und Kokosraspel schmeckt aber auch geiler als jeder McFlurry.

3. Warum sind alle Polinnen so super dünn bei dem deftigen Essen?

Nach einer Woche Kolberg fühle ich mich in meinem Bikini wie das Sams. Es bleibt mir ein Rätsel, wie die Polinnen bei dem deftigen Essen und den vielen süßen Köstlichkeiten so super dünn bleiben können. Meine Oma würd’s auf die Gene schieben.

4. Wieso machen die Polen überall Ketchup drauf?

Ich habe eine extrem große Abneigung gegen Ketchup. Das liegt vielleicht daran, dass mein Zahnarzt und meine Eltern mir von klein an eingetrichtert haben, dass Ketchup die Laibspeise von Karies und Baktus ist. Die Polen sehen das nicht so eng. Hier wird überall – wirklich überall – Ketchup draufgeschmiert. Beim Bäcker liegen die belegten Brote schon ketchupbereit hinterm Tresen. Auf Pizza, Zapiekanka und wahrscheinlich sogar auf Sushi wird die Ketchuptube ausgequetscht. Bah! Bestellt man sein Essen explizit ohne Ketchup, erntet man schockierte Blicke.

5. Ich bin die Königin der Welt – Leben wie in DM Zeiten

Ein Urlaub in Polen ist unfassbar günstig. Der Wechselkurs lag in unserem Urlaub meist bei 4,12 Zloty/Euro. Für unser Geld haben wir dort definitiv mehr bekommen, als in Hamburg. Jeden Abend Essen gehen und drei Eis pro Tag konnten wir hier aus der Portotasche bezahlen.

6. Wieso kriegen die Polen das Rührei so viel geiler hin, als die Deutschen?

Die Polen haben nicht nur mehr Ahnung von Wurstwaren, als die Deutschen – sie sind ihnen auch in Sachen Rührei um einiges voraus. Das Ei hat den perfekten Grad an Schlotzigkeit und ist trotzdem nicht ekelig roh und wabbelig.

7. Honig überall!

In Kolberg gibt es noch Vertrauen in die Menschheit. Hier steht an jeder Ecke eine kleine Honigbude mit verschiedensten Sorten Honig. Das Besondere: kein Verkäufer steht hinter dem Stand. Das Geld wirft man in eine Sparbüchse, die an dem Stand befestigt wurde. Sowas wäre in Hamburg wahrscheinlich nicht mehr möglich.

8. Bei den Bierpreisen halte ich einfach den ganzen Urlaub über meinen Pegel

Bier kostet in Polen gefühlt nichts. Ob im Restaurant oder im polnischen Späti – nur das Trinkverbot in der Öffentlichkeit hält mich davon ab, den ganzen Tag meinen Pegel zu halten (oder zumindest tagsüber auf undercover Spaziergeh-Mische umzusteigen).

9. Geräucherter Fisch an jeder Ecke

Eigentlich besteht die Promenade in Kolberg nur aus Softeis-, Waffel- und Fischbuden. Kein Wunder, denn darauf fahren die deutschen Rentner besonders ab und öffnen gerne das Portemonnaie. Auf Räucherfisch ist mein kulinarischer Gaumen leider nicht ausgerichtet, aber lecker sieht es definitiv aus.

10. Hier könnten Veganer es ziemlich schwierig haben

Nach einer Woche in Kolberg fühle ich mich miserabel, als wir auf der Autobahn am Schweinetransporter vorbeifahren. Im Alltag esse ich wenig Fleisch, doch im Urlaub kann ich einfach nicht auf die köstlichen polnischen Bacon Cabanossi verzichten. Vegetarier finden in Polen viele leckere Gerichte in der Karte. Veganer könnten es jedoch ziemlich schwierig haben.

11. Hier fangen die Leute definitiv früher an, Familie zu gründen

In Polen scheint die Familiengründung sehr viel früher zu beginnen. Mädels in meinem Alter laufen mit einem Kind an der Hand und einem weiteren im Kinderwagen umher, während das einzige, das ich in meiner Hand halte, eine Flasche Bier ist. Nun gut – ich lass mir da lieber noch ein paar Jahre Zeit.

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